Süddeutsche Zeitung

Vandalismus:Wer hat Mars und Venus vom Starnberger Planetenweg geklaut?

Lehrer und Schüler des Gymnasiums sind entsetzt: Vor einem Jahr haben sie die Strecke vom Bürgerpark zum Badegelände in Kempfenhausen gestaltet.

Von Sabine Bader

Der Mars ist weg und die Venus auch. Abgeschlagen und abgeschraubt. Heimo Gnilka war entsetzt, als er es erfuhr. "Ich hatte keine Worte. Mir ist einfach der Mund offen stehen geblieben", erzählt der 64-jährige Physik-, Mathe- und Informatiklehrer am Gymnasium Starnberg. Was Gnilka so entsetzt: Unbekannte haben zwei Planeten des Planetenwegs gewaltsam entfernt und mitgenommen. Auch eines der beiden Hinweisschilder haben sie abmontiert. Die Tafel sei wirklich fachmännisch entfernt worden, so als wolle man die Exponate als Souvenirs haben, meint der Lehrer.

Das ist einfach zu bewerkstelligen, denn der rote Mars ist gerade einmal zwei Zentimeter groß und die Venus vier. Wann die Planeten gestohlen wurden, lässt sich nicht mehr genau sagen - der Mars aller Wahrscheinlichkeit nach im September, die Venus bereits im Juli. Am Donnerstag hat Gnilka auch noch entdeckt, dass den Jupiter ein Aufkleber verunziert und einige Wegweiser fehlen.

Den Planetenweg haben Schüler eines P-Seminars am Starnberger Gymnasium gemeinsam mit Gnilka entworfen und am 18. Oktober vergangenen Jahres feierlich eingeweiht. Die Idee, die dahinter stand: Der Planetenweg soll nicht nur ein Schulprojekt sein, sondern allen Starnberger zugutekommen. Er reicht vom Bürgerpark am Nepomukweg bis zum Beachvolleyballplatz im Badegelände in Kempfenhausen. Kindergartengruppen und Schulklassen können mit ihren Erziehern und Lehrern Ausflüge dorthin machen. "Unsere Schüler dachten sich, das Ganze steht so lange, dass sie mit ihren eigenen Kindern hinwandern können und ihnen sagen: Das haben wir geschaffen", erzählt Gnilka.

Der Weg ist zwei Kilometer lang. Ein Schritt entspricht zwei Millionen Kilometer, rechnet Gnilka vor. "Wir wollten den Leuten zeigen, wie weit die einzelnen Planeten auseinander sind", sagt er. Auch die Größe der Himmelskörper ist maßstabsgerecht. Nicht plastisch dargestellt ist der Planetoid (Zwergplanet) Ceres, denn er wäre nur drei Millimeter groß. Nur eine Tafel weist auf ihn hin.

Gnilka hatte gerade dieses Projekt für die Schüler ausgewählt, weil es sich gut in Teilaufgaben untergliedern lässt, wie er sagt. Da galt es zum Beispiel, die Finanzen zu klären, Informationstafeln zu entwerfen, Sponsoren zu suchen und sich mit Handwerkern und Grafikern zu beraten sowie die Homepage für das Vorhaben zu gestalten. So konnte man die Schüler in Arbeitsgruppen aufteilen. Echte Teamarbeit, aus der letztlich das große Ganze entstand.

Auch mit der Stadt Starnberg habe man bei der Unternehmung sehr gut zusammengearbeitet, berichtet Gnilka. Man habe gemeinsam überlegt, wo die Objekte aufgestellt werden können, wie sie an den einzelnen Plätzen wirken. Die Mitarbeiter hätten immer ein offenes Ohr gehabt. Auch an der Finanzierung hat sich die Stadt beteiligt. Sie übernahm den Bau der Fundamente, was rund 9000 Euro kostete, die restlichen 18 000 Euro kamen über Sponsoren zusammen. Dazu zählen auch viele Unternehmer.

Insgesamt kann es sich sehen lassen, was die Schüler geschaffen haben. Lackiert hat die acht Planeten und die Sonne im Bürgerpark, die durch einen Metallbogen dargestellt ist, ein Weilheimer Stahlbauunternehmen. Kunstvoll von Hand bemalt haben die Schüler die Objekte. So sieht die etwa vier Zentimeter große Erde wie die Erde aus - mit Kontinenten und Wasserflächen. Der 40 Zentimeter große Jupiter hat seine rötlichen Farbnuancen erhalten, und der Saturn präsentiert sich in leuchtendem Gelb.

Der Saturn ist noch nicht installiert, denn die Außenanlagen des Seebads sind noch nicht ganz fertig. Dorthin soll der stattliche Saturn mit seinen gut 50 Zentimetern und seinem spektakulären Außenring kommen. Bis dahin lagert das Objekt bei Gnilka daheim in seinem Weilheimer Keller, gut geschützt vor Dieben, Wind und Wetter. Der Lehrer hofft, dass die Außenflächen im kommenden Frühjahr fertig werden. "April oder Mai wäre schön", sagt er. "Dann kann der Saturn noch vor der Badesaison montiert werden." Der 64-Jährige gibt den Saturn nur ungern her, wie er gesteht. "Denn wer kann schon von sich behaupten, einen Planeten im Keller zu haben?" Die beiden gestohlenen Himmelskörper will er unbedingt ersetzen, bemalen und anbringen lassen, damit der Weg wieder komplett ist. "Denn am Planetenweg hängt mein Herz", sagt er.

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Quelle:
SZ vom 30.11.2018
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