Verkehr:Geheimnisvolle Hauptstraße

Verkehr: Die Tutzinger Hauptstraße soll ihren Charakter verändern - weniger Platz für Autos, mehr Raum für Fußgänger und Radler ist die Devise.

Die Tutzinger Hauptstraße soll ihren Charakter verändern - weniger Platz für Autos, mehr Raum für Fußgänger und Radler ist die Devise.

(Foto: Arlet Ulfers)

Der Tutzinger Gemeinderat will nichtöffentlich Details zur Umgestaltung der Ortsdurchfahrt festzurren. Die Grünen mahnen unterdessen im Starnberger Kreistag Tempo 30 vor den Schulen an

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Die Vorgänge rund um die Umgestaltungspläne der Tutzinger Hauptstraße gleichen momentan in vielerlei Hinsicht herbstlichen Frühnebeln: Man sieht sich irgendwie nicht raus. Das Rathaus möchte - entgegen der Zusage zu größtmöglicher Transparenz - Details im November in einer nichtöffentlichen Sondersitzung bereden, wenn auch noch nicht beschließen. Das kündigte die derzeit amtierende Vize-Bürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg am Dienstag im Plenum an.

Dort stand die "Grundhafte Erneuerung der Ortsdurchfahrt Tutzing" zwar als erster großer Punkt auf der Tagesordnung. Der wurde aber umgehend gestrichen. Benjamin Neudert vom beauftragten Herrschinger Planungsbüro war nicht da. Dörrenbergs knappe Erklärung: Neudert habe noch nicht alle Vorgaben, auch finanzieller Art, einarbeiten können. Das ist insofern erstaunlich, als Neudert selbst noch im September zur Eile gemahnt hat, damit spätestens im April ausgeschrieben werden könne. Vor der Sondersitzung des Gemeinderats soll sich am 8. November erneut der Arbeitskreis treffen, in dem neben Verwaltung und einigen Gemeinderäten auch Fachleute von Behörden sowie Vertreter der Gewerbetreibenden, Eltern, Senioren und des ADFC um Kompromisse ringen. Auch der Arbeitskreis tagt nichtöffentlich. Wann die Bürger das nächste Mal offiziell von der Gemeinde informiert werden, ist nicht bekannt. Es stehe noch kein Termin für eine "Info-Veranstaltung Hauptstraße" fest, heißt es auf Nachfrage.

Bis dahin wollten rund 30 Interessierte nicht warten. Sie folgten einer Einladung von Anton Maier, dem Kreisvorsitzenden des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), ins Roncallihaus. Maiers Tutzinger ADFC-Kollege Martin Held plädierte dort dafür, bei der Umgestaltung dieser wichtigen Nord-Südachse die Bedürfnisse von Radlern und Fußgängern im Blick zu haben: "Denn Fußgänger ist jeder irgendwann." Im ersten südlichen Bauabschnitt gehe es insbesondere um die Sicherheit der Kinder vor den Schulen und Kindergärten und auf deren Weg zur Dreifachhalle. Held, selbst Mitglied im Arbeitskreis, wies darauf hin, dass die veröffentlichten Pläne auf der Homepage des Rathauses nicht aktuell seien. "Sicher keine böse Absicht, das Ganze ist eben eine dynamische Entwicklung", nimmt er die Verwaltung in Schutz.

Unterdessen äußern die Grünen ihr Unverständnis, warum das Landratsamt vor Realschule und Gymnasium in der Hauptstraße nicht die Reduzierung auf Tempo 30 zulässt - trotz Einigkeit im Tutzinger Gemeinderat und neuen Regelungen der Bundesregierung, die es Kommunen erleichtern, in sensiblen Bereichen das Tempo herrauszunehmen.

Der Tutzinger Kreisrat und Bürgermeisterkandidat der Grünen, Bernd Pfitzner, richtete eine entsprechende Anfrage ans Landratsamt. Darin fordern er und seine Kollegin Martina Neubauer aus Starnberg eine klare Stellungnahme von Landrat und Verwaltung. Die Verwaltungsvorschrift der Bundesregierung sei eindeutig und Tempo 30 grundsätzlich vor Kindertagesstätten, Schulen, Krankenhäusern und Seniorenheimen vorgeschrieben. "Nur in Ausnahmefällen kann auf eine Absenkung der Geschwindigkeit verzichtet werden", so Pfitzner. Mit der Anfrage im Kreistag wollen die Grünen Klarheit für alle Kommunen im Landkreis schaffen und das Landratsamt zu einer offensiveren Bearbeitung der Anträge bringen.

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