Demokratie:Fünf Stimmen Vorsprung bei Bürgermeisterwahl - doch es geht noch knapper

Im bayerischen Krailling trennen die Kandidaten nur 0,14 Prozentpunkte. Bei manche Wahlen ging es noch enger zu. Ein Überblick.

Von David Costanzo

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Krailling Bürgermeisterwahl

Quelle: Nila Thiel

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0,14 Prozentpunkte Vorsprung

So knapp ist es im Landkreis Starnberg noch nie zugegangen: Lediglich fünf bei insgesamt 3532 gültigen Stimmen liegen bei der Bürgermeisterwahl in Krailling zwischen Henrik Jörgens (CSU, ganz links im Bild) und Rudolph Haux (FDP), die damit am kommenden Sonntag in die Stichwahl gehen. Die beiden trennt damit nur eine Differenz von 0,14 Prozentpunkten. Nach der Nachzählung am Montag schied Adrienne Akontz (Grüne) mit nur vier weiteren Stimmen Rückstand aus.

Konrad Schlier ist neuer Bürgermeister von Bergtheim

Quelle: Daniel Karmann/dpa

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100 Prozent Zufall

Per Bürgermeister-Lotterie ins Amt: Konrad Schlier (CSU) hat sich bei der Kommunalwahl 2008 in der unterfränkischen Gemeinde Bergtheim tatsächlich per Losentscheid durchgesetzt - nach einem Patt. Bei der Stichwahl hatte zunächst sein Konkurrent Robert Kremling (Freie Wähler) mit 899 zu 898 Stimmen vorne gelegen, er wurde am Wahlabend noch zum neuen Bürgermeister der 3500-Einwohner-Gemeinde erklärt. Der Wahlausschuss erkannte ihm jedoch eine Stimme wieder ab: Bei einer Überprüfung fiel ein Stimmzettel auf, der bei beiden Kandidaten mit einer Markierung versehen war. Bei Stimmengleichheit entscheidet nach dem bayerischen Kommunalwahlgesetz das Los. Bei der Ziehung aus einer Pappbox hatte Schlier mehr Glück. Er sitzt bis heute auf dem Chefsessel im Rathaus.

Edmund Stoiber und Gerhard Schröder während TV-Duell, 2002

Quelle: DPA-SZ

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0,01 Prozentpunkte Vorsprung

Edmund Stoiber (CSU) wähnte sich als Bundeskanzler, als er am Abend der Bundestagswahl 2002 um 18.47 Uhr vor die Kameras trat. Erste Hochrechnungen sahen die Union vor der SPD von Amtsinhaber Gerhard Schröder. Der Wahlkrimi nahm ein anderes Ende: Beide erzielten 38,5 Prozent, die Sozialdemokraten lagen allerdings genau 6027 Stimmen vor CDU und CSU - bei 48 Millionen Wählern. Das entspricht einem Vorsprung von 0,01 Prozentpunkten. Schröder konnte die Koalition mit den Grünen fortsetzen. Die Wahl war auch aus anderen Gründen denkwürdig: Erstmals traten Kanzlerkandidaten zu zwei Fernsehduellen an. Zuvor war die Entscheidung über Stoibers Kandidatur beim "Wolfratshauser Frühstück" gefallen, Angela Merkel ließ dem bayerischen Ministerpräsidenten den Vortritt - und schlug Schröder 2005.

Berlusconi versus Prodi - TV-Duell in Italien

Quelle: Maurizio Brambatti/dpa

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0,07 Prozentpunkte Vorsprung

Italien hat viele unterirdische Wahlkämpfe erlebt, aber die Auseinandersetzung vor den Parlamentswahlen im Jahr 2006 bewerteten Beobachter seinerzeit als die niveauloseste seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Der skandalumwitterte Ministerpräsident Silvio Berlusconi ging mit seinem Mitte-rechts-Parteienbündnis mit bis zu acht Prozentpunkten Rückstand in den Wahlkampf mit dem früheren EU-Kommissionspräsidenten Romano Prodi. Berlusconi konnte Boden gutmachen, indem er zu immer neuen Steuerversprechen und Beschimpfungen griff, in denen die Bezeichnung männlicher Genitalien eine Rolle spielte. Er verlor dennoch knapp: Prodis Mitte-links-Allianz konnte in der Kammer einen Vorsprung von 24 755 Stimmen bei 38 Millionen Voten über den Wahltag retten, ein Vorsprung von 0,07 Prozentpunkten.

Hillary Clinton und Donald Trump

Quelle: Gary He/dpa

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2,1 Prozentpunkte Rückstand

Wenn das Wahlsystem mitspielt, können Kandidaten sogar aus einem deutlichen Rückstand einen Vorsprung machen: Donald Trump konnte bei der Präsidentschaftswahl 2016 nur 63 Millionen US-Amerikaner überzeugen. Kontrahentin Hillary Clinton erzielte 65,9 Millionen Stimmen und gewann damit den "Popular Vote" - auch wenn Trump hinterher mehrfach das Gegenteil behauptete. Bei insgesamt 137 Millionen Stimmen betrug sein Rückstand 2,1 Prozentpunkte. Da Trump jedoch Bundesstaaten mit mehr Wahlmännern für sich entscheiden konnte, erreichte er eine Mehrheit im Electoral College, das mit 304 Stimmen für ihn und mit 227 Stimmen für Clinton votierte. Das gleiche war zuvor George W. Bush gelungen, der 2000 im Popular Vote mit einer halben Million Stimmen Al Gore unterlegen war und Präsident wurde.

© sz.de/dac/frie
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