Süddeutsche Zeitung

Utting:Zwischennutzung weiter abgelehnt

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Viele Gemeindewohnungen stehen leer, dabei ist Wohnraum rar, erst recht seit dem Zuzug von Geflüchteten. Ein Antrag, die leerstehenden Räume zumindest temporär zu nutzen, fällt im Gemeinderat dennoch durch.

Von Renate Greil, Utting

Wohnungen werden auch in Utting dringend gesucht. Dennoch gibt es bei den 54 Gemeindewohnungen in der Kellersgarten-, Schönbach- und Dyckerhoffstraße Leerstand. Derzeit sind dreizehn dieser Wohnungen unbewohnt, Tendenz steigend. Gleichzeitig gibt es eine Warteliste für die vergleichsweise günstigen Unterkünfte, zudem suchen Familien aus der Geflüchteten-Unterkunft "Seefelder Hof" eine Bleibe. Schon in der Sitzung im Dezember hatte Nikolaus Högenauer (GAL) das Thema angesprochen und für ein Umdenken der bisherigen Strategie geworben. Denn bislang werden die Gemeindewohnungen nicht mehr neu vermietet, weil sie generalsaniert werden sollen.

Jetzt stellte die GAL-Fraktion einen Antrag bei der jüngsten Uttinger Gemeinderatsitzung, Familien in besonderer Wohnungsnot kurzfristig und befristet Gemeindewohnungen zur Verfügung zu stellen. Dafür sollen die leerstehenden Wohnungen kostengünstig instand gesetzt und bis zur Generalsanierung befristet an bedürftige Familien vermietet werden.

Bei der Generalsanierung sollen die Einzelöfen durch eine Zentralheizung ersetzt werden

Die Generalsanierung sieht eine Zentralheizung statt Einzelöfen vor. Bäder und Küchen sollen zeitgemäß gestaltet und die Häuser energetisch saniert werden. Derzeit arbeiten ein Energieberater und ein Fachplaner an einem Konzept. Es wird auch darüber nachgedacht, die alten Bestandswohnungen in das Kommunalunternehmen, das Utting für den Bau neuer Mietwohnungen gegründet hat, zu überführen. Die Generalsanierung soll für die Gemeinde kostenneutral aus den dann zu erzielenden Mieten und Sanierungszuschüssen finanziert werden.

Högenauer wollte wissen, welche fünf Wohnungen für eine Zwischennutzung am besten geeignet sind und ob die Befristung des Mietverhältnisses zulässig ist. Zudem erkundigte er sich nach Schätzkosten für jede dieser Wohnungen. Seitens der Verwaltung hieß es, dass keine weiteren Sanierungsarbeiten in den Gemeindewohnungen stattfinden sollen.

In der Kellersgarten-Siedlung sollen die Arbeiten beginnen

Wie Kämmerer Matthias Graf auf Nachfrage erläuterte, ist die Kellersgarten-Siedlung als erste bei der Generalsanierung dran, für diese drei Häuser sind dieses Jahr eine Million Euro im Haushalt eingestellt. Im nächsten Jahr folgt dann die Schönbach-Siedlung mit vier Häusern ebenfalls mit einer Million Euro an Haushaltsmitteln. Wie mit der Dyckerhoff-Siedlung, für die derzeit keine Sanierung geplant ist, weiter verfahren wird, sei noch unklar, sagte Graf.

Nach derzeitiger Beschlusslage bleiben diese fünf Häuser, die in keinem guten Zustand sein sollen, wohl im Bestand der Gemeinde. Da abschnittsweise saniert wird, drang Lisa Vogt (GAL) darauf, zu ermitteln, wie viele dieser jetzt leerstehenden Wohnungen gebraucht werden, um den derzeitigen Mietern während der Arbeiten Ersatzwohnungen zu stellen.

Högenauer geht es insbesondere um die geflüchteten Familien, die zum Teil seit fünf Jahren beengt in der Unterkunft "Seefelder Hof" wohnen und als "Fehlbeleger" gelten. Sie gehen arbeiten, ihre Kinder besuchen hier die Schule. Doch auf dem regulären Wohnungsmarkt können sie sich keine Bliebe leisten. "Die Menschen wollen hierbleiben", sagte er und merkte an, dass Integration nur da stattfinden könne, wo es Nachbarn gibt.

Eine Integrationshelferin soll wieder für ein paar Stunden eingestellt werden

Peter Noll (GAL) wies darauf hin, dass auch die Gemeinde ihren Beitrag für die Unterbringung von Geflüchteten leisten sollte. Unterkünfte wie der Seefelder Hof seien besser als die Unterbringung in Turnhallen, sagte Noll und konstatierte einen "Unwillen, auch nur irgendetwas zu prüfen". Auf seinen Antrag hin soll auch wieder eine eigene Integrationshelferin mit wenigen Stunden eingestellt werden, darüber herrschte Konsens.

Einzelne Wohnungen herzurichten sei nicht wirtschaftlich, mahnte Wohnungsreferent Peter Liebner (CSU). Bezweifelt wurde im Gremium auch, ob die Familien nach zwei Jahren eine Wohnung auf dem freien Wohnungsmarkt finden würden, wenn sie wieder ausziehen müssten. Am Ende wurde der GAL-Antrag nur von den GAL-Gemeinderäten unterstützt und wurde mit sechs zu zehn Stimmen abgelehnt.

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