Wasserschutzpolizei am Ammersee:Neues Boot, altes Problem

Polizeiboot wieder im Ammersee-Wasser

Das Problem entstand, weil das 2002 besorgte WSP 7 für die bestehende Bootshütte zu groß war - nun ist es außer Dienst gestellt.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

19 Jahre lang hat die Wasserschutzpolizei am Ammersee vergeblich nach einem Bauplatz für eine Behausung ihres WSP 7 gesucht. Nun ist das Einsatzboot so ramponiert, dass Ersatz beschafft werden soll - doch woher?

Von Armin Greune

19 Jahre lang wurde erbittert um eine Bootshütte für die WSP 7 der Wasserschutzpolizei Dießen gerungen - nun ist das reparaturfällige Boot wohl für immer aus dem Betrieb genommen worden. Nahezu unbemerkt blieb es heuer im Winterlager in Stegen und wurde gar nicht erst zum Anlegeplatz am Dießener Dampfersteg überführt, geschweige denn auf dem Ammersee eingesetzt.

Die Polizei leistet derzeit mit ihrem kleineren Zweitboot ihren Dienst auf dem Ammersee, das beim Dießener Segelclub vor Anker liegt. Die altersbedingten Schäden am WSP 7 sind so gravierend, dass bereits ein Beschaffungsverfahren für ein modernes, schnelleres Nachfolgerboot läuft - doch die Frage, wo eine Behausung dafür errichtet werden kann, bleibt ungeklärt. Aufgeworfen wurde sie, weil das 2002 in Dienst gestellte Boot zu groß ausfiel, um in der bisherigen Hütte untergebracht zu werden. Seitdem prallten geplante Neubauten auf geballten Widerstand der Dießener und Uttinger Bürger.

Auf den Tag genau vor einem Jahr hat Uttings Bürgermeister Florian Hoffmann die Initiative ergriffen und eine Stationierung des Polizeiboots am Uttinger Freizeitgelände vorgeschlagen. Sage und schreibe 22 interne Treffen fanden seitdem statt; beteiligt waren unter anderem Polizeipräsidium, Seenverwaltung, Naturschutzbehörde, sowie der Bootsverleih und die Segelgemeinschaft am Ort. Der Rathauschef wurde im Innenministerium gehört und veranstaltete im Frühjahr einen Ortstermin: "Ich möchte die Polizei weiter auf dem See sehen, stehe aber auch zu meinen Bürgern", sagt Hoffmann.

Am Dampfersteg im beschaulichen Ortsteil Holzhausen werde das neue Bootshaus weiter "keine Akzeptanz finden", das Erholungsgebiet am Campingplatz im Norden von Utting sei hingegen "touristisches Industriegebiet" und als Standort weit besser geeignet. Allerdings gibt es einen Selbstbindungsbeschluss der staatlichen Behörden, keine weiteren Einbauten in den bayerischen Seen zuzulassen und diese zu reduzieren.

Utting: Freizeitgelände

Uttings Freizeitgelände sei "touristisches Industriegebiet", findet Bürgermeister Florian Hoffmann. Er regt an, ein Haus für das künftige Boot der Wasserschutzpolizei dort an einem der Stege zu bauen.

(Foto: Nila Thiel)

Zunächst war geplant, das Polizeibootshaus mit dem bald erforderlichen Neubau der Wasserwachthütte an einem gemeinsamen Steg zu errichten. Doch im Gemeinderat wurden Einwände laut: Der Rettungssteg der Wasserwacht wird, wenn auch illegal, zum Baden genutzt, was bei einer Stationierung der Polizei kaum mehr möglich wäre. Man habe daher beschlossen, für Wasserwacht und Polizeiboot getrennte Lösungen zu suchen und den "KJR-Steg" zwischen Segelgemeinsacht und Bootsverleih in die Überlegungen einzubeziehen, sagt Hoffmann: "Zwei Alternativen werden geprüft, die Abstimmungen laufen gerade."

Gegen den Plan mit einem Steg gab es heftige Proteste der Anwohner

Freilich hängt auch Vieles von den Dimensionen des künftigen Polizeiboots ab: Der europaweiten Ausschreibung zufolge soll es bei acht bis zehn Meter Länge einen maximalen Tiefgang von 70 Zentimetern aufweisen. Zur Ausstattung zählen Radar und Wärmebildkamera, die zwei Benzin-Außenbordmotoren sollen das mit vier Personen besetzte Boot auf bis zu 80 Stundenkilometer bringen. Der Schätzwert wird mit 210 000 Euro angegeben, als Liefertermin ist der 15. Dezember 2021 anvisiert.

Eine Reparatur des alten WSP 7 würde mindestens 30 000 Euro kosten, nach knapp 3000 Betriebsstunden sind unter anderem der Laminatboden und die Lichtmaschine defekt, Technik und nautische Geräte entsprechen nicht mehr der Zeit. Es war 8,70 Meter lang, maximal 50 Stundenkilometer schnell und kostete 2002 167 000 Euro. Weil es mehr Tiefgang als sein Vorgänger aufwies, konnte das bestehende Bootshaus nicht mehr genutzt werden.

Gegen den Plan, für 300 000 Euro einen 66 Meter langen Steg und ein neun Meter hohes Gebäude im See zu errichten, erhob sich vor Baubeginn ein Sturm der Entrüstung. Er brachte das Vorhaben 2005 zu Fall, das WSP 7 blieb die Saison über am Dießener Dampfersteg vertäut und verbrachte die Winter im Stegener Trockendock. Das alte Bootshaus wurde 2006 abgerissen, was fast 30 000 Euro kostete, denn es waren Dachplatten aus Asbest zu entsorgen.

2014 verkündete das Innenministerium, mit dem Holzhausener Dampfersteg einen neuen Standort für das Bootshaus gefunden zu haben. Aber auch in Utting formierte sich massiver Widerstand, 2200 Bürger unterzeichneten ein Protestschreiben. Das Innenministerium sah jedoch keine Standort-Alternativen und hielt an seinen Plänen fest: Am 100 Meter langen Steg soll ein 17 Meter langes Gebäude in Form eines Boots errichtet werden, Baubeginn sollte 2017 sein. Doch erforderliche Schallschutzgutachten und Umweltprüfungen bremsten das Genehmigungsverfahren aus, die Armleuchteralgen erwiesen sich bislang als entscheidendes Hindernis.

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