Hilfstransport:Babybrei, Schlafsäcke und Krücken

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Nehmen die Spenden in Possenhofen entgegen: Natascha Lehmann, Bo Schmitz und Christian Burggraf (von rechts). (Foto: Arlet Ulfers)

Mehr als 100 Bürger haben schon Sachspende für die Ukraine zur neuen Sammelstelle vor der Jugendherberge in Possenhofen gebracht.

Von Christian Deussing, Pöcking

Student Max trägt sechs Paletten mit Babynahrung, die er gerade gekauft hat, zu den Tischen vor der Jugendherberge in Possenhofen. "Eine Kommilitonin kommt aus der Ukraine", sagt der 20-Jährige. Zu der neuen Sammelstelle, die der Ukrainer Vladimir Ostash aus Pöcking mit Freunden und der Hilfe der Gemeinde organisiert hat, fährt am Donnerstag auch Christian Maurer vor. Er stellt mit seiner 15-jährigen Tochter Zara Kartons und Säcke mit Handtüchern, Herrenpullovern, Jacken, Kinderkleidung und Decken ab. "Wir haben Freunde, deren Eltern in der Ukraine leben", sagt der Starnberger besorgt.

Seit Mittwoch haben mehr als hundert Bürger Hilfsgüter zur Jugendherberge gebracht. Sie stapeln sich auf den Tischen vor dem Eingang und im Seminarraum - unter anderem Hygieneartikel, Pampers, Babybrei, Konservendosen, Nudeln und Reis, Schlafsäcke, Isomatten und Turnschuhe. Sogar ein Nähset ist dabei. Man benötige aber jetzt vor allem auch Medikamente, Verbandskästen und Arbeitshandschuhe, sagt der Leiter der Jugendherberge, Christian Burggraf. Der 40-Jährige sortiert mit Natascha Lehmann und dem 19 Jahre alten Bo Schmitz, der in der Herberge seinen Bundesfreiwilligendienst ableistet, die Sachspenden. Einiges muss umgepackt werden, aber vieles ist schon sehr gut vorsortiert und sogar auf ukrainisch beschriftet.

Lisa Hieronymus und ihre Helferin Melina Budde vom Pöckinger Sozialdienst öffnen die Heckklappe ihres vollgestopften Kleintransporters. Sie liefern auch Krücken, einen Rollator und medizinische Masken ab. Lisa hat Freunde in Kiew und erfährt über Instagram viel von deren Notlage. Sie hätten sich schon Schutzbunker gegraben, um in dem Krieg zu überleben, erzählt sie und trägt wieder eine Kiste über den Vorplatz der Jugendherberge.

Kurz darauf parkt ein Tutzinger Ehepaar ein, das über den Golfclub von der Hilfsaktion in Possenhofen erfahren hat. "Wir müssen doch Putin die Zähne zeigen", sagt die Frau trotzig. Gina Arend steigt aus ihrem Auto, sie hat Milchpulver und Babynahrung gekauft und hält immer noch Kontakt zu ehemaligen Aupair-Mädchen, die aus der westlichen Ukraine stammen.

Aus der Region kommt auch Ljubov Sagan. Sie hat gerade mit ihrem Mann Vladimir zwei Verwandte in Pöcking aufgenommen. Der 47-Jährige will noch an diesem Freitag mit seinem Transporter und einem Laster zur polnischen Grenzstadt Korczowa fahren und die Hilfsgüter abliefern. "Ich bin über diese große Unterstützung sehr dankbar", sagt der selbständige Handwerker. Ein Autohaus stelle einen Transporter zur Verfügung.

Noch ist ungewiss, wie lange vor der Jugendherberge Spenden gesammelt werden. Es werde geprüft, ob Kriegsflüchtlingen im März noch Räume angeboten werden könnten, denn erst für den April seien die ersten Klassenfahrten gebucht, sagt der Herbergsleiter.

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