Kein übertriebenes Wachstum in schwierigen Zeiten, keine großen Insolvenzen und solide Zahlen: Die Volks- und Raiffeisenbank (VR) Starnberg-Herrsching-Landsberg präsentiert sich auch 2024 mit einem Top-Ranking. Der dreiköpfige Vorstand zog im Jahrespressegespräch eine positive Bilanz. „Der VR-Bank geht’s gut“, konstatierte der Vorsitzende Thomas Vogl in Begleitung seiner Stellvertreter Konrad Hallhuber und Cyrus Ahari. Die in der Region verwurzelte Genossenschaftsbank bleibe eine verlässliche und präsente Konstante für Privatkunden und die heimische Wirtschaft. Gleichwohl steht das Kreditinstitut angesichts einer geplanten Fusion im Herbst mit der VR-Bank Werdenfels vor großen Aufgaben.
„Es war für uns alle ein wirres Jahr“, sagte Vogl im Rückblick auf 2024. Die Situation in der Ukraine, das Aus für die Ampel-Koalition, die Präsidentschaftswahlen in den USA, Bauern-Demos, die Krise in der Bauwirtschaft oder die verfehlte Ausgabenpolitik des Bundes: Das alles „bewegt auch die Banker im täglichen Geschäft“. Dennoch habe die VR-Bank keine Probleme im operativen Bereich. Im internen Vergleich der bayerischen VR-Banken stehe man mit einer weit überdurchschnittlichen Bilanz sogar hervorragend da.
Die Zahlen: Mit einer Bilanzsumme von 3,3 Milliarden Euro wurde das Vorjahresergebnis um 100 000 Euro übertroffen. Das Volumen der normalen Geschäftstätigkeiten sank zwar auf 27,7 Millionen Euro (2023: 34,5 Millionen), dafür stieg der Anteil des betreuten Kundenanlagevolumens um 400 000 Euro auf 4,6 Milliarden; Kundenkredite blieben konstant bei drei Milliarden Euro. Die VR-Bank mit ihren 414 Mitarbeitenden betreibt in den Landkreisen Starnberg, Landsberg und Weilheim-Schongau bislang 22 personenbesetzte und zwölf Selbstbedienungsfilialen, hinzu kommen acht Video-Schalter und 36 Geldautomaten, von denen einige nachgerüstet werden müssen: Erst vor wenigen Wochen wurden ein Geldautomat und ein Tresor in Habach und Antdorf geknackt. Weitere Filialschließungen wie zuletzt in Feldafing, Bernried und Iffeldorf sind nicht geplant.
Beherrschendes Thema ist die anstehende Fusion mit der VR-Bank Werdenfels in den Landkreisen Garmisch-Partenkirchen und Weilheim-Schongau, die bis zum Herbst abgeschlossen sein soll. Unter der Voraussetzung, dass auch die Delegierten der etwa 50 000 Genossenschaftler in den noch anstehenden Versammlungen mit mindestens 75 Prozent zustimmen, werden beide Institute zur VR-Bank Starnberg-Zugspitze und damit zur drittgrößten VR-Bank Oberbayerns nach Rosenheim und Ingolstadt. In vier Landkreisen wird das neue Konstrukt dann mit insgesamt 64 Filialen präsent sein. Erklärtes Ziel ist ein „Ausbau der Marktposition“ unter Nutzung von Synergieeffekten ohne erzwungenen Personalabbau. Starnberg bleibt Sitz des Unternehmens, die Zentrale ist weiterhin in Herrsching. Bislang, so Vogl, gebe es seitens der VR-Genossenschaftsmitglieder zwar viele Fragen zur angestrebten Fusion, „aber keinen Widerstand“.
Als einen Schlüssel zum Erfolg sieht der VR-Vorstand sein Personal aus 15 Nationen. Ein Viertel der Mitarbeiter – überwiegend aus der Region – sei seit mehr als 25 Jahren im Haus, die durchschnittliche Beschäftigungsdauer betrage 15 Jahre. Der Frauenanteil in Führungspositionen liege bei 26,5 Prozent, Auszubildende – künftig sollen es 15 pro Jahr sein – erhalten eine Übernahmegarantie.
Laut Vogl sind der VR-Bank „wertschätzende Arbeitsbedingungen und Zufriedenheit“ wichtig, etwa durch Home-Office, Altersvorsorge, ein Job-Car-Modell oder auch die Möglichkeit eines unbezahlten Urlaubs. „Wir machen, was möglich ist und Sinn ergibt“, sagte Vogl, „wir sind ein interessanter Arbeitgeber“. Und mancher Angestellte, der das Unternehmen verlassen habe, kehre gern wieder zurück. Gleichwohl rechne man aufgrund des demografischen Wandels mit einem Mitarbeiterschwund: Binnen der nächsten zehn Jahre werde ein Fünftel des Personals altersbedingt das Unternehmen verlassen, binnen 15 Jahren sogar die Hälfte.
Um für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein, setzt die VR-Bank verstärkt auf künstliche Intelligenz. Ziel: kürzere Wartezeiten, besserer Service. Außer „Vroni“, einem Sprachroboter in den Servicezentren, soll zunehmend ein Chatbot, ein digitaler Assistent, zur Unterstützung der Mitarbeiter zum Einsatz kommen; andere Programme sind in der Testphase.
Zugleich will man die personelle Fachkompetenz stärken: Spezialisten sollen bestimmte Berufsgruppen besser beraten – aus nachvollziehbarem Grund: Einen Landwirt etwa plagen andere Sorgen als einen Arzt, Architekten oder Handwerker. Man wolle „den Kunden verstehen“, sagte Vorstand Ahari. Zudem wird die VR-Bank ihre Immobilienberatung ausbauen: Im Vergleich zu 2023 verzeichnete die Bank bei überwiegend konstanten Bodenrichtwerten eine deutliche Belebung des Marktes bei allgemeiner Steigerung des Angebots.
„Die VR-Bank kann nicht die Welt retten, aber in der Region etwas tun.“
Weitere Themen sind die strategische Unterstützung bei Generationen- und Nachfolgeplanung und eine Stärkung der Kundenbeziehungen. Um auch für jüngere Menschen attraktiv zu bleiben, setzt die VR-Bank auf Nachhaltigkeit und Engagement. Dazu zählen etwa 400 gepflanzte Bäume, 24 Defibrillatoren, 49 000 Euro Anteil an Crowdfunding-Aktionen sowie eine knappe Viertelmillion Spenden. Aus Mitteln der Regio-Sparbriefe wurde etwa eine Drohne mit Wärmebildkamera beschafft, die Rehkitze vor dem Tod bewahrt, oder eine Flutlichtanlage mitfinanziert. Die VR-Bank verdoppelt jede Spende, berichtete Hallhuber, bislang seien „alle Vorhaben geglückt“. Hinzu kommen PR- und Marketing-Aktionen, die auch den Anteil der Genossenschaftler erhöhen sollen. „Die VR-Bank kann nicht die Welt retten“, sagte Hallhuber, „aber etwas in der Region tun.“
Sorgen bereiten dennoch Inflation, die Erhöhung der Verbraucherpreise und der Handelskonflikt mit den USA, der die Teuerung anheizen könnte. Aufgrund sinkender Netto-Einkommen haben einige Kunden bereits ihre Sparquoten gesenkt. „Es wird weiterhin unsicher bleiben an den Märkten“, weiß VR-Chef Vogl, „aber wir werden versuchen, diese Unzulänglichkeiten zu berücksichtigen.“