Süddeutsche Zeitung

Verkehr:Die Weßlinger Aufklärung

  • Im Gemeinderat geht man davon aus, dass viele Pendler von der neuen Straße noch nichts wissen.
  • Dafür machht das Gremium auch das Landratsamt verantwortlich.
  • Mit einer Plakataktion will die Kommune nun für die Trasse werben.

Von Wolfgang Prochaska, Weßling

Noch immer rollt nach Einschätzung vieler Weßlinger zu viel Verkehr durch die Hauptstraße - obwohl seit zwei Monaten die Umfahrung fertig ist. Anscheinend hat sich aber bei vielen Pendlern noch nicht herumgesprochen, dass die Umfahrungsroute die schnellere und für die Gemeinde die bessere ist. Dieser Ansicht ist auch Bürgermeister Michael Muther. Um die Umfahrung bekannter zu machen, hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung am Dienstag nun eine Plakataktion beschlossen.

Dabei sollen große Transparente an Gartenzäunen in der Hauptstraße auf die neue Umfahrung aufmerksam machen. "Bitte Umfahrung nutzen" ist zu lesen oder "Verkehrsberuhigte Ortsdurchfahrt". Damit will man auch verdeutlichen, warum es Engstellen und Verkehrsinseln in der Hauptstraße gibt. "Der Mensch ist ein Gewohnheitstier", philosophierte Muther. Er wette, dass immer noch Pendler von München kommend in Oberpfaffenhofen von der Autobahn runter fahren, anstatt in Wörthsee, wo die Umfahrung beginnt. Dem Gremium war auch klar, dass die Transparente nicht allen Weßlingern passen könnten. Christian Zollner prophezeite: "Da werden bald andere Sprüche draufstehen, das sag' ich Euch." Er bezeichnete die Transparente als "Verschandelung der Ortsdurchfahrt".

Auch bei der Beschilderung soll sich noch einiges tun. Vor dem Kreisel zur Umfahrung soll künftig ein großes Hinweisschild stehen, auf dem vermerkt ist: "München über A 96." Ein Pfeil deutet auf die Umfahrung hin. Drei Monate darf das Schild laut Landratsamt dort stehen. Das allerdings akzeptierte keiner der Weßlinger Gemeinderäte. "Das muss bis Herbst bleiben", meinte Muther. Und Roland von Rebay, der sich zum großen Weßlinger Verkehrsplaner gemausert hat, drohte gar mit einer Klage, sollte das Schild nach drei Monaten wegkommen.

Überhaupt gab es heftige Kritik am Landratsamt, insbesondere an der Unteren Verkehrsbehörde, die nach dem Geschmack der Weßlinger ziemlich willkürlich Hinweisschilder gestaltet. So sei in Herrsching und in Seefeld in Gelb ein Hinweis nach München ausgewiesen, in Weßling gehe dies auf einmal nicht, schimpfte Wolfgang Frieß, der die Behörde "zum großen Problem" erklärte. Da gab es ein großes Nicken. Auch das Schild Kloster Andechs an der Autobahn Richtung Lindau steht noch an alter Stelle und ist nicht zur Ausfahrt Wörthsee versetzt worden. "Habe ich schon moniert", berichtete Muther.

Ebenfalls Ärger gibt es in der Hauptstraße. Vor allem die Mittelinsel im Bereich der Einmündung der Grünsinker Straße schafft Probleme. Dort haben gleich zwei Ärzte ihre Praxen, sodass es beim Ausparken zu gefährlichen Situationen kommt. So mancher Autofahrer ärgert sich auch über die künstlich geschaffene Engstelle. Eine Ampelanlage - es müssten drei aufgestellt werden - würde aber 90 000 Euro kosten. Zu viel für Muther. Er plädierte dafür, alles beim Alten zu lassen, denn: "Dem Fußgänger bringt der Übergang was, und er ist der schwächere Verkehrsteilnehmer." Wolfgang Frieß, der auch beim Arbeitskreis "Mobil und Lebenswert" Mitglied ist, hält einen Zebrastreifen für optimal. Die Polizei hingegen spricht von "Scheinsicherheit". Bürgermeister Muther glaubt aber, dass er Tempo 30 in diesem Bereich wegen der Arztpraxen und der anderen Geschäfte eine Genehmigung von der Verkehrsbehörde erhält. Er hält diese Gründe für wichtig genug.

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Quelle:
SZ vom 26.01.2017/frie
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