Gericht:Angetrunken und mit Koks im Blut Luxusauto zu Schrott gefahren

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Ein Autofahrer trinkt und nimmt Drogen - dann setzt er seinen 400-PS-Boliden gegen mehrere Bäume. Bei der Verhandlung vor dem Starnberger Amtsgericht gibt er einer neuen Kurve in Gilching die Schuld für den Unfall.

Von Christian Deussing, Gilching

Auf der Heimfahrt hatte der Mann mit seinem geleasten 400-PS-Boliden im Sport-Plus-Modus in einer Kurve in Gilching die Kontrolle über das Auto verloren und war abwechselnd gegen Bäume auf beiden Seiten nahe der neuen Westumfahrung gekracht. Der Unfall mit einem Totalschaden von etwa 90 000 Euro, so die Polizei, passierte an einem späten Märzabend vor zwei Jahren. Dabei soll sich der Autofahrer laut Staatsanwaltschaft alkoholisiert und unter Kokain- und Cannabiseinfluss ans Steuer gesetzt und sich zu Fuß unerlaubt vom Unfallort entfernt haben. Den entsprechenden Strafbefehl will der Geschäftsinhaber aber nicht akzeptieren, weshalb sich jetzt das Amtsgericht Starnberg mit dem Fall beschäftigen musste.

Der Angeklagte führte den Unfall auf den verengten Kurvenradius und einen Niesanfall zurück. Er sei deshalb mit zwei Reifen auf die Bankette geraten und hätte gegenlenken müssen. Sein Fehler sei aber wohl gewesen, nicht vom Gas gegangen zu sein. Doch den Vorwurf der Staatsanwaltschaft wies der 39-Jährige im Prozess zurück. Er habe zwar an dem Tag zwischen 16 und 22.30 Uhr vier Gläser Rum in seinem Büro getrunken, sich aber "absolut fahrtüchtig gefühlt", beteuerte der Gilchinger.

Allerdings hatte eine Blutentnahme nach dem Unfall ergeben, dass der Angeklagte mindestens 0,43 Promille intus hatte. Zudem wurden Kokain und Haschisch im Blut nachgewiesen, der Befund deutet nach Erkenntnissen eines Rechtsmediziners auf einen wahrscheinlich recht zeitnahen Konsum hin. Damit widersprach der Sachverständige dem Autofahrer. Denn der behauptete, zuletzt am Vorabend des Unfalls etwas Kokain genommen und einen Joint geraucht zu haben, um zu Hause "runterzukommen".

Der Toxikologe betonte, dass die Kombination aus Alkohol und Kokain dazu führe, enthemmt mit höherer Risikobereitschaft zu fahren. Gleichzeitig lasse aber die Aufmerksamkeit nach, was eine fehlerhafte und verlangsamte Reaktion begünstige. Das Gericht hatte auch einen Unfallgutachter geladen. Dieser gab an, dass sich die Kollision mit dem ersten Baum bei etwa 75 Stundenkilometern ereignet haben müsse. Die Kurve verlaufe in der Fahrbahnbreite im normalen Radius und könne mit 50 Stundenkilometern befahren werden, erläuterte der Gutachter.

Das sah jedoch der Verteidiger ganz anders und verwies auch auf ein privates Gegengutachten. Diese Kurve mache "am Ende zu" und sei eine "alkoholunabhängig potenzielle Gefahrenstelle", sagte der Anwalt. Er forderte für seinen Mandanten einen Freispruch und die Rückgabe des Führerscheins. Doch für die Staatsanwältin war der Alkohol- und Kokaingenuss sowie das Cannabis die Unfallursache - und nicht der Kurvenradius. Das angebliche Niesen des angeklagten Autofahrers bezeichnete die Strafverfolgerin als "reine Schutzbehauptung" - so, als ob plötzlich ein Reh vor das Auto gelaufen wäre. Gegen den Angeklagten spreche auch, dass er nach dem Unfall noch versucht habe, seiner Ex-Frau die "Schuld in die Schuhe zu schieben".

Die Amtsrichterin folgte der Anklage und führte den Unfall darauf zurück, dass der Mann alkohol- und drogenbedingt falsch reagiert und somit die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren habe. Sie verhängte eine Geldstrafe von 2600 Euro.

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