Verkehr:Carsharing denkbar

Lesezeit: 2 min

Tutzing begrüßt Konzept des "Ökomobils Pfaffenwinkel"

Ein bis zwei Autos für wechselnde Nutzer zur Verfügung zu haben, Tutzing damit zu einem Carsharing-Standort zu machen und Individualverkehr zu reduzieren - Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler) und die Räte im Umwelt-, Energie- und Verkehrsausschuss können sich sehr gut vorstellen, dass das Konzept des Vereins "Ökomobil Pfaffenwinkel" in Tutzing funktioniert.

Geschäftsführer Martin Heinz stellte das Carsharing-Modell vor. 23 Autos stehen im Oberland zur Verfügung, und zwar in Weilheim, Peißenberg, Peiting, Schongau, Murnau., Penzberg, Benediktbeuern und Bernried. Wählen können die derzeit 300 angemeldeten Kunden unter anderem zwischen Kleinwagen, Limousinen, Kombi, Cabrio, Sieben-Sitzer-Bus oder E-Auto. Ein Auto kann stunden-, tage- oder sogar wochenweise, etwa für eine Urlaubsreise, gebucht werden. Gebucht wird via Internet oder telefonisch. Auch Reservierungen für begehrte Zeiten wie Weihnachten oder Ostern sind möglich. Nutzer schließen einen Rahmenvertrag ab, zahlen einmalig 51 Euro Aufnahmegebühr, eine Kaution von 511 Euro, dazu elf Euro Monatsgebühr, müssen ihren Führerschein vorlegen und erhalten dann Zugang zu allen Autos. Die stehen auf reservierten Parkplätzen - dafür würde die Gemeinde Tutzing Grund bereitstellen. Schlüssel und Papiere liegen in einem Kasten. Zu zahlen sind der Fahrpreis pro Kilometer, in dem alle Kosten, auch Benzin oder Strom, inbegriffen sind. Der Preis liegt zwischen 2,10 Euro/Stunde für einen Fiat Panda und 2,70 Euro für den Sieben-Sitzer. Der Verein rechnet vor, dass man für Getränke holen - eine Stunde Dauer, fünf Kilometer Fahrt - im Panda 3,40 Euro zahlt. Ein Tagesausflug - 24 Stunden, 50 Kilometer - im "Hyundai i20" kommt auf 37,50 Euro.

Am Ende der Fahrt füllt man ein Formular aus, das wiederum im Kasten deponiert wird. Einmal monatlich bucht der Carsharing-Verein per Lastschrift die Kosten ab. Ein etwas altmodisches Verfahren im Zeitalter von Apps und digitalen Abrechnungsverfahren, wie Thomas von Mitschke-Collande (CSU) anmerkte. Eine Crux des Systems nannte der Geschäftsführer selbst: "Wir leben davon, dass nicht zu wenig gefahren wird." Daher sollte nicht nur das Rathaus ins Carsharing mit einsteigen, was Greinwald sehr befürwortet, sondern sich auch Vereine und Gewerbetreibende beteiligen. Tourismusreferent Toni Aigner (Freie Wähler) kann sich vorstellen, dass Tutzinger Hoteliers von dem Angebot profitieren. Gäste, die mit dem Zug anreisten, hätten dann ein Carsharing-Auto für Ausflüge zur Verfügung.

Bernd Pfitzner (Grüne), der das Carsharing-Modell schon auf der Grünen-Ortsversammlung vorstellen ließ, sagte, dass sich danach "viele interessierte Privatleute" gemeldet hätten. Pfitzner schlug vor, dass die Gemeinde nicht nur einen Parkplatz zur Verfügung stellt, sondern auch die Übernahme eines Defizits garantiert, falls der Mindestumsatz von 500 Euro im Jahr nicht erreicht werde. Eine derartige Zusage darf eine Kommune gegenüber einem Privatunternehmen aber wohl nicht abgeben. Vor einem Grundsatzbeschluss für den Start mit einem Auto im Carsharing in Tutzing will die Bürgermeisterin die Details prüfen lassen. "Aber eigentlich wäre es für Tutzing relativ leicht zu realisieren", so ihr positives Signal. Wer sein Auto abschaffe und auf Carsharing umsteige, nutze sicher auch öfter sein Rad, etwa zum Semmeln holen.

© SZ vom 27.07.2018 / manu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: