Vereinsleben:Schützen müssen aus Kraillinger Schule ausziehen

Vereinsleben: Günter Neidlinger am Schießstand der Würmtaler Schützengemeinschaft, die im Keller der Kraillinger Schule beheimatet ist. Bald soll die Schule saniert werden, dann müssen die Schützen ausziehen.

Günter Neidlinger am Schießstand der Würmtaler Schützengemeinschaft, die im Keller der Kraillinger Schule beheimatet ist. Bald soll die Schule saniert werden, dann müssen die Schützen ausziehen.

(Foto: Arlet Ulfers)

Der Verein "Würmtaler" hatte lange Zeit seine Heimat im Keller des Gebäudes: Nun ist das Rathaus der Meinung, dass Schule und Schießen nicht zusammenpassen.

Von Carolin Fries, Krailling

Ein Schützenverein im Schulhaus? Das passt nicht zusammen. Der Gemeinderat Krailling jedenfalls ist sich einig, dass die Schützengemeinschaft "Würmtaler" in der neu sanierten Grundschule keinen Platz mehr haben soll. "Das war so Konsens", berichtet die Zweite Bürgermeisterin Karin Wolf (UWK). "Obwohl nie etwas passiert ist", wie sie betont.

Seit 1989 belegt der Verein im Keller der Grundschule Räumlichkeiten. Der Zugang erfolgt nicht durch den Haupteingang der Schule, sondern über einen Kellereingang bei der Turnhalle. Hier haben sich die 44 Mitglieder recht gemütlich mit viel Holz eingerichtet, die Wände säumen Scheiben und Urkunden, in einem großen Glasschrank hängt die Vereinsfahne. "Wir haben hier alles selbst gemacht", erzählt der Vorsitzende Günter Neidlinger, "von den Elektroinstallationen bis zum Kanalanschluss". Insgesamt 120 000 Mark habe der Ausbau der nackten Kellerräume gekostet, knapp 50 000 Euro habe der Verein selbst aufgebracht. Neidlinger mag sich nicht vorstellen, hier auszuziehen. Der Beamte aus Großhadern, der seit 2005 Vereinsmitglied und Vorsitzender ist, fragt sich: Wohin dann mit uns?

Eine Antwort auf diese Frage kann ihm bislang keiner geben. Im Rathaus, das seit Wochen ohne erste Bürgermeisterin auskommen muss, hat man drängendere Probleme. Und sich selbst umschauen nach einer Alternative - Neidlinger zuckt mit den Schultern: Wer hebt schon freiwillig den Finger, um knapp 300 Quadratmeter Fläche für einen Verein bereitzustellen, der so wenig zum Zeitgeist passt wie die Schützen? "Und selbst Räume anmieten können wir nicht, das würde den Mitgliedsbeitrag sprengen", sagt Neidlinger. Aktuell liegt der Beitrag bei 50 Euro im Jahr. Das geht nur, weil der Verein für die Räume lediglich einen symbolischen Euro an Jahresmiete an die Gemeinde zahlt. Die Kündigungsfrist liegt bei einem Jahr - "noch gilt der Status Quo", sagt Neidlinger.

Er kann die "ideologischen Gründe" des Gemeinderats nur schwer nachvollziehen, es laufe schließlich niemand mit dem Gewehr durch die Schule. Die Waffen blieben in den Spinden eingeschlossen, lediglich Freitagabends - und das auch nur in den Wintermonaten - kämen die Mitglieder regelmäßig um 18.30 Uhr zusammen, um sich am Schießstand zu messen. Nach zweieinhalb Stunden kämen die Luftgewehre und Luftpistolen wieder in die Metallschränke, dann setzte man sich noch gemütlich zusammen. "Zuletzt war die Stimmung eher getrübt." Der 59-Jährige hofft, dass die Gemeinde eine Lösung für die Würmtaler Schützen findet, sich irgendwo die Möglichkeit bietet, Unterschlupf zu finden. Dann würde man die sechs Schießstände mit Seilzug im Nebenraum abbauen, die schweren Metallspinde für die Waffen verladen und auch das Holzmobiliar retten. Andernfalls wäre es wohl das Ende des Vereins, der heuer sein 135-jähriges Bestehen feiert und zwei Weltkriege überdauert hat. Natürlich hat man der Schützengemeinschaft "Würmtaler" schon vorgeschlagen, doch einfach mit der Schützengesellschaft "Wildschützen" im Ortsteil Pentenried zu fusionieren. Doch Neidlinger schüttelt den Kopf. "Einfach unsere Fahne einmotten und woanders mitlaufen?" Nein, so einfach gehe das nicht. "Vorübergehend ja. Aber auf Dauer nein." Er zeigt das erste Schützenbuch des Vereins aus dem Jahr 1884. Günter Neidlinger wird das Vereinsheim nun für die kommenden Monate zusperren. Erst im September geht es dann hier wieder los. Der Plastik-Christbaum steht schon im Eingang bereit.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: