U18-Bundestagswahl in Starnberg:"Damit die Welt besser wird"

Bei der U18-Bundestagswahl dürfen Kinder und Jugendliche im Starnberger Jugendzentrum "Nepomuk" ihre Kreuzchen machen. Und sie nehmen das total ernst

Von Mira Schrems, Starnberg

Der Weg zum Jugendtreff ist gesäumt von Plakaten. "Hier geht's zum U18-Wahllokal" steht auf einem und auf einem anderen ist ein aufgerissener Mund zu sehen, aus dem sich eine ellenlange Zunge ringelt. Die weißen Lettern darauf verkünden: "Du hast eine Stimme - Lass sie raus". Auf der Terrasse vor dem Eingang ist eine große Leinwand aufgespannt. Hier schreiben Jugendliche unter dem Motto "Meine Stimme für:..." ihre Hoffnungen und Veränderungswünsche für die Bundestagswahl auf. Einer hat "Bessere Lehrkräfte" geschrieben, andere fordern "Kostenlos mit den Öffentlichen fahren!", "Mehr Azubigeld" und "Pille und Kondome kostenlos".

Im Jugendzentrum "Nepomuk" haben auch Kinder und Jugendliche eine Stimme. Sie können bei der U18-Bundestagswahl des Bayerischen Jugendrings ihre Kreuzchen machen. Das Nepomuk ist eines von etwa 650 Jugendwahllokalen in Bayern. Der Jugendring setzt sich mit der Aktion seit Jahren unter anderem für eine Herabsetzung des Wahlalters auf 14 Jahre ein. In der vergangenen Woche konnten die Jugendlichen auch in Herrsching, Utting, Tutzing und Gauting abstimmen.

Im Aufenthaltsraum fläzen ein paar Jugendliche, die sich noch unsicher sind, ob sie einen Stimmzettel ausfüllen wollen. Im Flur nebenan hängen offizielle Wahlplakate der Parteien an den Wänden. Nepomuk-Leiterin Theresa Eichinger und ihr Kollege Daniel Ternyik haben sie über die Stadt bezogen. Bisher haben CSU, SPD, Grüne und Volt ihre Plakate beim Jugendzentrum abgegeben, ihre Kandidatinnen und ein Kandidat blicken nun auf die passierenden Kinder herab. Per Beamer wird ein Wahlinformationsvideo in Dauerschleife an die gegenüberliegende Wand projiziert. Auf einer Tafel sind zehn Gründe, wählen zu gehen, aufgelistet. Punkt fünf lautet: "Weil Nichtwählen aus Protest nicht funktioniert" - es folgen vier Ausrufezeichen. Schließlich sei daran nicht zu erkennen, wogegen die Nichtwähler protestieren.

Dem Jugendtreff-Team liegt die Wahl am Herzen. Sie sprechen die Jugendlichen und Kinder, die ins Nepomuk kommen, darauf an, erklären, wie die Stimmabgabe funktioniert, lassen Interessierte den Wahl-O-Mat machen, beantworten Fragen und reden über die verschiedenen Wahlprogramme und Positionen. Wer seine Stimme abgeben möchte, kann das sogar in einer echten Wahlkabine tun. Auf zwei Tischen steht ein grauer Sichtschutz. "Die Stadt war so nett und hat sie uns geliehen. Pünktlich zur Bundestagswahl am 26. September braucht sie sie aber natürlich wieder", sagt Theresa Eichinger. Die Stimmzettel kommen dann in eine große, aus Pappkarton gebastelte und bunt bemalte Wahlurne. Die Kinder und Jugendlichen können sogar Erst- und Zweitstimmen wie auf dem echten Stimmzettel abgeben. Einzig das U18-Bundestagswahl-Logo unterscheidet sie vom Original.

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Normalerweise werden nur die Zweitstimmen gezählt. Ralph Stößlein, der Wahlkoordinator des Kreisjugendrings in Starnberg, lässt allerdings gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen aus Germering und Landsberg auch die Erststimmen auszählen, um ein wahlkreisweites Ergebnis vorlegen zu können. Das sei zwar mehr Arbeit, aber die U18-Wahl solle so nah wie möglich am Original bleiben: "Ich glaube, dass Jugendliche in vielerlei Hinsicht bewiesen haben, dass sie politisch interessiert sind. In der Schule wählen sie ja auch bereits Vertreter für die Schülermitverantwortung, die dann ihre Interessen gegenüber der Schulleitung vertreten. Das ist mit den Bundestagswahlen vergleichbar. Partizipation bringen wir den Jugendlichen bei Freizeiten und im realen Leben bei." Das Wahlergebnis der Jugendlichen soll bis spätestens Sonntag, 19. September, veröffentlicht werden.

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