Verkehrsplanung:Umstrittene Sichtbarriere

Verkehrsplanung: Ein Bretterverschlag behindert die Sicht auf die B 2: Bei Wielenbach müssen die vom Ammersee kommenden Autofahrer beim Abbiegen Geduld aufbringen.

Ein Bretterverschlag behindert die Sicht auf die B 2: Bei Wielenbach müssen die vom Ammersee kommenden Autofahrer beim Abbiegen Geduld aufbringen.

(Foto: Arlet Ulfers)

Mit einer Bretterwand will das Straßenbauamt eine Einmündung in die Bundesstraße 2 bei Wielenbach sicherer machen. Unbekannte haben das Bauwerk bereits zweimal umgesägt

Von Armin Greune, Herrsching / Wielenbach

Diese Bretterwand ist für viele Autofahrer ein Ärgernis. Wer vom Ammersee kommt und auf der Staatsstraße 2056 rechts in die B 2 Richtung Weilheim einbiegen will, dem ist der Blick auf den Verkehr von links durch die künstliche Barriere lange versperrt. Jeder ist so gezwungen, erst einmal anzuhalten, bevor er wieder anfährt - entsprechend lang ist oft die Schlange der Wartenden. Als die Zufahrt noch lediglich durch ein "Vorfahrt achten"-Schild geregelt wurde, waren Rückstaus selten zu beobachten. Selbst als man ein Stoppschild aufstellte, konnten sich die Abbieger meist problemlos einfädeln.

Doch genau das will das Straßenbauamt mit der Sichtschutzwand bei Wielenbach unterbinden. Die Schikane kam freilich nicht gut an: Erboste Verkehrsteilnehmer griffen gar zur Selbsthilfe und beseitigten das Bauwerk. Auch als der Bretterverschlag erneuert wurde, war ihm keine hohe Lebenserwartung beschieden: Abermals schlug ein Unbekannter mit der Kettensäge zu. Erst ein Fahndungsaufruf der Polizei stoppte die Eigeninitiative, seit gut einem Jahr ist das Gatter nun unbehelligt geblieben. Doch längst nicht alle haben sich damit abgefunden: Nun hat der Herrschinger Gerd Winzinger in einem offenen Brief an das Straßenbauamt um "einen plausiblen Grund für diese Maßnahmen" gebeten. Nicht nur er zweifelt daran, dass die Verkehrssicherheit durch eine Einschränkung der Sicht auf die Vorfahrtsberechtigten gefördert wird: "So ein Schwachsinn", schimpft Winzinger auf Nachfrage. Als Entwicklungsingenieur hat er viele Jahrzehnte bei einem Automobilkonzern gearbeitet.

Seine Frage "Wem ist das eingefallen?" beantwortet Andreas Lenker, Abteilungsleiter für den Straßenbau im Kreis Weilheim-Schongau. Die Unfallkommission aus Vertretern des Weilheimer Bauamts, der Polizei und des Landratsamtes habe 2016 an der Einmündung eine Häufung von sechs Auffahrunfällen registriert. Mit der Sichtbarriere wolle man verhindern, "dass etwa der dritte Autofahrer einer Reihe schneller einfährt als seine Vorderleute. Anstatt den Verkehr auf der B 2 zu beobachten soll er sich beim Annähern an die Kreuzung auf das vorausfahrende Fahrzeug konzentrieren", erklärt Lenker. Seiner Kenntnis nach habe sich seit Aufbau der Bretterwand auf der Staatsstraße 2056 kein Unfall mehr ereignet.

Allerdings lassen andernorts gesammelten Erfahrungen durchaus Zweifel am Sinn so einer Wand aufkommen. In Geretsried - das auch im Zuständigkeitsbereich des Weilheimer Bauamts liegt - erwies sich eine im Sommer 2016 errichtete Bretterwand an der Tattenkofener Brücke gleich von Anfang an als kontraproduktiv: Dort krachte es im ersten Jahr 24 Mal, nachdem 2014 und 2015 nur 14 und 15 Kollisionen gezählt wurden. Erst am Dreikönigstag diesen Jahres ereigneten sich dort gleich zwei Auffahrunfälle.

Für die Einmündung bei Wielenbach sei die Sichtbarriere ohnehin nur eine vorübergehende Lösung, sagt Lenker. In diesem Jahr soll das Planfeststellungsverfahren für einen dreispurigen Ausbau der B 2 im Abschnitt zwischen Wielenbach und Wilzhofen eingeleitet werden. Im Verlauf der Arbeiten werden dann die Staatsstraße 2056 und die Staatsstraße 2066 aus Tutzing mit Brücken an die B 2 angebunden.

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