Umweltschutz:Gilchinger Wildmoos braucht Wasser

Starnberg LRA, Ausstellung 'Faszination Moor'

Wie die Jahrhunderte alten Moore entstanden sind und was jeder für ihren Erhalt tun kann - etwa ohne Torf zu gärtnern - zeigt die aktuelle Ausstellung "Faszination Moor" im Starnberger Landratsamt.

(Foto: Georgine Treybal)

Das Landratsamt Starnberg will das Moor, das heute noch unter dem Torfabbau vergangener Jahrzehnte leidet, wieder vernässen. Doch einige Grundstückseigentümer legen sich quer

Von Carina Seeburg, Starnberg

Knallgrüne Tafeln dominieren das Foyer des Starnberger Landratsamtes. Niemand soll sie übersehen, denn das Thema der Wiedervernässung von Mooren ist im Landkreis hochaktuell. Die Wanderausstellung "Faszination Moor", die Vertreter des Landratsamts und des Bayerischen Landesamts für Umwelt am Montag eröffnet haben, zeigt den Besuchern in ausdrucksstarken Bildern, Grafiken und Videos die Zusammenhänge zwischen sensiblen Ökosystem, regionalem Hochwasserschutz und der klimarelevanten Speicherung von Kohlendioxid. Werden Moore entwässert, gehen ihre ökologischen Funktionen verloren, der gespeicherte Kohlenstoff entweicht als klimaschädigendes Treibhausgas in die Atmosphäre.

"Im Landkreis Starnberg wurden in der Vergangenheit große Flächen trockengelegt, sodass heute nur noch ein Bruchteil der ursprünglichen Moore vorhanden sind", erklärte Peter Drefahl, Naturschutzreferent am Landratsamt. Bis in die Gegenwart hinein seien die Folgen des Torfabbaus und der damit verbundenen Trockenlegung präsent. Die Untere Naturschutzbehörde habe die Ausstellung daher auch zum Anlass genommen, die Wiedervernässung des Gilchinger Wildmooses weiter voranzutreiben. Nach der Ausstellungseröffnung informierte Drefahl etwa 40 Grundbesitzer, die Flächen im Wildmoos haben, wie das geschädigte Hochmoor wieder vernässt werden soll. Nach Angaben des Landratsamts sind für die etwa 20 Hektar große Torfabbaufläche im Naturschutzgebiet Wildmoos rund 120 Eigentümer eingetragen - allesamt Nachfahren und Erben der ehemaligen Torfstecher. Ihnen habe man zuvor mehrere Optionen angeboten, um die Renaturierung zu erreichen. Eine davon ist, dass der Landkreis Grundstücke ankauft.

Auf diesem Weg wurde bereits ein Drittel der Fläche für das Naturschutzprojekt gewonnen. Der überwiegende Teil der Grundstückseigner begrüße die geplanten Renaturierungsmaßnahmen, so Drefahl. 85 Prozent hätten der Wiedervernässung des Moors bereits zugestimmt. Dennoch drohe das Projekt an der fehlenden Zustimmung einer Minderheit der Eigentümer zu scheitern. Wiederholt appellierte Drefahl daher an die Anwesenden, der hydrologischen Sanierung und somit der ökologischen Aufwertung des Hochmoors zuzustimmen.

"Die Entwässerung muss gestoppt werden", mahnte der Experte. Noch immer würden die vor 90 Jahren ausgehobenen Gräben das Moor entwässern. Auch habe das Gehölz stark zugenommen und entziehe dem Moor zusätzlich Feuchtigkeit. Das wirke sich enorm auf Flora und Fauna, den Landschaftswasserhaushalt und das Klima aus. Allen Hindernissen zum Trotz soll das Projekt "Gilchinger Wildmoos" weiter forciert werden, um dessen Funktion als CO₂-Senke und Hochwasserschutz zu verbessern. In der Unteren Naturschutzbehörde hoffe man darauf, die Zauderer noch zu einem Umdenken bewegen zu können, denn für die Renaturierung des Wildmooses bedürfe es der Zustimmung jedes einzelnen Grundstückeigners.

Dass jeder einzelne Mensch im Landkreis auch im Kleinen für den Moor- und Klimaschutz aktiv sein kann, zeigt die Ausstellung "Faszination Moor". Denn nicht nur in Europa, sondern weltweit werden Moore entwässert und Torf abgebaut, um ihn als Blumenerde zu verkaufen. Gärtnern ohne Torf ist somit ein kleiner Beitrag, den jeder Einzelne erbringen kann, um die Erderwärmung einzudämmen und Moore als Lebensräume hoch spezialisierter und selten gewordener Tier- und Pflanzenarten zu schützen.

Die Wanderausstellung ist bis 5. Dezember im Landratsamt zu sehen.

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