Umstrittenes Projekt im Ambach:Gespaltener Ostuferschutzverband

Wiedemann-Sanatorium

Auf dem Areal der früheren Wiedemann-Kurklinik in Ambach plant das Kuratorium Wohnen im Alter ein Seniorenstift mit 80 Wohnungen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der Verein fordert eine Alternative zum Seniorenstift, die Vorsitzende hält davon nichts

Von Benjamin Engel, Münsing

Die Differenzen im Ostuferschutzverband (OSV) bleiben bestehen: Das offenbart ein Brief des Vereins, unter dem die Unterschrift der OSV-Vorsitzenden Ursula Scriba fehlt. Umstritten ist die Haltung zum geplanten Seniorenwohnstift in Ambach. Wie die Architektin und Gemeinderätin sagt, könne sie die Forderung ihrer Vorstandskollegen nach einem alternativen Krankenhausbau nicht mittragen. "Ich halte von einer Klinik nichts", macht Scriba auf Nachfrage deutlich. Den Brief unterschrieben hätten aber ihr Stellvertreter Johannes Umbreit, Schatzmeister Manfred Stecher, Beirat Gustav Neumeister sowie Beisitzerin Petra Schulze.

In Ambach plant das "Kuratorium Wohnen im Alter" (KWA) ein Seniorenstift mit 80 Wohnungen. Dafür liegen zwei Architektenentwürfe vor. Zwischen beiden soll sich der Gemeinderat entscheiden und einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan erarbeiten. Falls das nicht klappen sollte, hat sich das KWA das Baurecht für eine Klinik mit Schlaganfallzentrum gesichert. Dafür hatte sich OSV-Beirat Neumeister schon auf der Jahresversammlung des Vereins im Juli stark gemacht.

Doch das kommt für Scriba nicht infrage. Ihrer Ansicht nach ist eine Klinik problematisch. Erfahrungen zeigten, dass die Betreiber meist Stück um Stück vergrößern wollten, schildert sie. Das zeige das Beispiel der seit Ende 2016 geschlossenen Schön-Klinik im Kempfenhausen. Die fehlende Wachstumsoption habe als Hauptgrund für deren Aus gegolten. Aus Sicht von Scriba gelte das für ein Seniorenwohnstift nicht. "Ich bin der Meinung, damit wird ein Projekt verfolgt, das nicht mehr vergrößert werden kann", erklärt Scriba. Von dem offenen Brief der Vorstandskollegen wusste die OSV-Vorsitzende. Wie sie berichtet, hat sie ihre Meinung deutlich gemacht. "Ich kann nur mit meinen Argumenten werben", sagt Scriba. "Wenn die nicht ins Konzept passen, kann ich nichts machen." Mit den Unterzeichnern des Briefes sei sie sich einig, dass die Zahl von 80 Wohnungen zu groß sei. Das KWA müsse das reduzieren. Sie halte es aber für wichtig, im Gemeinderat mitzudebattieren, anstatt "versteinerte Meinungen" zu vertreten - gemeint war Beirat Neumeister.

An der Doppelfunktion von Scriba als OSV-Vorsitzende und Gemeinderätin der Bürgerliste waren schon auf der Jahresversammlung des Verbandes im Juli Konflikte aufgebrochen. Umstritten ist, ob Scriba damit nicht in einem permanenten Interessenskonflikt steht. Es geht um die Frage, ob sie wegen ihrer Stellung im Gemeinderat zu viel Rücksicht nehmen muss oder als verlängerter Arm die Belange des OSV besonders wirkungsvoll vertreten kann. Bei der Neuwahl vor vier Monaten stimmten 15 von 48 anwesenden Mitglieder gegen die Vorsitzende, drei enthielten sich. Auch Neumeister wurde als Beirat wiedergewählt.

In einem Interessenskonflikt sieht sich Scriba aber nicht. Sie trete für den Orts- und Landschaftsschutz des Ostufers am Starnberger See ein, wofür der Verband stehe, sagt sie. "Isoliert fühle ich mich auch im OSV nicht."

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