Süddeutsche Zeitung

Utting:Staatsanwalt mit Mord gedroht

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Die Polizei verhaftet einen 67-jährigen Mann wegen versuchter Nötigung. Die Parallelen zum Fall in Dachau sind offensichtlich.

Christian Deussing

UttingEin 67-jähriger Mann hat am Donnerstag der Münchner Staatsanwaltschaft mit Selbstjustiz gedroht. Laut Polizei kündigte der Uttinger bei einem Telefonanruf an, es genauso machen zu wollen wie der Täter im Dachauer Amtsgericht. Nach dieser unverhohlenen Morddrohung wurde sofort die zuständige Staatsanwaltschaft Augsburg alarmiert, die den Rentner noch am selben Abend per gerichtlichem Unterbringungsbefehl vor seinem Haus festnehmen ließ. Begründet wurde die Verhaftung damit, dass die öffentliche Sicherheit zu schützen sei. Der Mann wurde ins Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren gebracht.

Der Polizei zufolge wehrte sich der 67-Jährige bei der Festnahme. Ihm seien deshalb Handschellen angelegt worden. Bei der Aktion zogen sich ein Beamter und der Uttinger leichte Verletzungen zu, teilte die Polizei Dießen mit. Nach ihren Angaben ist der Haftbefehl am Freitagmittag bestätigt worden. Der Mann habe sich in letzter Zeit bei verschiedenen Behörden und auch bei der Dießener Polizei darüber beschwert, dass seine Belange nicht berücksichtigt worden seien.

Die Polizei ermittelt wegen versuchter Nötigung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte.

Dem Vernehmen nach hatte der Uttinger vor Jahren einen Prozess wegen Bedrohungen und Beleidigungen verloren und später von der Staatsanwaltschaft vergebens verlangt, das Verfahren wieder aufzurollen. Inzwischen habe sich "wohl Hass und die Wut auf Justiz und Behörden aufgestaut", sagte der Dießener Inspektionsleiter Hartwin Lang auf Anfrage der SZ.

Die Staatsanwaltschaft sah in den Anschuldigungen des Uttingers offenbar Parallelen zu dem Dachauer Fall: Ein 54-Jähriger hatte im Januar aus Verbitterung über seine Prozessniederlagen zur Waffe gegriffen und einen jungen Staatsanwaltschaft erschossen. Wie zu erfahren war, soll sich der Uttinger seit langem von Ämtern benachteiligt gefühlt haben. Vor mehreren Jahren hatte er sich offenbar über den Lärm und die nächtlichen Öffnungszeiten eines Musiklokals in seiner Nachbarschaft geärgert. Der Anlieger beschwerte sich damals massiv im Rathaus und bei Politikern. Er soll damit gedroht haben, dass "sonst etwas passiert".

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Quelle:
SZ vom 10.03.2012
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