Von Bürgermeisterin eingefädelt:Wangener Löschweiher heimlich verkauft

Der Wangener Löschteich wurde verkauft; Löschteich in Wangen

Der Weiher in Wangen befindet sich jetzt in Privateigentum, aber die Feuerwehr darf weiterhin Löschwasser heraussaugen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der Starnberger Stadtrat ist überrascht von einem Geschäft, das Bürgermeisterin Eva John ganz allein eingefädelt hat. Im Dorf ist die Rede von einem "eklatanten Vertrauensbruch"

Von Peter Haacke, Wangen

Die Überraschung war perfekt, noch größer aber ist die Empörung: Starnbergs Bürgermeisterin Eva John hat in der stadtratlosen Zeit von Dezember 2014 bis April 2015 den Dorfweiher im Ortsteil Wangen an einen Privatmann verkauft. Das Geschäft, von dem in Wangen kaum jemand etwas geahnt hatte, brachte der UWG-Stadtrat Winfried Wobbe am Montag in öffentlicher Sitzung zur Sprache und brachte seine große Verwunderung darüber zum Ausdruck. Eher beiläufig hatte er in der Vorwoche über Kontakte zur Freiwilligen Feuerwehr vom Verkauf des Areals erfahren. Das Befremden über den heimlichen Deal im 800 Einwohner zählenden Ortsteil, der größte Mühen auf seinen Dorferneuerungsprozess verwendet, wächst seitdem beständig.

Schon lange stand der Kauf des Weihers auf der Wunschliste des neuen Besitzers, doch bislang hatten Wangener, die Stadtverwaltung und Stadträte dieses Ansinnen stets abgelehnt. Umso überraschter zeigte sich der Stadtrat, als Wobbe nun vom Verkauf des Teichs in unmittelbarer Nähe des alten Feuerwehrhauses berichtete. Zwar war die örtliche Feuerwehr mehrfach um schriftliche Stellungnahme zu Sinn und Nutzen des kleinen Teichs am Ortsrand gebeten worden, wie Kommandant Florian Feuerlein bestätigte. Doch der Öffentlichkeit wurde der Verkauf nicht mitgeteilt.

"Das enttäuscht mich schon", sagt Wobbe, der innerhalb des Stadtrats als Mann der Verständigung gilt. Zum Verkauf des Löschteichs habe im Stadtrat stets Einigkeit bestanden - insbesondere im Hinblick auf den Dorferneuerungsprozess. Doch nun fühlt sich auch Wobbe vor den Kopf gestoßen: "Das verstehe ich nicht", sagt er verärgert, "die Bürgermeisterin hätte doch was sagen können". Deutlicher wird da schon Thomas Pentenrieder, der sich seit Jahrzehnten in der Freiwilligen Feuerwehr und der Wangener Burschenschaft engagiert: Als "äußerst befremdlich" bezeichnet er den Verkauf - zumal der Weiher, seine Funktion und Nutzung Ende Februar Thema eines Seminars der Stadt Starnberg in Thierhaupten zum Komplex Dorferneuerung war. "Diese Vorgehensweise der Stadt stellt die Grundlagen für den Prozess in Frage", schreibt Pentenrieder. Der "heimliche Verkauf" des Teichs stelle einen "eklatanten Vertrauensbruch" dar und eröffne weiteren Raum für Spekulationen: Warum, fragt sich Pentenrieder, sollte die Stadt aufgrund ihrer offensichtlichen Finanznot nach dem Verkauf des Teichs und eines weiteren Grundstücks an der Wildmoosstraße nicht davor zurückschrecken, nun auch noch das Spielplatzgrundstück im Dorfzentrum ohne jegliche Diskussion zu Geld zu machen?

In der Stadtratssitzung am Montag wiegelte John ab: Für den Löschteich, der schon seit Jahren kaum mehr Frischwasser bekommt und dringend sanierungsbedürftig ist, sei vertraglich eine Dienstbarkeit vereinbart. Die Feuerwehr könne den Weiher demnach weiterhin für Übungen und im Ernstfall nutzen. Unbekannt ist dagegen bislang die Höhe des Kaufpreises. Eine SZ-Anfrage bei der Stadtverwaltung blieb am Mittwoch unbeantwortet; die Bürgermeisterin will spätestens am Freitag Stellung dazu nehmen. Warum das Areal verkauft wurde, welcher Nutzen sich für die Stadt ergibt oder weitere Details des Vertrags bleiben somit vorerst unklar.

Auch der neue Eigentümer, der in unmittelbarer Nachbarschaft des Dorfteichs lebt, mochte sich nicht äußern. Eines steht aber aus Sicht von Wobbe fest: Mag der Verkauf durch die Bürgermeisterin rechtlich auch zulässig gewesen sein, so ist der Stil doch reichlich befremdend. Ihren Vertrauensvorschuss könnte Eva John in Wangen damit möglicherweise verspielt haben.

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