Süddeutsche Zeitung

Utting:Bootshaus-Gegner scheitern im Landtag

Nach Ansicht der CSU-Mehrheit sind alle Alternativen zum Standort in Holzhausen aus plausiblen Gründen abgelehnt worden. Nun soll sich Innenminister Joachim Herrmann dazu äußern

Von Armin Greune, Utting

Auch die SPD-Landtagsfraktion ist mit einem Vorstoß gescheitert, für das umstrittene Polizeibootshaus am Dampfersteg in Holzhausen einen Alternativstandort zu suchen. Im Wirtschaftsausschuss ist der Antrag trotz Unterstützung aus den Reihen von Grünen und Freien Wählern von der CSU-Mehrheit abgelehnt worden. Wie das Büro von Herbert Kränzlein, SPD-Wahlkreisabgeordneter für Landsberg, mitteilt, seien aus Sicht der CSU sämtliche Alternativen ausreichend überprüft und aus plausiblen Gründen ausgeschlossen worden.

Ähnlich hatte sich vor sechs Wochen Oberregierungsrat Richard Filser im Uttinger Gemeinderat geäußert. Dennoch votierte das Gremium geschlossen gegen das Vorhaben, weil man die Landschaftsverschandelung nicht hinnehmen will und der Steg nur durch eine schmale Durchfahrt erreicht werden kann. Auch auf Landesebene fand die Initiative von "dampferstegholzhausen.de" und "Unser Dorf" Beistand im Kampf gegen das geplante Bootshaus: Vier SPD-Landtagsabgeordnete - außer Kränzlein noch Günther Knoblauch, Andreas Lotte und Peter Paul Gantzer - forderten von der Staatsregierung eine alternative Lösung. "Der Bau eines sehr wuchtigen und herausstehenden Bootshauses würde das prächtige Landschaftsbild zerstören", findet Kränzlein: er werde sich deshalb dafür einsetzen, "dass am Ammersee ein geeigneterer Standort für das Bootshaus gefunden wird". Der seit dem Jahr 1900 existierende, heute 100 Meter lange Steg in Holzhausen sei eine "Attraktion für die ansässige Bevölkerung, aber auch für Ausflügler und Touristen".

Die SPD-Initiative war nicht der erste Vorstoß in Sachen Bootshaus im Landtag: Ludwig Hartmann aus Landsberg, Fraktionschef der Grünen, hatte vor einem Jahr eine schriftliche Anfrage zum Thema gestellt. Innen-Staatssekretär Gerhard Eck antwortet darin auch zu den jährlichen Kosten für Instandhaltung (5000 Euro) und Treibstoff (1500 Euro), zur Betankung (die nur in Stegen möglich ist) und zum Aufgabenbereich der Wasserschutzpolizei (WSP). Dazu legte er eine komplette Einsatzstatistik vor: So wurden von 2009 bis 2014 im Mittel jährlich 235 Streifeneinsätze verzeichnet; zu Fuß, mit Auto oder Boot. Im vorvergangenen Jahr erfolgten bei insgesamt 162 Einsätzen 168 Sportboot-, 89 Fischerei- und 31 Anlegerkontrollen, zudem wurden 65 Veranstaltungen überwacht. 26-mal war die WSP bei "Rettungs-, Berge- und Hilfeleistungen" beteiligt, zwölf Mal wurden "schifffahrtspolizeiliche Verstöße" aufgenommen. Am Ende der Statistik finden sich Mängelberichte (drei Einsätze), Verstöße gegen Fischereirecht (zwei) sowie Kontrollen von Bootsverleihen und Schiffen (je einmal). 2009 bis 2013 war die Polizei auch bei einzelnen Verstößen gegen Umweltgesetze, Sportboot- und Schiffsunfällen aktiv. Die Anfrage mit Antworten ist im Internet unter www.ludwighartmann.de/geplantes-bootshaus-in-holzhausenutting nachzulesen.

Die Gegner des Bootshauses lassen indes nicht locker: Daniel Fusban und Wolf Dietrich Lüps haben nun Innenminister Joachim Herrmann um ein Gespräch gebeten. Jeden Sonntag treffen sie sich mit Mitstreitern um 14 Uhr am Dampfersteg zum offenen Stammtisch.

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SZ vom 02.03.2016
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