Kostensteigerung und Investitionen:Trinkwasser wird teurer

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Investitionen in die Wasserversorgung wie der Bau eines neuen Brunnens bei Garatshausen wirken sich auf die Gebühren aus. Der symbolische erste Spatenstich mit Bürgermeistern und Mitarbeitern liegt nun gut drei Jahre zurück. (Foto: Nila Thiel)

Das gemeinsame Kommunalunternehmen in den Gemeinden Feldafing und Pöcking erhöht die Gebühren um mehr als 70 Prozent.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Das Trinkwasser in den Gemeinden Feldafing und Pöcking ist seit Beginn dieses Jahres teurer. Der Kubikmeter kostet nun 3,49 Euro, bisher waren es 2,03 Euro. Das ist eine Steigerung um mehr als 70 Prozent. Die Grundgebühr wurde sogar um 150 Prozent von 48 auf 121,20 Euro erhöht. Das hat viele Gründe, wie etwa die Verdoppelung der Energie- und Baukosten. Einer der Betroffenen ist Bernd Joch aus Pöcking. Was ihn besonders verärgert, ist die Kostensteigerung durch geringeren Wasserverbrauch. „Wenn die Leute Wasser sparen, werden sie bestraft“, glaubt er. Eigentlich müssten seiner Ansicht nach bei geringerem Verbrauch die Kosten sinken.

„Die Leute sehen nur den einen Punkt unter vielen. Aber das Hauptthema sind die gestiegenen Gesamtkosten“, erklärt der Pöckinger Bürgermeister Rainer Schnitzler die Sachlage. Der Verbrauch sei von 50 auf 40 bis 44 Kubikmeter pro Person gesunken. Die Fixkosten blieben dagegen gleich und müssten umgelegt werden. „Das ist reine Mathematik“, sagt Schnitzler. Nach seinen Angaben muss das gemeinsame Kommunalunternehmen für die Wasserversorgung in Feldafing und Pöcking kostendeckend arbeiten. Verluste dürften nicht aus Steuermitteln ausgeglichen werden, die Gemeinden hätten wegen der klammen Finanzsituation ohnehin keine Spielräume. „Es ist alles gesetzlich geregelt, wie kalkuliert werden muss.“

Nicht nur Material- und Baukosten für Reparaturen seien auf 800 bis 1000 Euro pro laufenden Leitungsmeter gestiegen, auch die Instandhaltung des 86 Kilometer langen Leitungsnetzes habe zu erheblichen Kostensteigerungen geführt. Die Tariflöhne seien gestiegen, und gesetzliche Vorschriften für Arbeitsmanagement, Risikomanagement oder Cybersicherheit hätten sich ebenfalls auf die Kosten niedergeschlagen.

Zudem stünden Investitionen in Technik, Sicherheit und Infrastruktur an. Für etwa zwei Millionen Euro müsse ein neuer Brunnen in Garatshausen gebaut werden. Darüber hinaus musste laut Schnitzler beispielsweise eine Blackout-Vorsorge getroffen werden. Ein Notstromaggregat gewährleiste nun, dass die Pumpen bei einem Stromausfall für mindestens drei Tage weiterlaufen. „Das kostet alles“, sagt der Bürgermeister. Weil das Pöckinger Wasser zu viel Eisen und Mangan enthalte, sei eine Aufbereitungsanlage notwendig, die ebenfalls viel koste.

Mit gestiegenen Material- und Baukosten sowie Investitionen in Technik und Sicherheit erklärt der Pöckinger Bürgermeister Rainer Schnitzler die Gebührenerhöhung. (Foto: Georgine Treybal)

Wie die Vorständin des Kommunalunternehmens, Yvonne Kolle, erläutert, wird der Wasserpreis nur alle vier Jahre kalkuliert. So seien die Gebühren in den vergangenen Jahren gleichgeblieben, obwohl sich die Kosten nahezu verdoppelt hätten. Das habe zu einer Unterdeckung von etwa 1,9 Millionen Euro geführt. „Das müssen wir alles wieder hereinholen“, erklärt die Chefin des Kommunalunternehmens. Mit den neuen Wasserpreisen müsse also nicht nur die Kostensteigerung abgedeckt werden, sondern auch der Verlust der vergangenen Jahre.

Die Wasserversorgung Feldafing Pöcking g KU versorgt 10 000 Bürger. In den beiden Gemeinden werden durchschnittlich 660 000 Kubikmeter Wasser verbraucht. Dass der Verbrauch rückläufig ist, liege daran, dass Großabnehmer wie die Hotels Residence und Kaiser Elisabeth weggefallen sind. Kolle geht aber davon aus, dass der Wasserverbrauch wieder steigt, wenn im nächsten Jahr die 136 neuen Wohnungen auf der Feldafinger Höhe fertiggestellt werden.

Wenn einzelne Bürger ihren Verbrauch einschränkten, habe das keinen größeren Einfluss auf den Wasserpreis, wohl aber auf den eigenen Geldbeutel.  Wer weniger verbrauche, müsse weniger bezahlen. Daher rät auch Bürgermeister Schnitzler, der Umwelt zuliebe Wasser zu sparen.

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