Streit am Ammersee:Protest gegen Polizeipräsenz

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In Utting herrscht große Aufregung um ein geplantes Bootshaus im Ammersee.

Von armin greune, Utting

Zehn Jahre ist es her, dass die Pläne der Wasserschutzpolizei für ein Bootshaus mit Steg in St. Alban am massiven Widerstand der Bürger zerschellten. Nun erwarten die Bewohner des Uttinger Ortsteils Holzhausen, dass an "ihrem" Steg das Bootshaus errichtet werden soll. Und obwohl noch immer keine Bestätigung oder Stellungnahme der Behörden zum Vorhaben vorliegt, machen der Verein "Unser Dorf" und die Initiative "dampferstegholzhausen.de" mobil: Mittlerweile haben sie bereits mehr als 1800 Unterschriften gegen die "Polizeistation" am See gesammelt, die am 20. April dem Innenministerium in München übergeben werden sollen. In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde das Thema gleich zweimal angeschnitten: Zunächst fand der Architekt Wolf-Eckhard Lüps in der Bürgersprechstunde, "es wäre schade, wenn die Polizei den Dampfersteg okkupieren würde". Der Anleger sei schließlich von den Holzhausenern renoviert und in Stand gehalten worden.

Die Gegner des Bootshauses befürchten jedoch, dass mit der Polizeipräsenz dort der Steg bald für die Ammerseeschifffahrt und die Allgemeinheit geschlossen würde. Bürgermeister Josef Lutzenberger konnte darauf nur entgegnen, dass auch der Gemeinde keine Pläne für den Bau vorlägen. Die wolle der Freistaat dem Gemeinderat erst am 23. April offenbaren: Wegen des zu erwartenden großen Interesses werde diese Sitzung in die Verwaltungsschule Holzhausen verlegt, sagte Lutzenberger.

Außerdem wollte die Initiative ihren Protest in Utting öffentlich zum Ausdruck bringen: Sie hatte beantragt, zwei Informationstafeln am Dorfbrunnen und im Summerpark aufzustellen. Darauf wäre vor einem stilisierten Alpen- und Ammerseepanorama das Wort "Polizeistation" eingeblockt gewesen. Die Initiative hätte ihre Internetpräsenz und drei Argumente gegen das Bootshaus angeführt: "Zum Erhalt der historischen Uferlinie der Holzhausener Bucht und des einzigartigen 360 Grad-Panoramablicks. Zur nachhaltigen Sicherung des freien Zugangs zum Dampfersteg. Gegen die Verschwendung von Steuergeldern." Wie Lutzenberger erläuterte, könnte die Tafel am Dorfbrunnen als bauliche Anlage im Innenbereich geduldet werden, doch im Summerpark sei dies aus naturschutzrechtlichen Gründen nicht möglich. Der Gemeinderat lehnte freilich den Antrag der Initiative grundsätzlich und einstimmig ab, ohne darüber zu diskutieren.

Die Initiative hofft mit ihrem Proteststurm, der schon in der Sendung "Quer" des Bayerischen Fernsehens aufgespießt wurde, ebenso erfolgreich zu sein, wie die Dießener im Jahre 2005. Damals sollte für das 2002 beschaffte Polizeiboot WSP 7 eine Hütte von 13,50 mal 8,50 Meter Fläche an einem 66 Meter langen Steg errichtet werden, 330 000 Euro hätten die Baukosten betragen. Doch die Staatsregierung gab im letzten Moment nach: Das WSP 7 und ein kleineres Boot für die seichten Uferbereiche erhielten nur Liegeplätze am Dießener Dampfersteg. Von dort werden sie jeden Herbst ins Winterlager in der Stegener Werft überführt. Die Holzhausener sähen das WSP 7 am liebsten auch im Sommer in Stegen vertäut.

© SZ vom 09.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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