Wahlkampf:Wohnen am Wiesengrund

Christiane Kern, SPD-Kandidatin für den Landtag, informiert sich über das Einheimischen-Modell der Stadt Starnberg

Von Peter Haacke, Starnberg

Bezahlbarer Wohnraum gilt der SPD im bayerischen Landtagswahlkampf als eines der vordringlichsten Themen, denn insbesondere für mittlere und untere Einkommensgruppen wird es zunehmend schwerer, kostengünstige Wohnungen zu finden. Immobilien- und Mietpreise steigen unaufhörlich - vor allem auch im Landkreis Starnberg. Christiane Kern, SPD-Bewerberin im Wahlkreis Starnberg um das Direktmandat im Landtag, kennt das Problem. Im Rahmen ihrer Wahlkampf-Radtour machte die Polizistin am Mittwoch Station in Starnberg.

Große Hoffnungen setzt der Starnberger Stadtrat schon seit Jahren auf eine Linderung der Wohnungsnot durch das geplante Einheimischenmodell "Am Wiesengrund": Auf 35 000 Quadratmeter Grund soll am südlichen Stadtrand an der Gemeindegrenze zu Pöcking eine neue Siedlung realisiert werden. Alt-Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger hatte das Grundstück auf Anregung der SPD bereits 2006 mit der Vorgabe erworben, Sozialwohnungen und Wohnraum für Einheimische darauf zu errichten. Erst zehn Jahre später tauchte das Thema Anfang 2016 wieder auf. Der Plan: Bis spätestens 2022 soll das Areal bebaut sein, rund 120 Wohneinheiten sollen entstehen. Doch es gibt noch eine Reihe ungeklärter Fragen.

Wahlkampf: Besichtigen das Areal "Am Wiesengrund" in Starnberg (v.li.): Frank Hauser, Christiane Kern, Milan Edelstein, Sissi Fuchsenberger und Christiane Falk.

Besichtigen das Areal "Am Wiesengrund" in Starnberg (v.li.): Frank Hauser, Christiane Kern, Milan Edelstein, Sissi Fuchsenberger und Christiane Falk.

(Foto: Arlet Ulfers)

Auf ihrer Radtour durch den Landkreis informierte sich Landtagskandidatin Kern in Begleitung von SPD-Bezirkstagskandidatin Sissi Fuchsenberger über den Stand des Bauvorhabens in Starnberg. Auf grüner Wiese berichteten Ortsvereinsvorsitzender Frank Hauser und Stadträtin Christiane Falk über die aktuelle Situation zum Projekt "Am Wiesengrund". Ihr dringender Appell: Angesichts des enormen Drucks dürfe dem Vorhaben "nichts mehr in den Weg gelegt werden", sagte Hauser, und Falk ergänzte: "Alle sind für das Projekt, wir sollten schnellstmöglich bauen" - zumal das Interesse der Bevölkerung am möglichen Erwerb von Einfamilienhäusern und Geschosswohnungen enorm ist.

Doch ganz so schnell wird es nicht gehen. Zwar ist die Erschließung des Areals über die Waldspielplatz-Siedlung grundsätzlich gesichert, noch besser aber wäre eine direkte Anbindung an die Bundesstraße 2. Doch da machen das Staatliche Bauamt und die Nachbarn nicht mit: Das Bauamt bangt um den Verkehrsfluss auf der B2, betroffene Grundstückseigner zur Anbindung an einen schon vorhandenen Rad- und Wirtschaftsweg am Schmalzhof lehnen einen Ausbau zur Straße ab. Potenzielle Käufer eines Eigenheims wissen bislang nicht, mit was sie zu rechnen haben. Aktuelle Spekulationen zum Erwerb eines Einfamilienhauses starten bei rund einer halben Million Euro. Und über Vergabekriterien und Kosten der Wohnungen im geplanten Geschosswohnungsbau wurde bislang noch gar nicht gesprochen.

Wahlkampf: SZ-Grafik

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Die SPD-Fraktion hatte bereits 2016 im Stadtrat einen Antrag zur "Sozialen Bodennutzung" - kurz: Sobon - nach Münchner Vorbild gestellt, die auch in anderen Kommunen im Kampf gegen Wohnungsnot und teure Grundstückspreise helfen soll. Es folgte ein Antrag zum Konzeptionellen Wohnungsbau, berichtete Hauser. Auch die Gründung einer professionell gemanagten städtischen Wohnungsbaugesellschaft sei wünschenswert: Grundstock hierfür könnten Wohnungen und bebaubare Grundstücke in städtischem Eigentum sein, sagte Falk. Doch die SPD-Anträge liegen laut Hauser "alle bei der Stadtverwaltung auf Halde."

Landtagskandidatin und Kriminalhauptkommissarin Kern nahm auf ihrem roten Radl einen zwiespältigen Eindruck mit auf den Heimweg: Sie dachte auch an junge Polizeibeamte, die im teuren Starnberg vergeblich Wohnungen suchen und daher nur kurz bleiben.

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