Utting:Schulden steigen aufs Achtfache

Ammerseegemeinde braucht für Wohnungsbau Kredite über 26 Millionen Euro

Von Armin greune, Utting

35 Millionen Euro: Diese Zahl ist in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag geradezu mantraartig wiederholt worden - obwohl sie weder im Haushalt 2019 noch in der Finanzplanung für die Folgejahre auftaucht. 35 Millionen: Diese Summe könnte dem Immobilienwert entsprechen, den Utting in den kommenden Jahren auf dem Schmucker-Areal anhäuft, wo 85 Wohnungen für Normalverdiener entstehen. Doch bis zur Vermietung ist es für Kämmerer Florian Zarbo noch ein steiniger Weg: Ende 2022 rechnet er mit einem Schuldenstand von 26 Millionen Euro oder knapp 5700 Euro pro Einwohner - mehr als acht Mal so viel wie derzeit.

Für heuer werden erst einmal 2,5 Millionen Euro an neuen Krediten einkalkuliert. Sie sollen in das jüngst gegründete Kommunalunternehmen fließen, das Bau, Unterhalt und Verwaltung der Siedlung in Uttings Zentrum übernimmt. Der dicke Brocken folgt 2020, wenn - nach heutigen Zahlen - eine Deckungslücke von 15,5 Millionen Euro zu stopfen ist. Im Folgejahr rechnet Zarbo mit ersten Zuschüssen aus dem Kommunalen Wohnbauförderprogramm. 2023 werden weitere fünf Millionen Euro erwartet, die zur Sondertilgung verwendet werden könnten. Insgesamt soll der Freistaat 11,5 Millionen Euro beisteuern: Planungskosten werden zu 60 Prozent bezuschusst, für Bau, Grünanlagen und das Grundstück gibt es 30 Prozent. Was den Flächenerwerb betrifft, macht Utting fast ein Plus: Für den ganzen Schmucker-Nachlass wurden 5,15 Millionen bezahlt - einschließlich großer landwirtschaftlicher Flächen und eines Baugrundstücks, das beim Verkauf 1,3 Millionen Euro einbrachte. Die 12 500 Quadratmeter große Fläche für die neue Siedlung allein war bereits 2016 nach den Bodenrichtlinien neun Millionen Euro wert, dafür können also Fördermittel von mindestens 2,7 Millionen Euro veranschlagt werden.

Im Vermögenshaushalt 2019 ist sogar noch eine weitere Großinvestition vorgesehen: Für die Generalsanierung der Grundschule werden 2,54 Millionen Euro eingeräumt, auch wenn das Konzept erst noch mit der Regierung von Oberbayern entwickelt werden muss. 2020 kommen weitere 2,06 Millionen für die Schule hinzu sowie 2,4 Millionen für Sanierung und Erweiterung des Katholischen Kindergartens samt Krippe. Zudem sollen im nächsten Jahr jeweils 500 000 Euro in den Umbau des Mühlbachbetts und den des Lagerschuppens am Bahnhof investiert werden. Schließlich sind heuer auch im Verwaltungshaushalt kostspielige Aufgaben zu schultern: Für den Unterhalt von Straßen, Brücken und Gebäuden etwa sind 1,6 Millionen Euro eingeplant. Lediglich die Erhaltungsarbeiten für die Gemeindewohnungen in der Dyckerhoffstraße wurden gestrichen - ein bald leer stehendes Haus könnte veräußert werden, um mit dem Geld die übrigen zu sanieren.

Wahrscheinlich könnten nicht alle im Etat vorgesehenen Aufgaben schon 2019 angegangen werden - doch habe man die Ausgaben bewusst großzügig einkalkuliert, sagte Bürgermeister Josef Lutzenberger. Er berichtete, dass die Rechtsaufsichtsbehörde in der Finanzierung des Schmucker-Projekts "kein Problem" sehe. Für ein Ratendarlehen über 30 Jahre muss die Kommune nur einen Zinssatz von knapp ein Prozent bezahlen. Der Gemeinderat verabschiedete den in drei Ausschusssitzungen vorberateten Haushalt einstimmig. Den einzigen Kommentar gab Christian Strohmeier (GAL) ab: Die "Grundangst einiger Bürger", die Gemeinde könnte neben dem Wohnungsbau "ihre Pflichtaufgaben nicht mehr erfüllen", habe Zarbos Planung überzeugend widerlegt.

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