Süddeutsche Zeitung

Utting:Ein "Wichtelwagen" für die Abenteurer

Die Telos-Gesellschaft soll eine Waldkindergarten-Gruppe einrichten. Der Gemeinde ist es gelungen, ein umgebautes Baugefährt zum Sonderpreis zu kaufen

Von Armin Greune, Utting

Betreuungsplätze in den örtlichen Einrichtungen sind knapp - deshalb soll bereits in der kommenden Saison ein Waldkindergarten die Tore öffnen. In der jüngsten Sitzung beschloss der Uttinger Gemeinderateinstimmig, den Flächennutzungsplan entsprechend abzuändern und die Telos-Gesellschaft mit der Einrichtung einer Waldkindergartengruppe zu beauftragen. Die übrigen Voraussetzungen sind bereits erfüllt, insbesondere die Staatsforstverwaltung habe sich dabei "sehr kooperativ verhalten", sagt Bürgermeister Florian Hoffmann. Auch die Telos-Gesellschaft, die seit 2009 im Uttinger Ortsteil Holzhausen ein Kinderhaus mit derzeit drei Gruppen betreut, hat bereits zwei zusätzliche Betreuungskräfte für den Außendienst gefunden, eine dritte soll noch eingestellt werden. Zwischen Träger und Gemeinde herrsche "ein sehr harmonisches Verhältnis", betont Hoffmann.

Mit ein wenig Glück ist es auch gelungen, einen umgebauten Bauwagen für den Waldkindergarten als Unterkunft bei schlechtem Wetter zu erwerben. Der zwölf mal drei Meter große "Wichtelwagen" mit Hubdach und Treppenvorbau ist bereits komplett eingerichtet und für die künftige Nutzung ausgestattet. Utting profitiert davon, dass ein Kunde des Herstellers kurzfristig vom Kauf dieses Wagens zurückgetreten ist - denn eigentlich hat die Firma in der Nähe von Dachau prall gefüllte Auftragsbücher und lange Lieferfristen. Dieser Tage soll die Kita auf Rädern (aber ohne Straßenzulassung) auf einem Tieflader nach Utting überstellt werden.

Mit dem Vorführwagen hat die Gemeinde obendrein ein Schnäppchen gemacht: Sie muss dafür nur 70 000 Euro netto bezahlen. Im Uttinger Haushalt sind für das gesamte Projekt 105 000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer eingeplant. Vom Restbetrag muss noch ein Trocken-WC beschafft und der Wegebau bestritten werden. Die Anfahrt zum Waldkindergarten, der in der Nähe der Kittenalm westlich von Holzhausen Quartier bezieht, muss als potenzieller Rettungsweg asphaltiert sein. Das 0,8 Hektar große Areal hat der Staatsforstbetrieb "zur Verfügung gestellt", sagt Hoffmann - über eventuelle Pachtzahlungen darf er keine Auskunft geben, weil es sich dabei um interne Vertragsangelegenheiten handelt. "Die Gemeinde hat ein sehr schönes, lichtes, geeignetes Waldstück gefunden", findet Veronika Seiler, Leiterin des Telos-Kinderhauses. Man beabsichtige, vom 1. September an 18 Kinder von dreieinhalb Jahren bis zum Schuleintritt aufzunehmen.

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Quelle:
SZ vom 12.03.2021
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