Nächstes Jahr soll das neue Kultur- und Jugendzentrum „Refugium“ am Bahnhof Utting in Betrieb gehen. Im Januar wurde auf der Baustelle bereits Richtfest gefeiert, derzeit entsteht aus einem historischen Lagerhaus am Bahnhof mit Sanierung und Neubau ein Kultur- und Jugendzentrum. Fertig werden die neuen Räume, die von Helgo von Meier vom Schondorfer Büro Meier-Mohr-Architekten geplant und konzipiert wurden, voraussichtlich im Mai 2026. Mit einem Solardach ausgestattet belief sich die Kostenschätzung auf 3,2 Millionen Euro. Zwei Millionen Euro Zuschuss gibt es aus der Städtebauförderung, so Uttings Geschäftsleiter Matthias Graf.
Bei der jüngsten Uttinger Gemeinderatssitzung stellten Sina Setzer und Theresa Meidinger für das aus fünf Frauen bestehende Team des früheren „Lotti Kern“ ein Betriebskonzept vor. Vorgesehen ist auch ein Tagescafé. Einen „Ort der Begegnung“ sieht Setzer im neuen Refugium. Das beliebte Café „Lotti Kern“ in der Uttinger Bahnhofstraße musste aufgrund der Kündigung durch die Vermieter nach eineinhalb Jahren Betrieb im vergangenen Sommer schließen. Seither ist Inhaberin Setzer auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten. Im „Lotti Kern“ fanden auch Konzertreihen und Lesungen statt und das Lokal wurde rasch über die Grenzen des Ortes hinaus bekannt. Setzer hatte die Gastronomie zusammen mit ihrem Lebensgefährten Luis Lüps aufgebaut, dem Uttinger Schauspieler und Mitglied des Elle-Kollektivs. Das Kernteam vom „Lotti Kern“ sei geblieben - und der Wunsch der Uttinger nach einem Treffpunkt auch, sagte Setzer.
Die Theaterpädagogin Meidinger hat in ihrer beruflichen Laufbahn schon einige Kunst- und Kulturprojekte organisiert und möchte als Basisprogramm ein „kulturelles Grundrauschen“ mit Workshops, Lesungen, Kunstausstellungen und Konzerten anbieten. Auch als Ort für Trauungen kann sie sich das Refugium vorstellen. Einen Freiraum für Interessierte möchte sie anbieten und mit der Jugend, die dort auch Räume bekommt, zusammenarbeiten. Kulinarische Angebote gehören fest zum Programm. Es soll ein Jahresprogramm in Zusammenarbeit mit Kunst- und Kulturinteressierten, auch vom benachbarten „Raum B1“ geben. Mittel aus verschiedenen Kulturförderprogrammen möchte Meidinger für den Betrieb beantragen. Nutzen wollen Setzer und das Team für das Tagescafé auch Außenflächen im Süden und Westen, ein mobiles Mobiliar müsste angeschafft werden.

Konkrete Zusagen gab es für das Team vom „Lotti Kern“ bei der jüngsten Uttinger Gemeinderatssitzung nicht. Bürgermeister Florian Hoffmann (LWG) führte aus, dass sich bereits eine Arbeitsgruppe aus Kunst- und Kulturschaffenden gebildet habe. Lob für die vorgestellten Ideen gab es von Nicolaus Högenauer (GAL), der ansprach, dass für den Betrieb des neuen Refugiums kein hohes Budget zu erwarten sei und es den Betreiberinnen lediglich einen Nebenerwerb bieten könne.
Ein Tagescafé war bisher im Refugium nicht angedacht, erläuterte Uttings Geschäftsleiter Graf. Aber er sah hier keine großen Probleme, da bereits eine kleine Küche eingeplant wurde. Dass es noch weitere Bewerbungen für den Betrieb geben wird, schloss Graf nicht aus. Gesucht wird auch ein Miteinander mit den Uttinger Jugendlichen, die im Keller einen Partyraum und im ersten Stock einen Rückzugsort bekommen. Derzeit werde vom freien Trägerverein Brücke Oberland ein pädagogisches Konzept für die stationäre Jugendarbeit erstellt, berichtete der Geschäftsleiter. Vakant ist derzeit auch wieder die Stelle der Streetworkerin für die mobile Jugendsozialarbeit Ammersee-West, die ebenfalls über die Brücke Oberland läuft, und welche die drei Gemeinden Dießen, Utting und Schondorf gemeinsam finanzieren.