Vortrag:Weg vom Egoismus

Ernst Ulrich von Weizsäcker

Der Naturwissenschaftler Ernst Ulrich von Weizsäcker ist seit 2012 Honorarprofessor an der Uni in Freiburg. Der 78-Jährige ist Neffe des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker.

(Foto: Bernd Weissbrod/dpa)

Ernst Ulrich von Weizsäcker referiert in Starnberg über die Zukunft der Menschheit

Von Carlotta Cornelius

StarnbergMehr Engagement in Sachen Klimaschutz, das ist das Anliegen von Ernst Ulrich von Weizsäcker. Der Naturwissenschaftler, ehemalige Bundestagsabgeordnete und Co-Präsident des Club of Rome war auf Einladung des Wörthseer Unternehmensberaters Herbert Müller für einen Vortag in die Starnberger Friedenskirche gekommen. Den Anlass gab von Weizsäckers neueste Publikation "Wir sind dran.

Viele Ansätze, etwa den Klimaschutz durch stärkeres Wirtschaftswachstum zu finanzieren, seien kontraproduktiv. "Steigende CO2 Emissionen gehen direkt mit dem Wirtschaftswachstum einher", sagte von Weizsäcker. Eines der Hauptprobleme sei die Bevölkerungsexplosion. Auch die Entwicklungshilfe scheitere an falschen Ansätzen, da es sich oft um reine Wachstumsprogramme handele. Vielmehr müsse man den Ursachen des Bevölkerungswachstums in Regionen wie Indien und Schwarzafrika auf den Grund gehen. Eine staatliche Rente könne beispielsweise eine Alternative zur Alterssicherung durch möglichst viele Kinder bieten. "Wir brauchen ein neues Denken, eine neue Aufklärung", fordert von Weizsäcker. Die deutsche Energiewende, die seither von mehr als 100 Staaten kopiert wurde, sei ein erster Schritt in die richtige Richtung. Auch eine Erhöhung der Energieeffizienz sei entscheidend: So könne allein schon die deutschlandweite Umsetzung sogenannter Passivhäuser die Klimaziele des Pariser Weltklimagipfels sicherstellen. Auch eine Regulierung der Finanzwelt sei notwendig, um das Wirtschaftswachstum auf ein gesundes Maß zu zügeln. Um künftigen Generationen die Bedeutung eines globalen Umdenkens nahezubringen, müsse man zudem in ein zukunftsorientiertes Bildungswesen investieren. "Das Wichtigste bei der neuen Aufklärung ist, die richtige Balance zu finden. Zwischen Mensch und Natur, Staat und Markt, aber auch zwischen Gerechtigkeit und Leistungsanreiz." Der Mensch müsse weg von Egoismus und Utilitarismus, wenn er überleben wolle, so von Weizsäcker.

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