Süddeutsche Zeitung

Natur:Vogelhochzeit mit weniger Gästen

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Die Ergebnisse der "Stunde der Gartenvögel" sind da. Wieso Naturfreunde dieses Jahr so wenig Vögel wie nie zuvor zu sehen bekamen.

Von Kathrin Kessler, Starnberg

Seit 2004 ruft der Naturschutzbund (Nabu) in Kooperation mit seinem bayerischen Partner, dem Landesbund für Vogelschutz, zur sogenannten "Stunde der Gartenvögel" auf: Ein Bürgerwissenschaftsprojekt von besonderer Größe und Bekanntheit, das den Forschern ermöglicht, langfristige Trends in den Artenbeständen zu erfassen. Eine Stunde lang im Garten sitzen und die flatternden Gäste beim Ein- und Ausfliegen zählen - das klingt nach einer schönen Beschäftigung für ein Frühlingswochenende. Kein Wunder, dass vor allem im Corona-Sommer 2020 so viele Menschen an der Aktion teilnahmen wie noch nie. Und auch dieses Jahr waren Vogelliebhaber am Wochenende vom 12. bis 14. Mai wieder aufgerufen, sich ans Zählen zu machen.

Trotz des wechselhaften Wetters beteiligten sich allein in Bayern wieder knapp 12 000 Menschen an der Aktion und meldeten insgesamt circa 260 000 Vögel. Im Durchschnitt waren es 29 Vögel pro Stunde und Garten - so wenig wie noch nie. Ein wichtiger Faktor war dabei wohl der Rückgang bei den sogenannten Gebäudebrütern, also den Mauerseglern und Schwalben.

Normalerweise kann man um diese Jahreszeit dabei zusehen, wie die Flugakrobaten geschickt Insekten durch die Luft jagen. Dieses Jahr gab es jedoch sowohl bei den Mehlschwalben als auch bei den Mauerseglern bundesweit einen Rückgang von 22 beziehungsweise 37 Prozent. Allerdings muss man dabei die für die Insektenfresser alles andere als ideale Wetterlage der vergangenen Wochen und auch des Aktionswochenendes mit einbeziehen: Bei Regen schwirrt wesentlich weniger Beute für sie herum, so dass die Jäger zur Futterbeschaffung vermutlich auf sonnigere Gegenden ausweichen mussten.

Gewinner ist in Bayern dieses Jahr wieder einmal der Haussperling, also der Spatz - auch, wenn er sich aus der Großstadt München und deren Landkreis lieber fernhält. Kleine Büsche und Hecken, die der Spatz zum Brüten und Verstecken braucht, sucht er in der Stadt oft vergeblich. Auf Platz zwei und drei auf dem Siegertreppchen folgen bayernweit Amsel und Star. Dabei ist die Amsel der heimliche Gewinner: Auch, wenn sie in absoluten Zahlen hinter dem Spatz zurücklag, wurde sie in 93 Prozent der Gärten und Balkone gesichtet. Das ist keinem anderen Gartenvogel gelungen.

Im Landkreis Starnberg gab es einige Besonderheiten im Vergleich zur bayernweiten Statistik: Die Kohlmeise schaffte es auf Platz drei des Siegertreppchens und verdrängte damit den Star auf den vierten Platz. Bei Feldsperling und Blaumeise war ein erfreulicher Zuwachs zu beobachten, sie belegen Platz fünf und sechs. Darauf folgen Elster, Grünfink und Rabenkrähe auf den Plätzen sieben, acht und neun. Außerdem schaffte es im Fünfseenland - anders als bayernweit - heuer auch das hübsche Rotkehlchen gerade noch in die Top Ten.

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