Streit um Polizeiboot:Ein Haus wie ein Boot

Streit um Polizeiboot: So könnte sich das Gebäude vom Ufer aus präsentieren, vom Dampfersteg gesehen wirkt es mit 17 Meter Länge allerdings wesentlich wuchtiger.

So könnte sich das Gebäude vom Ufer aus präsentieren, vom Dampfersteg gesehen wirkt es mit 17 Meter Länge allerdings wesentlich wuchtiger.

(Foto: Visualisierung: Atelier Lüps)

Planung in Holzhausen stößt erneut auf Widerspruch

Von Armin Greune, Utting

Das Staatliche Bauamt Weilheim und das Schondorfer Architekturatelier Lüps haben am Donnerstag in der Holzhauser Verwaltungsschule den Entwurf für das geplante Polizeibootshaus vorgestellt. Eigentlich sollte in der Gemeinderatssitzung nur noch die Gestaltung, nicht aber Standortswahl oder die Notwendigkeit des Gebäudes zur Debatte stehen. Doch die mehr als 200 Anwesenden nutzten erneut die Gelegenheit, um das Vorhaben generell in Frage zu stellen, auch wenn die direkten Ansprechpartner von Innenministerium und Wasserschutzpolizei durch Abwesenheit glänzten.

"Dass die Entscheidungsträger nicht erscheinen, finde ich beschämend", sagte Daniel Fusban von der Initiative www.dampferstegholzhausen.de. Weitere Kritiker aus dem Publikum beschwerten sich über die angebliche Verschwendung von Steuermitteln aufgrund einer Fehlinvestition der Polizei. Das 2002 für 167 000 Euro beschaffte Boot berücksichtige nicht gerade die Aspekte Umweltschutz und Nachhaltigkeit: Mit einem 330 PS starken Verbrennungsmotor und entsprechend hohem Verbrauch sollte das Boot eigentlich mit "einem Befahrensverbot belegt werden", meinte ein Segler. Ein anderer Bootsfahrer brachte vor, dass der Motor regelmäßig mit Glysantin gespült werden müsse, um das WSP 7 wintertauglich zu halten. Dabei würden große Mengen des Frostschutzmittels in den See gelangen. Gerd Schulte, vormals Professor für Landschaftsökologie an der Uni Münster, mahnte eine naturschutzrechtliche Umweltverträglichkeitsprüfung für das Bootshaus an. Auch dazu wolle die Gemeinde recherchieren, sagte der Uttinger Bürgermeister Josef Lutzenberger zu.

Auf Antrag der Bootshausgegner erneuerte der Gemeinderat sein ablehnendes Votum zum Bauvorhaben, das aber nicht von der Kommune genehmigt werden muss. Wie von den Bürgern kamen auch von den Politikern nur negative Kommentare und skeptische Fragen: Margit Gottschalk (CSU) hielt die Zufahrt zum Dampfersteg für ungeeignet. Karl Sauter (CSU) regte an, das Bootshaus näher am Ufer zu errichten und eventuell dazu eine Fahrrinne auszubaggern. Patrick Schneider (GAL) wiederum wollte den See mit einem Aushub "nicht auch noch unter Wasser kaputt machen". Er kritisiert auch den Entwurf: "Dieses Gebäude ordnet sich nicht unter, sondern wird ein Blickfang, das gefällt mir nicht."

Mauritz Lüps plant ein 17,20 Meter langes Haus, dessen Grundriss die Form eines Bootes aufgreift: Vom Ufer ist der 3,20 Meter breite, lichte Bug zu sehen. Seewärts erhält das zurückhaltend befensterte Holzgebäude ein zweiflügliges Tor und ist etwa sechs Meter breit. Der Dachfirst soll 2,90 Meter über dem Dampfersteg abschließen, die Trauflinie fällt zur Seemitte hin ab. Lüps betonte, er sei zunächst für die Dampfersteg-Initiative mit dem alternativen Standort in Stegen befasst gewesen, bevor das Bauamt mit ihm in Kontakt trat. Nun sehe er in Holzhausen "eine Chance, etwas Positives mit guter Architektur zu bewirken".

Peter Aumann, Bereichsleiter für Hochbau in Weilheim, räumte ein, dass der Standort "nicht ganz unproblematisch" sei: Kein anderes Gebäude in einem bayerischen See liege so weit vom Ufer entfernt. Am Vortag habe Innen-Staatssekretär Gerhard Eck bei einem Besuch in Utting dem Amt noch "ein paar Hausaufgaben aufgegeben": So soll geprüft werden, wie das Bootshaus näher am Ufer errichtet werden könnte. Zur abschließenden Prüfung im Landratsamt müssten noch Untersuchungen und Unterlagen nachgereicht werden, die Polizei soll ihre Betriebsabläufe darlegen. Der Kostenfrage wich Aumann aus: Es werde "nicht ganz billig", auch weil die Baustelle ausschließlich vom See aus erschlossen werden soll. Zum Vergleich führte er das größere Bootshaus der Starnberger Wasserschutzpolizei an, das 450 000 Euro gekostet habe.

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