Umwelt:Laut und nervtötend

Die kleine Theresa aus Feldafing spielt im Laub beim Kurzurlaub in Ehrwald  Foto: Claudia Hummel/oh

Laub kann auch Freude bereiten: Die kleine Theresa aus Feldafing spielt in einem Meer von bunten Blättern.

(Foto: Claudia Hummel/oh)

Der Einsatz von Laubbläsern sorgt in vielen Gemeinden des Landkreises für Ärger und Aufregung. Nur die Stadt Starnberg verzichtet weitestgehend auf die Geräte. Der Bund Naturschutz empfiehlt sowieso den Rechen

Von Marcella Rau, Starnberg

Seit nunmehr fünf Jahren verzichtet die Stadt Starnberg aus Umwelt- und Lärmschutzgründen größtenteils auf den Einsatz von Laubbläsern, und das, obwohl dies "einen Mehraufwand für meine Mitarbeiter" bedeutet, wie Peter Mayer, Leiter des städtischen Betriebshofs, berichtet. Nur noch in Ausnahmefällen und an Stellen, an denen das Laub mit Besen und Rechen schwer zu erreichen ist, wird in Starnberg von städtischer Seite auf elektrische Geräte zurückgegriffen. Die Stadt will mit gutem Beispiel vorangehen und appelliert auch an Privatpersonen, auf die lärmenden Geräte, zu verzichten. Dies schone Umwelt, Gehör und Nerven.

In den restlichen Gemeinden des Landkreises jedoch ist der Einsatz von Laubbläsern weiterhin gang und gebe. Selbst in Berg, wo bisher auf den Einsatz der Geräte verzichtet worden war, wurde in diesem Jahr ein spezieller Anbau für den Schlepper angeschafft, mit dem die asphaltierten Flächen in der Gemeinde freigeblasen werden. Auf den Wiesen jedoch werde das Laub der Umwelt zuliebe weiterhin liegengelassen, berichtet Bürgermeister Rupert Monn. Für Hermann Sontheim, Leiter des Betriebshofs in Herrsching, hingegen kommt der Verzicht auf Laubbläser gar nicht in Frage. Man müsse sich den Ort nur einmal von oben ansehen, bei der Menge an Bäumen käme man mit dem Rechen nicht weit. Zwischen drei und fünf Laubbläser sind je nach Bedarf und Witterungsbedingungen in der Gemeinde im Einsatz. Ohne sie bräuchte man mindestens drei Mal so viele Mitarbeiter, um dem Laub Herr zu werden, meint Sontheim.

Zwar käme es zwischendurch schon einmal vor, dass sich Bürger über den Lärm beschwerten, berichtet der Bauhofleiter, so richtig verstünde er die Aufregung aber nicht, schließlich seien seine Mitarbeiter ja nicht den ganzen Tag an der selben Stelle beschäftigt. Ganz ähnlich argumentiert auch Alexander Murr vom Tiefbauamt der Gemeinde Gilching. Möglich sei der Verzicht auf Laubbläser schon, in regelmäßigen Abständen lande die Thematik auch auf der Tagesordnung des Umweltausschusses, doch bisher sei die Entscheidung letztlich immer zugunsten der Laubbläser ausgefallen; immerhin erleichterten diese die Arbeit erheblich.

Aber auch in den privaten Haushalten kann keine Rede von Verzicht sein. Die Geräte verkauften sich weiterhin gut, wie ein Mitarbeiter des örtlichen Baumarkts mitteilt. Dabei wäre es ökologisch viel sinnvoller das Laub liegen und verrotten zu lassen, wie Günter Schorn, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutzes, erklärt. Denn nur auf diese Weise gelangten die wertvollen Nährstoffe zurück in den Boden, im Frühling sei von dem Laub dann sowieso nichts mehr zu sehen. Wer aber überhaupt nicht mit Laub im heimischen Garten leben könne, dem rät Schorn dazu, auf jeden Fall ganz altmodisch den Rechen zu nutzen und keinesfalls den Laubbläser. Denn die lärmenden Ungetüme sind nicht nur für die Nachbarn nervtötend, sie blasen auch Unmengen von giftigen Abgasen in die Luft. "Der Betreiber schadet sich damit letztlich auch selbst", meint Schorn. Noch schlimmer seien jedoch Laubsauger, denn diese zerhäckselten nicht nur die welken Blätter - auch kleine Tiere und Insekten gelangen gnadenlos unters Messer. Das Problem ist jedoch, dass die meisten modernen Geräte heutzutage über eine Saugfunktion verfügen. Reine Laubbläser sind in den Baumärkten selten geworden.

Ein kleiner Trost immerhin bleibt für genervte Nachbarn: Zumindest gibt es klare gesetzliche Regelungen zum Betrieb der Maschinen. In Wohngebieten dürfen die Geräte an Sonn- und Feiertagen, sowie werktags zwischen 20 und 9 Uhr und zwischen 13 und 15 Uhr nicht betrieben werden.

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