Als Standort für das neue Rathaus:Utting kauft Bankgebäude

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Malerisch, aber marode: Das Uttinger Rathaus ist sanierungsbedürftig und viel zu beengt für die Verwaltung. (Foto: Georgine Treybal)

Die Gemeinde entscheidet sich für den Erwerb des Hauses an der Bahnhofstraße. Dort soll das neue Rathaus entstehen - falls man sich den Umbau leisten kann

Von Armin Greune, Utting

Seit Jahren sucht die Gemeinde nach einer Alternative zum beengten und maroden Rathaus am Bahnübergang. Und seit Monaten stand eine Lösung im Raum, über die aber der Gemeinderat Stillschweigen bewahrte. Bei den Haushaltsberatungen am Donnerstag platzte nun die Bombe: Die Kommune hat die Option, das Gebäude der VR-Bank in der Bahnhofstraße zu kaufen. Es liegt genau vor dem Feuerwehrhaus, in dem der Gemeinderat seine Sitzungen abhält. Nach vielem Hin und Her entschied das Gremium mit 11 gegen vier Stimmen, die Immobilie zu erwerben - die Nutzung aber ließ man vorerst offen.

Paradoxerweise begann die Diskussion mit dem Versuch, die Debatte über anstehende Investitionen im Haushalt zu vertagen. Alexander Noll (CSU) fasste die nicht öffentliche Sitzung des vorbereitenden Finanzausschusses zusammen: Man habe den Etat vier Stunden lang beraten und dann erst am Ende bemerkt, dass sich eine Deckungslücke von 3,5 Millionen Euro auftut. Unter diesem Vorzeichen wäre sicher die eine oder andere Abwägung anders verlaufen: Noll erwog deshalb, den Haushalt zurück an den Ausschuss zu verweisen.

Bürgermeister Josef Lutzenberger betonte, dass auf dem ersten Blatt der Sitzungsunterlagen ein Hinweis stand, dass mit den beabsichtigten Investitionen die Uttinger Schulden von 3,4 Millionen bis Ende 2018 auf 7 Millionen Euro anwachsen. Dennoch hatte auch Peter Noll (GAL) den Verlauf der Ausschusssitzung als "sehr unglücklich empfunden".

Auf Renate Standfests (GAL) Vorschlag, sich "wenigstens über ein paar große Brocken wie Rathaus und Schule zu unterhalten", kam der Gemeinderat überein, einige Grundsatzentscheidungen zu treffen - aber die Verabschiedung des Haushalts auf eine Sondersitzung am 9. April zu verschieben. Als erster thematisierte Matthias Hornsteriner (Ländliche Wähler) die finstere Finanzlage: Mit dem Zugriff auf die Rücklage (derzeit 2,7 Millionen Euro) betrage die Deckungslücke bis 2018 sogar 9,2 Millionen Euro. Wie er fand auch Peter Noll den Erwerb des Bank-Hauses - im Finanzplan 2018 sind zudem 900 000 Euro für den Umbau zum Rathaus vorgesehen - als "letztlich nicht mehr finanzierbar". Ihm sei ein Einheimischenmodell für Wohnungen wichtiger als ein neues Rathaus.

Karl Sauter (CSU) sah hingegen eine "einmalige Chance", und auch Margit Gottschalk (CSU) fand: "Das Schnäppchen darf man sich nicht entgehen lassen." Utting erhält für 1,45 Millionen Euro ein 870 Quadratmeter großes Grundstück und ein - bereits vom Gutachter untersuchtes - Gebäude mit 500 Quadratmeter Wohnfläche: Im Erdgeschoss befindet sich die Bankfiliale, in den beiden Obergeschossen jeweils zwei Wohnungen.

In internen Workshops hatte der Gemeinderat zuvor über drei Alternativen beraten, um die Verwaltung weniger beengt und barrierefrei unterzubringen: Sanierung und Ausbau des bestehenden Rathauses, Abriss und Neubau an gleicher Stelle oder eben das Bankgebäude. Der Neubau wäre zwar die billigste Lösung, wie Florian Hoffmann (LW) meinte. Doch dann müsste die Verwaltung vorübergehend umquartiert werden, was zusätzliche Kosten verursachen würde. Vor allem aber erhält die Gemeinde mit dem Kauf der Bank eine wertbeständige Immobilie direkt neben Grundstücken, die der Kommune bereits gehören. "Wir wollen die Bahnhofstraße beleben, aber wenn wir's nicht kaufen, kommen wieder Wohnungen rein", fand Standfest. Schließlich stimmten nur Peter Noll, Hornsteiner, Franz Wegele und Sabine Kaiser (GAL) gegen den Immobilienkauf.

© SZ vom 28.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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