Verkehr:Weßling will sich gegen Bedarfsumleitung wehren

Bürgermeister Michael Muther berichtet auf der Bürgerversammlung von großen Herausforderungen für die rund 5300 Einwohner zählende Gemeinde

Von Patricia Steipe, Weßling

Die Schmierereien ziehen sich vom Bahnhof bis um den Weßlinger See: Seit einiger Zeit tobt sich ein Fan des Fußballclubs TSV 1860 München mit seinen Graffiti in der Gemeinde aus. Nicht nur er. Mehrere Weßlinger kritisierten in der Bürgerversammlung verwahrloste Flecken in der Gemeinde. "Der Bahnhof sollte eigentlich Visitenkarte für die Gemeinde sein", monierte ein S-Bahnfahrer. Und wer mit dem Radl durch die Bahnunterführung fahre, müsse wegen der Glasscherben mit einem Platten rechnen, kritisierte eine Bürgerin. Das soll sich ändern: Bürgermeister Michael Muther versprach eine verstärkte Videoüberwachung. Eine tägliche Reinigung konnte er zwar nicht zusagen, "dafür ist die Bahn zuständig". Den Winterdienst hat aber die Gemeinde übernommen.

Rund 70 Bürger waren in den Pfarrstadl gekommen, um sich von Muther über Neuigkeiten in Weßling informieren zu lassen. Für die Gemeinde formulierte der Rathauschef drei Ziele: den Schulneubau, den Rückbau der Hauptstraße und die Schaffung von sozialem Wohnraum. Große Sorgen bereitet ihm die Wohnungsnot, denn die Gemeinde wächst. Im letzten Jahr ist die Bevölkerung beispielsweise um 168 auf 5596 Einwohner gestiegen. Der Großteil gehöre zwar zu den 49- bis 63-Jährigen, "aber immer mehr junge Familien haben drei Kinder und mehr", freute sich Muther. Für diese müssten kreative Lösungen bei der Wohnungssuche gefunden werden, beispielsweise Erbbaurechtsmodelle, so Muther. 2019 sollen jedenfalls vom Verband Wohnen zwölf Wohnungen errichtet werden.

Die finanzielle Situation der Gemeinde sei zwar nicht überragend, "ich habe in meiner 28-jährigen Zeit aber schon viel schlechtere Jahre erlebt", beruhigte Muther. Der Gesamthaushalt beträgt 21 Millionen Euro, mit 3,1 Millionen Euro ist die Gemeinde verschuldet. Das bedeutet eine Pro-Kopf-Verschuldung von 574 Euro (Landesdurchschnitt: 719 Euro). 3,6 Millionen müssen an den Landkreis überwiesen werden. "Uns allen ist schummrig vor dem Gedanken, wie sich das weiterentwickeln wird". Angesichts eines neuen Gymnasiums in Herrsching und der Sanierung des Landratsamt werde die Kreisumlage weiter steigen, befürchtete Muther.

Nächstes Jahr soll in Weßling die Argelsrieder Straße saniert, ein neuer Spielplatz in Oberpfaffenhofen angelegt, das Sanierungsgebiet "Weßling Zentrum" in Angriff genommen und die Hauptstraße endlich verkehrsberuhigt werden. Dafür werden derzeit Verkehrszahlen gesammelt. Die Einengungen der Straße wird der Bürgermeister "keinesfalls wegbauen lassen", wie gefordert. "Höchstens ein wenig auseinanderziehen". Als es um die Bedarfsumleitung ging, "Wir werden uns das nicht gefallen lassen", wetterte Muther, die im Falle einer Autobahnsperrung gelten soll. Die Strecke führt nämlich mitten durch den Ort

Viel Lob gab es für den "Integrationspunkt", eine Untergruppe der Nachbarschaftshilfe, die sich um die Asylbewerber am Ort bemüht. Johanna Ebbinghaus gab der Versammlung einen Tätigkeitsbericht. Vor allem die alleinstehenden sehr jungen Männer liegen ihr am Herzen. Für sie sucht sie Patenfamilien und Helfer, die beim Behördenkram unterstützen, Ansonsten haben sich die Helfer in verschiedene Gruppen aufgeteilt: Sie organisieren Deutschkurse, haben im Bahnhof ein "Kaufhäuschen" eröffnet, in dem donnerstags Kleider- und Sachspenden verkauft werden, erklären deutsche Standards beim Gesundheitswesen, engagieren sich in der Radlwerkstatt im ehemaligen Feuerwehrhaus: Hier wird donnerstags von 18 bis 20 Uhr geschraubt und Fahrradspenden werden angenommen. Einen Appell richtete Muther an alle, denen "Barrieren" im Gemeindegebiet auffielen: Die Gemeinde macht beim Aktionsplan des Landkreises für Inklusion mit und sei auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen.

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