Utting am Ammersee:Strandbad wird komplett erneuert

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Uttings Bürgermeister Florian Hoffmann im Strandbad, das die Gemeinde in den kommenden Monaten ertüchtigt. (Foto: Nila Thiel)

Bis zum Sommer ertüchtigt die Gemeinde das Gastronomiehaus und den Außenbereich. Unklar ist noch, wie der Holzwurm aus dem Gebälk der denkmalgeschützten Umkleidekabinenvertrieben werden soll.

Von Renate Greil, Utting

Das Uttinger Strandbad zählt zu einem der schönsten Plätze am Ammersee. Der als Zehner bekannte hölzerne Sprungturm und das historische Flair ziehen viele Gäste an. Nun übernehmen erst einmal die Handwerker die Regie, denn die Gemeinde nutzt den Pächterwechsel, um die Gastronomie komplett zu ertüchtigen. Aber das sei nur eine erste Etappe, wie Uttings Bürgermeister Florian Hoffmann (LWG) sagt. Seit 1911 gibt es die Badeanstalt, die 1929 zum Strandbad ausgebaut wurde. Der alte Kiosk, der jetzt als Lager genutzt wird, und die L-förmig angeordneten Umkleidekabinen wurden 2016 unter Denkmalschutz gestellt. Dieser gilt nicht für das blaue Gastronomie- und Sanitärgebäude und für den Sprungturm, der bereits drei Mal komplett erneuert wurde. „Wir wollen den alten Charme zurückholen“, sagt Hoffmann zu den Plänen für das gemeindliche Strandbad.

Seit Jahren nagt sich der Holzwurm durch das Gebälk der 47 denkmalgeschützten Umkleidekabinen. Beim Holzwurm handelt es sich eigentlich um die Larve des Gemeinen oder Gewöhnlichen Nagekäfers (Anobium punctatum). Zu sehen ist er normalerweise nicht, den Befall erkennt man an kleinen Löchern im Holz und am Holzstaub. Schon sein Vorgänger im Bürgermeisteramt, Josef Lutzenberger (GAL), hatte sich mit der Angelegenheit befasst, erzählt Hoffmann. Eine Firma, die den Schädling damals mit einem Anstrich bekämpfen sollte, stellte jedoch fest, dass der Befall schon zu weit fortgeschritten sei. Auch eine Begasung, ein gängiges Mittel um den Holzwurm loszuwerden, kommt laut Hoffmann wegen des Befalls an verschiedenen Stellen nicht infrage. Es bleibt daher nur, die befallenen Stellen auszutauschen, sagt er.

Hoffmann war bereits im Gespräch mit einem Vertretet des Denkmalamtes, allerdings kam dabei heraus, dass das neue Holz in der Farbe des derzeitigen Anstriches von einem Kirchmaler oder einer Restauratorin angeglichen werden müsste. Derzeit sind die Kabinen auch sonst in keinem guten Zustand. Die dunkle Farbe blättert ab, es gibt sichtbare Ausbesserungen, die wenig mit dem Original gemein haben, stellt der Bürgermeister fest, der als gelernter Schreiner selbst etwas vom Fach versteht. Zum Beispiel wurden einfache glänzende statt der geschmiedeten schwarzen Beschläge oder Fichte statt Lärche verwendet und eben die dunkle Farbe aufgetragen. Zu sehen sind derzeit zwei verschiedene Farbtöne, was Hoffmann hässlich findet. Er fand nun heraus, dass die dunkle Farbe vor Jahren vom langjährigen Pächter verwendet wurde.

In einem weiteren Gespräch mit einer Holzexpertin vom Denkmalamt und weiteren Vertretern des Denkmalamtes soll nun überlegt werden, wie es in Sachen Holzwurm weitergehen kann. Da tragende Teile nicht betroffen sind und notwendige Reparaturarbeiten jährlich in der Winterpause erledigt werden, sieht Hoffmann auch keine Eile. Er hat allerdings schon eine Vorstellung, wie es gehen könnte, um das Strandbad, das Außenwohnzimmer der Uttinger, wie der neue Pächter Martin „Miene“ Gruber sagt, für die nächsten Jahrzehnte fit zu machen.

Seit Jahren nagt sich der Holzwurm durch das Gebälk der 47 denkmalgeschützten Umkleidekabinen. Das weitere Vorgehen muss noch abgestimmt werden. (Foto: Nila Thiel)
Das blaue Gastronomiehaus ist nicht denkmalgeschützt und wird aktuell komplett neu ausgebaut. (Foto: Arlet Ulfers)
Das Gebäude wurde entkernt, die Elektrik erneuert. (Foto: Nila Thiel)

Für den jetzigen Umbau nimmt die Gemeinde knapp 600 000 Euro in die Hand, so der Bürgermeister. Das Gastronomiegebäude, das sogenannte „blaue Haus“, wurde bereits komplett entkernt und soll innen umgebaut und die Elektrik neu gemacht werden. Auch an den Hochwasserschutz wird gedacht und ein kleiner Betonsockel eingebaut. Bisher zieht es durch die Ritzen, aber künftig soll mit einer Dämmung und einer Deckenheizung auch ein kleiner Winterbetrieb möglich sein. Innen wird eine Kühlzelle und ein Küchengebäude erstellt, zudem werden Lagermöglichkeiten geschaffen. Das Haus wird künftig nicht mehr von den Badegästen betreten, der Service erfolgt über Außenfenster.

Auch die blaue Farbe wird bald Geschichte sein, denn dieses Gebäude bekommt eine Naturholzschalung aus Lärche, die verwittert. Bräunlich-gelb oder gräulich wird je nach Wettereinflüssen nach einiger Zeit der Farbton sein und sich so den nahen Bootshäusern anpassen. Auch für die denkmalgeschützten Umkleidekabinen kann er sich so eine neue Verschalung und neue Türen vorstellen, sagt der Bürgermeister. Allerdings muss er diesen Vorschlag sowohl mit dem Denkmalamt als auch dem Gemeinderat diskutieren und abstimmen. Zuvor steht auch noch die Sanierung der über dreißig Jahre alten Sanitäreinrichtungen an, diese soll im kommenden Winter angegangen werden.

Jetzt hat der Bürgermeister erst einmal vierzehn Wochen Zeit, um das Strandbad für den neuen Pächter umzubauen, der dann noch seine Kücheneinrichtung installieren muss. Auch im Außenbereich ist einiges zu erneuern. Karten gibt es künftig an einem Automaten, der ebenfalls beschafft werden muss. Zum 1. Mai soll die Gastronomie mit Biergarten aufgesperrt werden. Das ist ein ambitioniertes Vorhaben, weiß Hoffmann, der aber einen Plan B in der Tasche hat, um die Saison pünktlich eröffnen zu können.

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