Veranstalter leiden unter Corona-Krise:Mahnmale in Rot

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Der Starnberger Kulturbahnhof wird zum roten Kunstwerk: Mit der Aktion "Night of Light" weisen (v. li.) Starnbergs Kulturreferentin Petra Brüderl, Frank Edler und Petra Geiger auf die prekäre Lage der Veranstaltungstechniker in Corona-Zeiten hin. (Foto: Arlet Ulfers)

Kulturschaffende in Starnberg und Gauting beteiligen sich an der bundesweiten Aktion "Night of Light" und weisen so auf die prekäre Lage ihrer Branche hin.

Von Sabine Bader, Starnberg

Sie haben harte Monate hinter sich: die Beschäftigten in der Veranstaltungsbranche. Bereits Ende Februar gingen in ihrem Metier buchstäblich die Lichter aus. Für die Beleuchter gab es nichts mehr anzustrahlen, Tontechniker hatten nichts zu beschallen und Caterer zu servieren. An der Branche hängen bekanntlich viele verschiedene Dienstleister. Um ihre Situation auch optisch in Szene zu setzen, haben sie am Montagabend den Starnberger Kulturbahnhof in rotes Licht getaucht. "Night of Light" heißt die bundesweite Aktion, an der sich neben der Stadt auch das Management-Forum Starnberg sowie der Pöckinger Veranstaltungstechniker "Subsonic" beteiligen.

"Unsere Branche liegt komplett am Boden", sagt Subsonic-Chef Frank Edler. Seit 1998 führt er sein Unternehmen. Er beschäftigt drei Mitarbeiter und bildet in seinem Metier auch aus. Derzeit hat er einen Azubi. Unter normalen Bedingungen wird der 48-Jährige nicht selten für große Veranstaltungen gebucht, für die er dann bis zu 25 freiberufliche Mitarbeiter anheuert. "Unsere Situation wird viel zu wenig wahrgenommen", findet er. Zwar hat er Fördergeld erhalten, momentan muss er sich aber wieder mit Krediten über Wasser halten. "Es ist einfach mehr als schwierig in unserer Branche."

Das ist auch der Grund, warum sich Edler an der Starnberger Lichtaktion beteiligt und den Kulturbahnhof in rotes Licht taucht. Auch Petra Geiger vom Management-Forum Starnberg ist an diesem Abend mit von der Partie. Sie hatte den Kontakt zur Stadt hergestellt. Und die Stadt will mit ihrer Teilnahme laut Kulturreferentin Petra Brüderl ihre Solidarität mit den Kulturschaffenden bekunden und zeigen: "Ihre Arbeit ist uns wichtig." Unter normalen Umständen ist das Management-Forum mit seinen 30 Mitarbeitern an etwa 300 Tagen im Jahr ausgebucht. Die Beschäftigten sind bei Konferenzen und Seminaren dafür zuständig, dass alles flutscht.

Auch wenn das Unternehmen schnell in der Corona-Krise auf Online-Trainings gesetzt hat, der Verlust ließ sich damit nicht ausgleichen. "Der virtuelle Seminarraum wird auch nach Corona unser Programm ergänzen", da ist sich Geiger sicher. Derzeit befinden sich alle Mitarbeiter in Kurzarbeit. "Es läuft ganz langsam und schleppend wieder an", erzählt sie. Natürlich müssen die Säle wegen der Abstände jetzt wesentlich größer sein, für weniger Leute, was die Veranstaltungen verteuere. Kein Wunder also, dass einige in dieser Situation zurückhaltend seien. Die Veranstalter sind von der abendliche Aktion begeistert. Es wurde viel diskutiert, Autofahrer blieben stehen und fotografierten, denn der "Kulturbahnhof wirkte, wie ein überdimensionales Kunstwerk", findet Geiger.

Nicht nur in Starnberg sahen Passanten gestern Abend rot. Auch in Gauting wurden Gebäude angestrahlt: der Bahnhof und das Kino Breitwand. Die Puppet Players, das Zebra Stelzentheater und weitere Künstler schufen statische und mobile Kunstwerke, die Tobias McFadden gemeinsam mit "Sigma Veranstaltungstechnik" stimmungsvoll illuminierte. Bestaunt wurde "das schaurig-schöne Mahnmal" laut McFadden von vielen Gautingern, die dort auf ihrem Abendspaziergang verweilten.

© SZ vom 24.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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