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Umweltfreundlich: Christian Ufer fährt das symbolische Rad Probe, seine Kollegin Mechthild von Puttkamer (re.) lacht mit Bürgermeisterin Eva John.

Christian Ufer fährt das symbolische Rad Probe, seine Kollegin Mechthild von Puttkamer (re.) lacht mit Bürgermeisterin Eva John.

(Foto: Arlet Ulfers)

Bei den Starnberger Landschaftsarchitekten von Terrabiota kommen alle Mitarbeiter mit dem Fahrrad zur Arbeit. Nun haben sie bei der Aktion Stadtradeln den Preis für das beste Werksteam erhalten

Von Christiane Bracht, Starnberg

Fahrräder gehören nicht nur zum grünen Image der Firma. Die Landschaftsarchitekten von Terrabiota sind auch überzeugte und begeisterte Radler. Das sieht man schon, wenn man nur in den Vorgarten der alten Starnberger Villa schaut, in der sie ihr Büro haben. In einem wilden Knäuel stehen die Räder an die Hauswand gelehnt, teils ineinander verhakt und verkeilt.

Es sind keine ganz neuen Hightech-Räder mit superleichtem Carbonrahmen, hydraulischen Scheibenbremsen und was es sonst so für Finessen gibt, die mit schweren Schlössern gesichert werden müssen, weil sie sonst nicht lange dort stehen würden. Es sind vielmehr klapprige Stadträder dabei, ebenso wie Mountainbikes: abgefahren, verstaubt, teils auch ein wenig verdreckt mit Schrammen - eben einfach viel genutzt.

"Wir machen praktisch alles mit dem Rad", erklärt Christian Ufer. "Im Straßenbild von Starnberg kennt man uns schon." Aber die neun Mitarbeiter fahren nicht nur in Starnberg herum, auch zu Baustellen oder Besprechungen die etwas weiter entfernt liegen, wie etwa Baierbrunn oder Pullach, fahren sie nicht mit dem Auto, sondern bevorzugen ihr Rad. "Wenn die B 11 mal wieder gesperrt ist und man über München fahren muss, wo sich alles staut, ist man mit dem Rad genauso schnell wie mit dem Auto", sagt Ufer. Der Weg durch den Wald ist aber viel schöner. Und natürlich passt das Radeln auch viel besser zum Konzept der Landschaftsarchitekten: "Wir treten immer wieder mit Konzepten an, die weniger Parkplätze vorsehen. Damit zu überzeugen, ist oft echt schwierig", sagt Mechthild von Puttkamer.

Sie weiß, dass der meiste Verkehr, der durch Starnberg fließt von den Starnbergern selbst kommt, weil hier fast jeder seine Besorgungen mit dem Auto macht. Nur wenn sich das ändert, wandelt sich auch das Bewusstsein der Leute und Konzepte mit weniger Parkplätzen haben eine Chance. Wenn die Landschaftsarchitekten von Terrabiota so oft es geht mit dem Fahrrad fahren, dann auch deshalb, um ein gutes Beispiel abzugeben, Vorbild zu sein. Und so haben sie heuer bereits zum achten Mal beim Stadtradeln mitgemacht. "Wir waren von Anfang an dabei", sagt Ufer. Doch dieses Mal haben sie sogar gewonnen. Einen Preis, den Bürgermeisterin Eva John und Aktions-Koordinatorin Andrea Schmölzer zum ersten Mal ausgelobt haben. "Wir wollten neue Anreize schaffen", sagt Schmölzer. Nachdem das diesjährige Motto "Freizeit ab dem ersten Meter", besonders auf Berufswege und Unternehmen abzielt, habe man diejenige Firma ehren wollen, die die meisten Mitarbeiter motivieren konnte, mitzuradeln und dabei auch noch die meisten Kilometer zurückgelegt hat. Bei Terrabiota haben alle neun mitgemacht. Innerhalb von drei Wochen legten sie gut 2300 Kilometer zurück. Eine beachtliche Leistung.

Bürgermeisterin Eva John überbrachte den Landschaftsplanern jetzt ihren Preis: einen Zuschuss in Höhe von 400 Euro für ein neues Firmenrad. John hatte gehört, dass das alte kaputt gegangen ist. Für Ufer hatte sie aber ein noch größeres Geschenk dabei. Er hatte vor einiger Zeit bei der Stadt einen Radstreifen für den Prinzenweg gefordert, damit sich die Radler dort sicherer fortbewegen können. Man hatte ihm wenig Hoffnung gemacht für sein Anliegen, denn Polizei und Landratsamt hätten viele Bedenken. "Auf manchen Straßen kann die Stadt dennoch einen Radstreifen anordnen - auf eigenes Risiko", erklärte John. Auf der Maximilianstraße habe sie dies auch gemacht und auf der Hauptstraße wird der Radstreifen voraussichtlich noch in diesem Jahr gezogen. Auch dort musste John sich gegen die Bedenkenträger durchsetzen.

Die Hauptstraße hatte sich die Starnberger Bürgermeisterin schon im vergangenen Jahr vorgenommen und im Rahmen des Stadtradelns als Chefsache erklärt. "Die Anregungen, die von Bürgern kommen, nehmen wir auf und prüfen sie. Die meisten Dinge gehen und sie nutzen oft vielen Leuten", sagt John. Sie weiß, dass oft nur Kleinigkeiten geändert werden müssen, damit Radfahrer sich sicherer fühlen. Sie selbst ist schließlich auch viel mit dem Rad in der Stadt unterwegs. "Das geht viel schneller", sagt sie. Ihr Mut, sich gegen Polizei und Landratsamt durchzusetzen, scheint jedenfalls Erfolg zu haben: Seit einiger Zeit sind mehr Radler in Starnberg unterwegs. Und beim Stadtradeln hat die Kreisstadt heuer mit knapp 130 000 Kilometern gewonnen. Das war nicht immer so. Anders als in anderen Gemeinden sind dieses Mal auch mehr Radler am Start gewesen als sonst (etwa 1400).

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