Verkehr:Von Autos überrollt

Westumgehung im Bau

Unter Volldampf laufen die Bauarbeiten auf der Westumfahrung von Gilching. Der südliche Abschnitt soll schon in den nächsten Monaten für den Verkehr freigegeben werden. Doch einige Autofahrer nutzen jetzt schon die Trasse, was aber noch verboten ist.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Gilchinger befürchten, dass die Belastung weiter zunimmt. Schon jetzt steht man in den Stoßzeiten beim Gewerbepark West bis zu 40 Minuten im Stau. Darum dominiert das Thema auch die Bürgerversammlung

Von Christian Deussing, Gilching

Es wird in der Boom-Gemeinde immer enger, der Zuzug nach Gilching, wo inzwischen fast 20 000 Menschen leben, hält an. Sehr eng wurde es auch am Mittwochabend bei der Bürgerversammlung, zu der 250 Einwohner kamen, um der 90-minütigen Powerpoint-Präsentation von Bürgermeister Manfred Walter (SPD) zu folgen. Walter kündigte an, dass der erste Streckenabschnitt der Westumfahrung vom Röchnerknoten an der Lindauer Autobahn bis zum Kieswerk Jais in den nächsten Monaten eröffnet wird. Die komplette, fast fünf Kilometer lange Umgehung bis zur nördlichen Gemeindegrenze an der Brucker Straße soll im November 2019 eröffnet werden. Das Bauprojekt mit sieben Rad- und Fußwegunterführungen kostet inklusive Grunderwerb 22 Millionen Euro. Davon würde der Freistaat etwa 85 Prozent übernehmen, erläuterte der Rathauschef. Er forderte dazu auf, nicht in die Baustelle der Westtangente hineinzufahren - dies sei nicht nur verboten, sondern auch gefährlich, mahnte er in der Versammlung.

Verkehr

Die stark wachsende Gemeinde hat zunehmend mit dem Verkehr zu kämpfen - besonders morgens und abends. Mit den neuen Expressbussen und wohl künftig auch mit einer Ortsbuslinie und MVV-Ruftaxis soll sich der innerörtliche Individualverkehr in Gilching deutlich verringern. Ein Problem ist aber auch der überlastete Kreisel vor dem Gewerbepark Süd, wo sich laut Walter die Situation noch verschärfen dürfte, wenn in Kürze die Westumfahrung von Starnberg eröffnet ist. Der Verkehr kollabiere schon beim Gewerbepark West an der Einfahrt zur Claude-Dornier-Straße und an der Friedrichshafener Straße, klagte Walter. Zu bestimmten Zeiten warte man dort bis zu 40 Minuten - und auch der Expressbus stecke dann im Stau.

Gautinger Gewerbegebiet

Ein Reizthema ist weiterhin das geplante Gewerbegebiet der Nachbargemeinde Gauting im Unterbrunner Holz. Die Gilchinger protestieren gegen den Eingriff in den Bannwald und ins Landschafts- und Wasserschutzgebiet sowie in den Naherholungsraum. Die Lokalpolitiker werfen der Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) vor, "rücksichtslos ohne interkommunales Abstimmungsgebot" vorzugehen. Jetzt gebe es aber von Kössinger ein "Gesprächsangebot", sagt Walter. Er hofft jedoch, dass der Starnberger Kreistag das 60 Hektar große Areal, das zum einen Drittel gewerblich bebaut werden soll, im Unterbrunner Holz nicht aus dem Landschaftsschutz herausnimmt. Denn der Landkreis würde sonst gegen die eigenen Kernwerte seiner geschützten Marke "Starnberg Ammersee" zu verstoßen - nämlich damit auch werben, "wertschätzend und naturgesund" zu sein und zu handeln. Kräftiger Applaus im Saal.

Umladestation und Wertstoffe

Eindeutig äußert sich der Rathauschef auch zur geplanten Umladestation mit Verwaltungszentrale des Abfallwirtschaftsverbandes Starnberg (Awista), neben dem umstrittenen Standort nahe Hochstadt auf Gautinger Flur nun auch bei St. Gilgen auf Weßlinger Gebiet ein Areal prüfen lassen will. Walter hält die erste Variante für "deutlich besser", weil die Fläche größer, nicht verfüllt und sehr gut angebunden sei. Zudem soll der Gilchinger Ortsteil St. Gilgen vor einer weiteren Müllumladestation geschützt werden. Walter nimmt überdies 750 Unterschriften entgegen und soll sie an Awista-Geschäftsleiter Peter Wiedemann weiterreichen, damit auf dem Wertstoffhof die Geschenke-Ecke - die sogenannte Werststoffbörse - wieder geöffnet wird.

Feuerwehr

Das Feuerwehrgerätehaus ist mittlerweile viel zu klein und nicht mehr zeitgemäß - es entspricht laut Verwaltung nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben. Um die vorgeschriebenen Ein- und Ausrückzeiten der Einsatzkräfte einhalten zu können, soll auf dem ehemaligen Festplatz ein neues Gerätehaus gebaut werden. Anwohner beschweren sich zwar über die Pläne und fürchten den Lärm, doch die Gemeinde sieht keine Alternative zum Standort. Derzeit sind in der Gilchinger Feuerwehr 105 Einsatzkräfte aktiv, wobei 20 Helfer auch für die Tagesbereitschaft zur Verfügung stehen.

Glatze

Das Bauleitverfahren zur Gilchinger "Glatze" am Starnberger Weg, auf der später etwa 1500 Menschen leben sollen, wird noch drei bis fünf Jahre dauern. Davon geht Rathauschef Walter aus, nachdem hunderte Einwendungen eingereicht worden sind. Hierbei geht es in vielen Varianten vor allem um den künftigen Verkehr. Das 15 Hektar große Areal soll parkähnlich angelegt und etwa zur Hälfte bebaut werden.

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