Verkehr in Starnberg:Bürger erwarten Lösung

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Die Entscheidung über den Tunnel naht. Es sei deshalb daran erinnert, dass der Stadtrat gewählt wurde, um eine Lösung für die Verkehrsproblematik in der Stadt zu erarbeiten - nicht, um diese zu verhindern

Von Peter Haacke

Natürlich kann man gegen einen Tunnel sein. Aber gilt man gleich als "Tunnelfreund", nur weil man den stetig zunehmenden Durchgangsverkehr in Starnberg endlich mit der einzig realisierbaren Lösung eindämmen möchte? Wohl kaum. Die Fakten sollten allen Beteiligten eigentlich klar sein: Für die Kreisstadt ist allein der Bau eines Tunnels möglich. Die Hälfte des aktuellen Durchgangsverkehrs - also rund 18 000 Fahrzeuge - verschwände unter der Erde, der Tunnel würde, ebenso wie der Unterhalt, vom Bund bezahlt werden. Und obendrein gibt es die Option einer seriösen Prüfung für eine ortsferne Umfahrung als Verbindungstrasse zwischen A96 und A95, wie sie die Bürgerliste schon immer haben wollte. Vermutlich wäre diese Lösung ohnehin die beste im Sinne einer maximalen Verkehrsentlastung für Starnberg.

Die Alternative dazu lautet: Nichts! Eine Umfahrung ohne Tunnel wird es die nächsten 30 Jahre definitiv nicht geben, Starnbergs Verkehrsproblematik würde sich dramatisch verschärfen. Selbst, wenn eine Umfahrung jemals erneut diskutiert werden sollte, bliebe der Tunnel stets erste Wahl. EU-Recht, FFH- und Wasserschutzgebiete lassen gar keine andere Möglichkeit zu. Ganz abgesehen von der Finanzierung des etwa 162 Millionen Euro schweren Projekts, das der Bund stemmt. Eine Umfahrung - mindestens genauso teuer - müsste die Stadt allein zahlen; Bund, Freistaat und Landkreis würden sich nicht beteiligen.

Außerhalb der Kreisstadt herrscht nur noch Unverständnis über die Wagenburg-Mentalität der Starnberger, die einerseits laut und vernehmlich jammern, andererseits aber die einzig realisierbare Lösung ihres Problems verweigern. Unter Führung von Bürgermeisterin Eva John, die 2008 noch als CSU-Bürgermeister-Kandidatin für den Bau des Tunnels geworben hatte, sich 2014 aber an die Spitze der Anti-Tunnel-Allianz wählen ließ, war Aufbruchstimmung verbreitet worden. Die Wähler hatte man mit großen Verheißungen geködert. Drei Jahre später zeigt sich aber: Die Umfahrung war nur eine Mogelpackung.

Die Bürger wissen, dass sie bei der Entscheidung um den Tunnel nicht mehr mitreden können. Allein der Stadtrat stimmt über Wohl und Wehe der Stadt ab, die Frist endet Pfingsten. Damit bleibt nur die Hoffnung, dass einige Gremiumsmitglieder den Mut aufbringen und ehrlich eingestehen, dass eine Umfahrung Utopie bleiben wird. Schließlich wurden die Stadträte im Vertrauen darauf gewählt, endlich eine Lösung zu finden. Nicht aber, um eine zu verhindern.

© SZ vom 17.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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