Violinistin Julia Fischer:Von Gauting in die ganze Welt

Violinistin Julia Fischer: Ganz locker: Geigerin Julia Fischer (rechts) spricht beim Tee mit Sabine Zaplin über ihre Lieblingsdirigenten und die schönsten Konzertsäle.

Ganz locker: Geigerin Julia Fischer (rechts) spricht beim Tee mit Sabine Zaplin über ihre Lieblingsdirigenten und die schönsten Konzertsäle.

(Foto: Arlet Ulfers)

Julia Fischer, eine der weltbesten Geigenvirtuosinnen, erzählt beim "Tee bei Sabine" im Bosco von ihrer außergewöhnlichen Karriere, ihrer teils anstrengenden Schulzeit und warum es in ihrer Heimatgemeinde so schön ist

Von Blanche Mamer, Gauting

Dass sie zu einer der weltbesten Geigerinnen wurde und nicht zur Klaviervirtuosin, war Zufall. "Bei uns war das Klavier immer okkupiert, mein Bruder hat es ständig besetzt, also übte ich Geige", sagt Julia Fischer und lacht laut und herzlich. "Später hat mich ein Dirigent als Geigerin wahrgenommen und mich eingeladen. Ich kam mit der Geige ans Konservatorium." Entspannt und locker beantwortet Julia Fischer beim "Tee bei Sabine" am Sonntag die Fragen der Journalistin Sabine Zaplin im sehr gut besuchten großen Saal im Bosco in Gauting.

Zur Einstimmung geht Zaplin kurz auf die Vita der 33-Jährigen ein, die mit vier Jahren Klavier bei der Mutter lernt, der slowakisch-stämmigen Pianistin Viera Fischer, und bei Helge Thelen Geigenunterricht bekommt. Als Neunjährige wird sie Jungstudentin an der Musikhochschule München und Schülerin von Ana Chumachenco, deren Nachfolge sie 2011 antritt. Mit 12 gewinnt sie den Menuhin-Wettbewerb - und heuer sitzt sie in der Jury.

Julia Fischer hat praktisch immer in Gauting gelebt - mit einer kurzen Unterbrechung von 15 Monaten in Solln. "Gauting ist meine Heimat, hier sind meine Wurzeln", sagt sie und klingt leicht verwundert. Angenehm sei das, Gauting sei ein Ort, wo man die Kinder gern aufwachsen lasse. Man weiß, wo die Kindergärten und Schulen sind, kennt noch den einen oder anderen Lehrer. Sie hat zwei Kinder, ein Mädchen und einen Buben. Und dank der Unterstützung des Familienclans kann sie 50 bis 60 Konzerte im Jahr überall auf der Welt geben, die Werke einstudieren und ihre Studenten unterrichten, antwortet sie auf eine Frage aus dem Publikum.

Viel mehr über ihr Privatleben gibt sie nicht preis, erzählt dafür begeisternd von ihrer frühen Entscheidung für eine Profikarriere. "Als ich mit acht, neun Jahren ans Konservatorium kam, hatte ich mich schon entschieden. Konzerte waren meine Leidenschaft. Mit elf Jahren ging es nicht darum, was ich werden wollte, ich war ja schon Geigerin." Vier bis fünf Stunden täglich zu üben sei "total stimmig" gewesen. Der Tagesablauf war geklärt, Langeweile hat sie nicht gekannt. Die Schulzeit im Otto-von-Taube-Gymnasium hat sie abgehärtet. Nach Konzerten am Abend mussten in der Früh trotzdem Schularbeiten geschrieben werden. Sie erinnert sich, dass sie eine Faust-Klausur geschrieben hat, nachdem sie von einem Konzert in San Francisco kam. Schon mit 15, 16 Jahren gehörten Konzerte im Ausland zu ihrem Leben. "Ich reise gern. Schwierig ist nur das Abschiednehmen, wenn ich weiß, ich bin die nächsten zwei Wochen auf Asien-Tour." Neben dem Unterrichten ihrer Studenten, sieht sie es als pädagogisches Ziel, mehr Kinder an die klassische Musik heranzuführen - nach dem Beispiel der asiatischen Länder, wie Korea, wo das Durchschnittsalter der Konzertbesucher bei 22 Jahren liegt. Ein Instrument zu lernen sollte so normal sein, wie lesen zu lernen, findet sie. Allerdings müsse sich da noch viel ändern - nicht nur bei Eltern und Lehrern, sondern auch bei den Institutionen. So sollten Kinder schon früh in Konzerte mitgenommen werden dürfen, nicht erst mit sechs, wie es die Veranstalter vorschreiben.

Fast eine Stunde lang berichtet Fischer über ihre Musik: die Lieblingsstücke, ihre liebsten Dirigenten, die schönsten Konzertsäle, ihre nächsten Projekte. So überlegt sie, neben dem Kammermusikquartett ein Trio zu gründen mit ihren langjährigen Freunden, dem Cellisten Daniel Müller-Schott und dem Bratschisten Nils Mönkemeyer. Und sie denkt darüber nach, den Kontakt zum Publikum zu intensivieren. "Es dauert zwei Jahre, bis ich ein neues Stück im Konzert spiele. Es müsste doch möglich sein, das Publikum übers Internet an meinem Lernen teilnehmen zu lassen."

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