Umwelt:Aktivistin reist nach Genf

Christiane Lüst berichtet vor der UN von Glyphosat-Folgen

Das Glyphosat-Urteil in Kalifornien, durch das die Bayer-Tochter Monsanto verurteilt wurde, 290 Millionen Dollar an einen krebskranken Mann zu zahlen, "hat uns in allem Recht gegeben", sagt die Gautinger Umwelt-Aktivistin Christiane Lüst. An diesem Montag wird sie zusammen mit Vertretern aus Argentinien beim UN-Ausschuss für Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Menschenrechte in Genf von den verheerenden Folgen von Glyphosat in Argentinien und Deutschland berichten. Bei einem Pressegespräch in der Gaststätte Geisenbrunn erläuterte Lüst am Freitag zusammen mit den beiden Vertretern Argentiniens, dem Juristen Juan Ignacio Pereyra und dem Arzt Damián Verzeñassi sowie der französischen Filmemacherin Marie-Monique Robin ihr Vorgehen. Anschließend wurde vor etwa 100 Zuschauern Robins Film über das Monsanto-Tribunal in DenHaag "Roundup, der Prozess" von 2017 uraufgeführt.

Die argentinischen Aktivisten berichteten von den verheerenden Folgen, die Glyphosat und die Aussaat von Gensoja in ihrer Heimat auf die Menschen und die Umwelt verursachen. Sie haben darüber viele Studien erstellt und Schadensersatzklagen von Glyphosatopfern geführt, die in der Nachbarschaft von besprühten Genfeldern leben müssen. Argentinien sei das von Gensoja-Anbau und den negativen Folgen am schlimmsten betroffene Land, betonte Lüst. Nicht nur die Pflanzen und der Boden seien vergiftet, sondern auch die gesamte Nachbarschaft, die Luft, der Regen, die Flüsse. Über die als Viehfutter genutzten herbizidresistenten Sojabohnen gerate das Gift in die Nahrungskette und lasse sich im Urin der Bauern und der Konsumenten nachweisen. Der argentinische Arzt Damián Verzeñassi, der Foschungsprojekte an der Universität leitete, berichte, Langzeituntersuchungen hätten eine Zunahme und eine Veränderung der Krankheiten ergeben. Fehlgeburten, Fehlbildungen bei Babys, aber auch bei Ferkeln und Kälbern, die bis vor 20 Jahren äußerst selten gewesen seien, nähmen zu. Ebenso seien die Zahlen von Schilddrüsenkrebs, Lymphdrüsenkrebs und die chronische Darmerkrankung Morbus Crohn extrem gestiegen. 2012 zum Beispiel wurden auf 100 000 Einwohner 270 Krebsfälle gezählt, 2016 seien es bereits 368 gewesen.

Deutschland ist betroffen, weil Gen-Soja als Viehfutter importiert wird. Die EU habe eine Liste mit 374 Lebensmitteln, die Rückstände von Glyphosat enthalten, sagte Lüst. Im Blut von 93 Prozent der ungeborenen Babys seien Giftstoffe aus der Produktion von Gennahrungsmitteln gefunden worden. Das Umweltinstitut habe die 14 meistverkauften Biersorten in Deutschland untersucht,es wurden 300 mal höhere Giftrückstände gefunden, als erlaubt, so Robin. Drei Wochen lang werden Lüst und ihre Mitstreiter durch Europa reisen, auch zum EU Parlament in Brüssel.

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