Votivkapelle am Starnberger See:Des Königs Himmel

Berg Votivkapelle König Ludwig Gedenkmesse

In der 22 Meter hohen Kuppel ist die Gottesmutter Maria zwischen Palmen sitzend abgebildet und die acht Patronen der bayerischen Diözesen. Die Seitenkuppeln sind tiefblau hinterlegt.

(Foto: Nila Thiel)

Vier Jahre lang lässt der Wittelsbacher Ausgleichsfonds das Gotteshaus zum Gedenken an Ludwig II. in Berg aufwendig restaurieren - und erhält dafür die Denkmalschutzmedaille.

Von Peter Haacke

Bis heute ranken sich um die ungeklärten Todesumstände von König Ludwig II. am 13. Juni 1886 zahlreiche Gerüchte. Zum Gedenken an den mysteriösen Tod ist an jener Stelle des Starnberger Sees, wo des Königs Leichnam gefunden wurde, ein Kreuz im seichten Wasser aufgestellt und am steilen Ufer eine Gedächtniskapelle erbaut. Das 1900 fertiggestellte Gebäude war in den vergangenen vier Jahren umfassend renoviert worden. Jetzt erhielt der Wittelsbacher Ausgleichsfonds (WAF) für die behutsame und vorbildliche Sanierung der Kapelle Sankt Ludwig die Denkmalschutzmedaille des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst im Landesamt für Denkmalpflege.

"Wir schätzen die Auszeichnung, die für den Auftrag des WAF steht, das ihm anvertraute kulturelle Erbe des Hauses Wittelsbach zu bewahren und zu erhalten", sagt Michael Kuemmerle, Vorsitzender der Geschäftsführung des Ausgleichsfonds. Und Andreas von Majewski, Leiter der Inventarverwaltung der Stiftung, ergänzt: "Die Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten an der Votivkapelle sind ein mustergültiges Beispiel für Kunst- und Bauwerkerhalt im Sinne des Denkmalschutzes."

Ein erfahrenes Team von rund 35 Restauratoren, Steinmetzen und anderen Handwerkern, Architekten sowie ein Bauchemiker und ein Statiker hatten in den vergangenen vier Jahren die von Prinzregent Luitpold von Bayern 1896 in Auftrag gegebene Gedächtniskapelle restauriert. Sie reparierten unter anderem das Anfang des 20. Jahrhunderts ergänzte Blechdach und dichteten es ab. Insgesamt rund 600 Meter filigrane Verfugungen der Fassade wurden wiederhergestellt, die durch Witterungseinflüsse über die Jahrzehnte spröde geworden waren. Die Experten tauschten defekte Gläser an den Fenstern und erneuerten die Portale. Den größten Teil der Arbeiten aber machte die Sanierung der Malereien im Inneren der Kapelle aus.

"Wir haben unterschiedliche Bindemittel eingesetzt, die mit den jeweiligen vorhandenen Stoffen funktionieren, um Oberflächen zu reinigen, Putz und Malschicht zu sichern, zu festigen und Fehlstellen zu ergänzen", erläutert Klaus Klarner, Projektleiter der Restauration. Dabei erfolgten die Arbeiten stets in engem Austausch mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Nicht jede der heute technisch umsetzbaren Möglichkeiten sei nachhaltig im Sinne des Denkmalschutzes. "Daher haben wir uns bei der Auswahl der Materialien am Gebäude orientiert und mithilfe eines Bauchemikers wissenschaftlich prüfen lassen, welche Werkstoffe langfristig geeignet sind", sagte Klarner. Dem Gebäude hatte vor allem die Feuchtigkeit zugesetzt: "Bedingt wird die hohe Feuchtigkeit im Inneren vor allem durch Undichtigkeiten im Bauwerk, das vorherrschende Klima und die Lage der Votivkapelle nahe des Ufers am Starnberger See, umgeben von zahlreichen Bäumen", erklärte Martin Spaenle, leitender Architekt vom Architekturbüro Spaenle in München.

Das Ergebnis der Sanierung kann sich durchaus sehen lassen. Die durch Wind, Wetter und Feuchtigkeit an vielen Stellen hinweg arg in Mitleidenschaft gezogene 32 Meter hohe Kapelle, die einst nach Plänen von Hofoberbaurat Julius Hofmann im byzantinisch-neoromanischen Stil in vier Jahren Bauzeit auf Veranlassung von Prinzregent Luitpold errichtet wurde, erstrahlt nun wieder in altem Glanz - und das im wahrsten Sinne des Wortes: Die Restauratoren bemühten sich, so viel Substanz wie möglich zu erhalten. Die Kapelle sei zwar auf solidem Betonfundament errichtet, doch ein Materialmix innen wie außen habe die Fachleute vor besondere Herausforderungen gestellt, so Spaenle. Zudem fanden die Sanierer am Gebäude Spuren von Sanierungsarbeiten, die nach heutigen Kriterien nicht immer fachgerecht ausgeführt worden waren. Die letzte umfangreichere Reparatur der Gedenkstätte datiert aus den 20er-Jahren. Insbesondere die wiederhergestellten und konservierten Wand- und Deckenmalereien faszinieren nun wieder die Besucher. Die Sanierung finanzierte der WAF ausschließlich aus Eigenmitteln. Wie hoch die Kosten dafür sind, bleibt jedoch Geheimnis der Stiftung. Die Kapelle, alljährlich auch Treffpunkt der "Königstreuen", die sich am Todestag von Ludwig II. zum Gedenkgottesdienst in der Votivkapelle versammeln, ist von April bis Oktober (9 bis 17 Uhr) zu besichtigen.

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