Corona-Krise:Volkshochschule in Gilching droht die Insolvenz

Trotz diverser Online-Angebote hat die VHS im Sommer 80 000 Euro Verlust gemacht. Der Vorstand hofft nun auf zahlreiche Teilnehmer im Wintersemester.

Christian Deussing

Auch die VHS in Starnberg startet ins Herbst- und Wintersemester. Zwei Drittel der Kurse sind hier im Sommer coronabedingt ausgefallen. Nur ein Drittel habe per Online-Seminar stattfinden können, so VHS-Leiterin Christine Loibl. Darunter insbesondere die Sprachkurse, um einen großen Bruch zu vermeiden. Um die fehlenden Einnahmen auszugleichen, mussten sich Dozenten zum Teil eine zweite Arbeitsstelle suchen. Im Juli kam dann der Rettungsschirm des Bayerischen Kultusministeriums für Erwachsenenbildung. Etwa 20 Prozent der fehlenden Teilnehmereinnahmen habe so abgedeckt werden können, sagt Loibl. Der Antrag auf einen Zuschuss lief über den Bayerischen Volkshochschulenverband, in dem die VHS Mitglied ist. Die einzelnen Dozentenanträge wurden über die jeweilige Volkshochschule abgewickelt. Das diesjährige Herbstsemester findet zwar wieder mit Präsenzunterricht statt, allerdings hätten sich bisher nur halb so viele Teilnehmer angemeldet wie in den vergangenen Jahren. Zusätzlich schränke das Hygienekonzept die Teilnehmerzahlen deutlich ein. Normalerweise könnten in Seminarräumen 45 Plätze besetzt werden und in den Kursräumen bis zu 16. Jetzt ist die Kapazität auf fünf bis dreizehn beschränkt. Das hat Folgen: Die Kursgebühren würden zum Teil "maßvoll angepasst", erklärt Loibl. Um sich an den begrenzten Raum anzupassen, hat die VHS Starnberg ein Hybridformat entwickelt. Die Teilnehmer werden aufgeteilt und wechseln sich jede Woche mit Livestream und Präsenzunterricht ab. Insgesamt gibt es im Herbst- und Winter 452 Veranstaltungen in den Bereichen Gesellschaft und Leben, Beruf und EDV, Sprachen und Integration, Gesundheit und Fitness, Kultur und Kreativität sowie Grundbildung und Junge VHS. Tanz- und Kochseminare werden aufgrund fehlender Hygienekonzepte noch nicht angeboten. Im Lockdown sei das Interesse für Natur stark gewachsen, weshalb eine Kräuterwanderung neu auf dem Programm steht. Neu ist zudem, dass es in diesem Jahr keine Ausflüge im Sprachbereich gibt und im gesundheitlichen Gebiet wird es viele Outdoor-Angebote geben. Das Programm finden Interessierte unter www.vhs-starnberger-see.de, in Rathäusern, Büchereien, in der Tourist-Info, in Banken, in Buchhandlungen und neuerdings auch in Programmaufstellern in Starnberg, Tutzing, Aufkirchen und Feldafing an zentralen Plätzen.

Im siebzigsten Jahr ihrer Gründung kämpft die Volkshochschule Gilching, Weßling und Wörthsee wegen der Corona-Krise um ihre Existenz. Wenn man bis Ende Dezember "nicht deutlich mehr Kurse als in den vorherigen Monaten durchführen" könne, sei es möglich, dass der Betrieb der Volkshochschule im Januar oder Februar eingestellt werden müsse, warnt der Vorstand in einem Brief an die Kursteilnehmer und 420 Mitglieder der VHS. Es hänge viel von der Zahl der Anmeldungen ab, um es finanziell zu schaffen und durchzukommen, sagt Michael Rappenglück, der geschäftsführender Vorstand ist und die VHS seit 29 Jahren leitet.

Gilching: Astronomspezialist Michael Rappenglück

Michael Rappenglück leitet die Gilchinger VHS seit 29 Jahren. 511 Kurse stehen derzeit im Angebot.

(Foto: Nila Thiel)

Mit modernem Online-Unterricht, kostenlosen Software-Schulungen und Ferninstallierungen für Teilnehmer und Dozenten hatten Rappenglück und sein Team versucht, seit den Einschränkungen durch die Pandemie auch im vergangenen Sommersemester weiterhin ein vielfältiges und attraktives Programm zu bieten. Doch mit 26 Prozent weniger Veranstaltungen und 23 Prozent weggefallenen Unterrichtsstunden im Vergleich zum Vorjahr sei ein Verlust von 80 000 Euro entstanden, rechnet der VHS-Leiter vor. Zwar seien mit dem "Rettungsschirm Erwachsenenbildung" des Kultusministeriums 40 000 Euro für die VHS Gilching bewilligt worden, doch diese Hilfe reiche bei weitem nicht aus. Für dieses Jahr sei ein Defizit von insgesamt 60 000 Euro zu erwarten, befürchtet Rappenglück, denn der Einbruch im Sommersemester sei trotz aller Bemühungen nicht zu kompensieren gewesen.

Für 511 Kurse zum Herbst-Winter-Programm, das bereits am Jahresende ausläuft, haben sich bislang fast 700 Teilnehmer angemeldet - im vorigen Herbst waren es noch 1750 Personen. Rappenglück hofft, dass sich bis zum Start Ende September insgesamt etwa 1200 Bürger eingeschrieben haben, zumal das Angebot von Online-Kursen nochmals erweitert wurde - auch als "Hybridkurse" mit Zuschaltung in den Unterrichtsraum, in dem wegen der Abstands- und Hygieneregeln nicht zu viele Schüler sitzen dürfen. Zudem sucht die VHS Lehrkräfte für den Online-Unterricht in allen Fachbereichen. Derzeit stehen insgesamt etwas mehr als 200 Dozenten zur Verfügung, im Frühjahr waren es noch fast 280 gewesen.

Starnberg passt die Kursgebühren an

Auch die VHS in Starnberg startet ins Herbst- und Wintersemester. Zwei Drittel der Kurse sind hier im Sommer coronabedingt ausgefallen. Nur ein Drittel habe per Online-Seminar stattfinden können, so VHS-Leiterin Christine Loibl. Darunter insbesondere die Sprachkurse, um einen großen Bruch zu vermeiden. Um die fehlenden Einnahmen auszugleichen, mussten sich Dozenten zum Teil eine zweite Arbeitsstelle suchen.

Im Juli kam dann der Rettungsschirm des Bayerischen Kultusministeriums für Erwachsenenbildung. Etwa 20 Prozent der fehlenden Teilnehmereinnahmen habe so abgedeckt werden können, sagt Loibl. Der Antrag auf einen Zuschuss lief über den Bayerischen Volkshochschulenverband, in dem die VHS Mitglied ist. Die einzelnen Dozentenanträge wurden über die jeweilige Volkshochschule abgewickelt.

Das diesjährige Herbstsemester findet zwar wieder mit Präsenzunterricht statt, allerdings hätten sich bisher nur halb so viele Teilnehmer angemeldet wie in den vergangenen Jahren. Zusätzlich schränke das Hygienekonzept die Teilnehmerzahlen deutlich ein. Normalerweise könnten in Seminarräumen 45 Plätze besetzt werden und in den Kursräumen bis zu 16. Jetzt ist die Kapazität auf fünf bis dreizehn beschränkt. Das hat Folgen: Die Kursgebühren würden zum Teil "maßvoll angepasst", erklärt Loibl.

Um sich an den begrenzten Raum anzupassen, hat die VHS Starnberg ein Hybridformat entwickelt. Die Teilnehmer werden aufgeteilt und wechseln sich jede Woche mit Livestream und Präsenzunterricht ab. Insgesamt gibt es im Herbst- und Winter 452 Veranstaltungen in den Bereichen Gesellschaft und Leben, Beruf und EDV, Sprachen und Integration, Gesundheit und Fitness, Kultur und Kreativität sowie Grundbildung und Junge VHS. Tanz- und Kochseminare werden aufgrund fehlender Hygienekonzepte noch nicht angeboten. Im Lockdown sei das Interesse für Natur stark gewachsen, weshalb eine Kräuterwanderung neu auf dem Programm steht. Neu ist zudem, dass es in diesem Jahr keine Ausflüge im Sprachbereich gibt und im gesundheitlichen Gebiet wird es viele Outdoor-Angebote geben.

Das Programm finden Interessierte unter www.vhs-starnberger-see.de, in Rathäusern, Büchereien, in der Tourist-Info, in Banken, in Buchhandlungen und neuerdings auch in Programmaufstellern in Starnberg, Tutzing, Aufkirchen und Feldafing an zentralen Plätzen. Carolin Echterbeck

Neben Sprachkursen in Spanisch, Altgriechisch bis Chinesisch werden unter anderem Gesundheitsseminare, Verbraucherbildung, Aquarellmalen sowie Astronomie angeboten und auch die Strategien des Schachspiels fachkundig vermittelt. Überdies kann man unter dem Motto "Der helle Wahnsinn" am 30. September einen abendlichen Spaziergang mit dem Landesbund für Vogelschutz durch Gilching unternehmen und sich mit dem Thema "Lichtverschmutzung" befassen. Auch das Robotik-Projekt läuft weiter: Hierbei kann man online durch das Teleskop der VHS-Sternwarte in Galaxien reisen und Planeten beobachten. Zudem ist am 24. Oktober ein Astronomietag auf der Sternwarte geplant - allerdings nur mit begrenzter Teilnehmerzahl.

Die Volkshochschule mit Sitz an der Landsberger Straße in Gilching wird in diesem Jahr mit insgesamt mit 218 000 Euro bezuschusst, wobei Gilching als größte der drei Gemeinde den Löwenanteil von 190 000 Euro übernommen hat. Doch die VHS ist vor allem von den Teilnehmergebühren abhängig. Der Vorstand würde sich außerdem über neue Mitglieder, Spenden und Geschenk-Gutscheine für Veranstaltungen freuen. Jede Hilfe ist der Institution in diesen schweren Zeiten wichtig, um zu überleben. Dafür wird auch an Druckkosten gespart, denn das aktuelle Programmheft hat nur halb so viele Seiten und ist von 16 500 auf 3000 Exemplare reduziert worden.

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