Brand in Uttinger Christuskirche:"Wir werden die Kirche wieder aufbauen"

Utting, Christus Kirche

Alexandra und Jochen Eberhardt leiten die evangelische Gemeinde Ammersee-West als Pfarrerspaar.

(Foto: Georgine Treybal)

Die Mitglieder der evangelischen Gemeinde trauern um ihr ausgebranntes Gotteshaus. Pfarrerin Alexandra Eberhardt liebte den einzigartigen Holzbau - und ist dankbar, dass niemand verletzt wurde.

Von David Costanzo

Ein Gewirr an Gefühlen erfasst die evangelische Gemeinde in Utting. Da sind die Menschen, die um die zerstörte Christuskirche trauern - manche wie um einen guten Freund, wie sie in Nachrichten auf sozialen Medien schreiben. Gleichzeitig klingelt unentwegt das Telefon im Gemeindebüro. Die Menschen wollen helfen, anpacken, wenigstens Kuchen bringen.

Da ist die Kirchenvorsteherin, die zum Reden und zum Schweigen kommt - und dann erklärt: "Gemeinde, das sind die Menschen, das sind wir. Und wir sind nicht abgebrannt."

Da ist Pfarrerin Alexandra Eberhardt, die um Worte ringt und sagt: "Es ist ganz, ganz schlimm." Die das alles noch nicht richtig fassen kann, die erst einmal funktionieren muss, geschockt und ungläubig wie alle. Um dann mit der allergrößten Entschlossenheit in der Stimme zu formulieren: "Wir werden die Kirche auf jeden Fall wieder aufbauen."

Um sieben Uhr in der Frühe klingelte am Mittwoch im Urlaub am Gardasee auf einmal das Handy. "Wir haben an alles gedacht, aber nicht an so etwas", sagt Alexandra Eberhardt, die zusammen mit ihrem Ehemann Jochen als Pfarrerspaar die Gemeinde am Westufer des Ammersees leitet. Sie packen sofort zusammen, kehren zurück und dürfen sich ihre geschundene Kirche nur vom Absperrgitter aus anschauen. Am Donnerstagmorgen rücken sie näher heran. "Alles zerstört", sagt Pfarrerin Eberhardt. "Von der Orgel ist nichts mehr übrig, keine Pfeife, nichts." Viel werde nicht zu retten sein.

"Wir haben die Kirche so geliebt", sagt sie - diese in Bayern einzigartige, fast 100 Jahre alte Holzknüppelkirche, die sich an Vorbilder in Skandinavien und den Karpaten anlehnt und in den Augen der Pfarrerin Geschichte, Wurzeln und Moderne verband. Gottesdienste mit Beamer und Leinwand waren möglich sowie Livestreams bester Qualität. Alles darin sei beweglich gewesen, sagt Eberhardt. "Die Kirche hat wunderbar zur Gemeinde gepasst." Gleichzeitig ist sie dankbar, dass kein Mensch verletzt wurde. Denn gelegentlich dürften Durchreisende in der Kirche übernachten. Dankbar ist sie auch der Feuerwehr, die das Gemeindezentrum rettete.

Am Sonntag gibt es einen Trauergottesdienst vor der Ruine

All diese Gefühle können die Menschen am Sonntag in einem Gottesdienst vorbringen, den die Pfarrerin als "Trauer-, Trost- und Hoffnungsgottesdienst" ankündigt. Vor der Ruine dürfe von 10.45 Uhr an jeder vortreten, um Erlebnisse in der Kirche zu teilen oder um Blumen niederzulegen. Der Gottesdienst findet bei jedem Wetter ohne Beschränkung der Besucherzahl statt. Es gibt auch einen Livestream unter www.youtube.com/watch?v=Tl3zE8tJgAY. Für den Wiederaufbau hat die Gemeinde bereits ein Spendenkonto eingerichtet und Hilfsangebote erhalten, vieles ist aber noch offen. In der Zwischenzeit wird das evangelische Leben am Ammersee weitergehen. Pfarrerin Alexandra Eberhardt hat gerade erst eine Anfrage für eine Beerdigung bekommen.

Spendenkonto: IBAN DE66 7005 2060 0000 1055 69, BIC BYLADEM1LLD, Betreff "Wiederaufbau Christuskirche".

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