Verkehr innerorts:Leserbriefe

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Zu " Ist 30 jetzt das neue 50?" vom 15./16. Oktober 2022:

Der Artikel gibt Veranlassung, einige grundsätzliche Fragen zu dem angeschnittenen Thema zu stellen. Erstens: Sobald eine Kommune sich darum bemüht, zum Beispiel für eine durch ihren Ort verlaufende Staatsstraße Tempo 30 einzuführen, warum erfolgt in den meisten solcher Fälle als erste Reaktion der Genehmigungsbehörden - Landratsamt, Verkehrspolizei, Straßenbauamt - ein geradezu reflexartiges Festhalten an 50 innerorts? Nur, weil es Vorschrift ist?

Wie in dem Artikel richtig beschrieben, sind die 50 Stundenkilometer innerorts festgelegt in Paragraf 3 der Straßenverkehrsordnung, eingeführt 1957. In Deutschland, in seinen damaligen Grenzen, gab es 1957, in runden Zahlen, acht Millionen Kraftfahrzeuge. Heute, 2022, sind es in derselben Fläche (ohne die neuen Bundesländer) 51 Millionen - also das Sechsfache! Also müssen wir alle heute mit dem sechsfachen dessen leben, was mit dieser Autoflut einhergeht, Stichworte: Lärm, Abgase, Unfallrisiken.

Zweitens: Angesichts dieser Entwicklung lässt sich fragen, warum die vorgenannten mitentscheidenden Behörden keine Initiativen ergreifen, damit die Straßenverkehrsordnung in diesem Punkt geändert wird?

Drittens: Warum haben die Kommunen in dem obengenannten Beispiel so wenig Mitsprache? Und müssen - meist in einem länger sich hinziehenden Vorgang - erst mal nachweisen, dass es mehr als erlaubt stinkt oder dass es genügend oft gekracht hat?

Kein Zweifel, aus guten Gründen braucht es bei innerörtlichen Verkehrsplanungen oder -regelungen die Mitwirkung der übergeordneten Behörden. Doch diesen gegenüber sind die Vertreter der Kommunen in einer Hinsicht klar im Vorteil: Sie kennen ihren Ort, weil sie hier leben. Sie wissen um den Anteil der Älteren, die sich nun mal im heutigen Straßenverkehr nicht mehr so sicher fühlen, sie sehen die Schülerströme, die sich mehrmals am Tag durch den Ort bewegen, sie kennen den Anteil der Fußgänger und Radfahrer, die auf der betreffenden Straße unterwegs sind, sie wollen nicht, dass noch mehr örtliche Geschäfte schließen.

Wird 30 also jetzt das neue 50? Klare Antwort: hoffentlich!

Gerhard Sening, Tutzing

Zu " Die vierte Tonne" vom 30. September:

Ich weiß nicht, wo der Awista-Chef seine Umfrage durchgeführt hat, wir wurden jedenfalls nicht gefragt. Ich sehe es ja ein, wenn in städtischen, größeren Wohngebieten statt unzähligen gelben Säcken große Tonnen zum Einsatz kommen. Obwohl bestimmt auch hier der Ausspruch "Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten" in Abwandlung zur Auswirkung kommt. "Wer Tonnen sät, wird noch mehr Plastik ernten." Es ist ja so leicht, Deckel auf und rein mit dem Zeug.

Bei einem Sack merkt man schon eher, wie der sich langsam füllt, und bemüht sich vielleicht (hoffentlich), diese Wahnsinnsmengen durch bewusstes Verhalten beim Einkauf zu sparen.

Wobei auch schon Plastik gespart würde, wenn der Gelbe Sack nur wirklich gefüllt zur Abholung käme. Ich stelle meinen Sack durchschnittlich alle sechs Wochen raus. Ich möchte dazu nicht noch eine Tonne in meinem Vorgarten stehen haben, ein Fremdkörper in meinem naturnahen Garten. Und ich glaube nicht, dass meine Meinung zu dieser Frage so abwegig ist.

Margot Spiemann, Wörthsee

© SZ vom 18.10.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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