Starnberg:B2-Tunnel in der Warteschleife

Lesezeit: 3 Min.

So war der B2-Tunnel in Starnberg – hier das Nordportal – einst geplant: Die Animation stammt aus dem Jahr 2008. Die mehrfach überarbeiteten und entscheidungsreifen Pläne liegen derzeit bei der Regierung von Oberbayern. (Foto: Staatliches Bauamt Weilheim)

Der Verein „Umweltbewusste Verkehrsentlastung“ fordert eine Beschleunigung des Planverfahrens. Doch die Aussagen des bayerischen Verkehrsministeriums zu diesem Thema bleiben vage.

Von Peter Haacke, Starnberg

Nur wenig erhellend ist die Antwort auf ein Schreiben ausgefallen, das Jürgen Busse Mitte Februar an Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) und Regierungspräsident Konrad Schober gerichtet hatte. Der Vorsitzende des Vereins „Umweltbewusste Verkehrsentlastung“, der sich seit seiner Gründung 2012 vehement für den Bau des B2-Tunnels in Starnberg einsetzt, dürfte enttäuscht sein: Er hatte eine Beschleunigung des Genehmigungsverfahrens gefordert, das seit Monaten bei der Regierung von Oberbayern auf Eis liegt. Doch das Schreiben aus dem Ministerium, das der SZ vorliegt, bleibt vage. Konkrete Termine oder Zusagen finden sich darin nicht. Busse kommentiert: „Wir hätten uns gewünscht, dass das Ministerium deutlicher zum Ausdruck bringt, dass ihm an einem raschen Fortgang der Planung und an einem Abschluss der Änderung der Planfeststellung noch in 2025 gelegen ist.“

Im Hinblick auf eine wirksame Verkehrsentlastung der Kreisstadt, durch die täglich bis zu 40 000 Fahrzeuge rollen, ist laut Busse weiterhin „unendlich viel Geduld“ gefordert. Nach aktuellem Stand ist das Jahrhundertbauwerk nicht vor dem Jahr 2035 fertiggestellt – wenn überhaupt. Zumal der bisherige Kostenrahmen längst als gesprengt gilt: Die bislang grob geschätzten Baukosten in Höhe von 320,5 Millionen Euro dürften sich aufgrund allgemeiner Preissteigerungen und Inflation mehr als verdoppelt haben. „Wenn schon so viel Geduld notwendig ist“, schreibt Busse, „so erwartet die Starnberger Bürgerschaft bei dem Verfahren zur Planfeststellungsänderung des B2-Tunnels zumindest Transparenz und dazu gehört auch eine Erklärung, warum ein solches Verfahren über drei Jahre dauert.“

Doch eine zwingende Erklärung für die Verzögerung findet sich nicht in den fünf knappen Sätzen aus dem bayerischen Ministerium für Wohnen, Bau und Verkehr. Ministerialdirigent Wolfgang Wüst verweist zum Planänderungsverfahren auf die Stellungnahmen von 23 Trägern öffentlicher Belange und 80 Privatpersonen. „Für den Planänderungsbeschluss, der auch einer möglichen rechtlichen Überprüfung standhalten muss, gilt es diese sorgfältig zu prüfen und abzuwägen“, heißt es weiter. Zudem lägen „noch einzelne Fragestellungen zur Klärung“ beim Staatlichen Bauamt in Weilheim.

Auf Einladung des Vereins „Umweltgerechte Verkehrsentlastung Starnberg“, angeführt von Jürgen Busse (rechts), sprachen Bürgermeister Patrick Janik (2.v.li.), Bauamtsleiter Stefan Scheckinger (2.v.re.) und Vertreter des Straßenbauamts Weilheim im Oktober 2023 über den Stand der Tunnelplanungen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Busse hegt indirekt Zweifel an dieser Darstellung. „Es wurde uns vom Bauamt mitgeteilt, dass der Kriterienkatalog der Regierung von Oberbayern vollständig abgearbeitet wurde und alle angeforderten Unterlagen im Februar 2025 bei der Regierung eingereicht wurden“, schreibt Busse. „Deswegen sollte es möglich sein, dass das Verfahren dieses Jahr abgeschlossen werden kann.“ Das bestätigt auch das Staatliche Bauamt in Weilheim: „Mit Hochdruck“ seien alle notwendigen Schritte innerhalb eines Jahres umgesetzt worden.

Im Dezember 2024 hat die Regierung von Oberbayern die Mehrheit der Unterlagen freigegeben, einzelne Rückfragen von Trägern öffentlicher Belange wurden geklärt. „Verbesserungsvorschläge aus den Einwendungen wurden ebenfalls geprüft und – sofern sinnvoll – in die Planungsunterlagen eingearbeitet“, teilt Stefan Scheckinger, Leiter des Staatlichen Bauamts, auf Anfrage mit. Bis Mitte Februar 2025 hätten alle verbleibenden offenen Punkte abschließend geklärt werden können. Das weitere Verfahren liege nun bei der Regierung von Oberbayern.

Ministerialdirigent Wüst aber mag sich dennoch nicht festlegen: Er bittet um Verständnis dafür, „dass wir derzeit noch keinen konkreten Termin nennen können, wann das Verfahren abgeschlossen sein wird“. Zugleich versichert er, „dass alle beteiligten Stellen an einer möglichst raschen Beschlussfassung arbeiten“. Daran ist auch das Staatliche Bauamt interessiert: Da alle von der Regierung von Oberbayern geforderten Unterlagen nun vollständig vorliegen, geht man in Weilheim davon aus, „dass das Verfahren zeitnah abgeschlossen wird“.

Der Verein wünscht sich derweil wieder ein sichtbares Zeichen in Form eines Hinweisschildes am Stadteingang, wann der B2-Tunnel fertiggestellt wird. Die Angabe „2026“ als Fertigstellungstermin ist schon lange hinfällig, die Jahreszahl 2035 dürfte – zumindest theoretisch – richtiger sein. „Wir gehen nach wie vor davon aus, dass das Tunnelprojekt noch viel Geduld der Starnberger erfordert“, schreibt Busse, „aber gleichwohl in den nächsten zehn Jahren abgeschlossen wird“. Eine realistische Angabe zur Fertigstellung des B2-Tunnels mit einer belastbaren Terminplanung aber ist erst nach Vorliegen des rechtskräftigen Planänderungsbeschlusses möglich, betont das Staatliche Bauamt. Erst dann lasse sich abschätzen, wann die baulichen Maßnahmen starten können.

Die endgültige Entscheidung darüber, ob der Starnberger B2-Tunnel überhaupt jemals gebaut wird, obliegt allerdings der Bundesregierung in Berlin. Und die plagen derzeit offenkundig wichtigere Probleme als die Verkehrsbelastung in Starnberg.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Infrastruktur
:Wir bröseln dahin

Es ist eine gute Idee, 500 Milliarden Euro für die marode Infrastruktur auszugeben. Die Frage ist nur: Brauchen wir wirklich neue Zebrastreifen?

SZ PlusVon Gerhard Matzig

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: