Tutzinger Ortsgeschichte:Oasen zwischen den Wohnwürfeln

Anlässlich der 1275-Jahr-Feier der Gemeinde Tutzing organisiert der Arbeitskreis Ortsgeschichte eine Fotoausstellung zum Thema "Häuser als Denkmäler". Manche Gebäude sind sanft saniert und erhalten worden - die Schmuckstücke der Gemeinde

Von Patrizia Steipe, Tutzing

45 Gebäude stehen in Tutzing unter Denkmalschutz. Die meisten sind Wohnhäuser: Bauernhöfe, Villen, Guts- und Fischerhäuser, aber auch ein Kloster und das Schloss Tutzing. In Vergleich zur Anzahl der gesamten Wohnbebauung sind es wenige, die oft wie Oasen inmitten der energetisch optimierten Wohnwürfeln einerseits von der Opulenz der Baustile vergangener Zeiten, aber auch von dem einfachen Leben früherer Tutzinger zeugen. Im Rahmen des Jubiläumsjahres "1275 Jahre Tutzing" lädt der Arbeitskreis Ortsgeschichte gemeinsam mit der Gemeinde zu einer Fotoausstellung zum Thema "Häuser als Denkmäler - Erinnerung und lebendige Gegenwart". Vernissage ist im Rathaus am Donnerstag, 26. Januar, 18 Uhr.

Die Kuratorinnen Elke Schmitz und Stefanie Knittl haben die Ausstellung gemeinsam mit Roswitha Duensing vom Gemeindearchiv und der Kulturreferentin Brigitte Grande konzipiert. "Das Ortsbild ist prägend für die Identität der Bewohner", erklärt Grande. Deswegen sei es so wichtig, eine Sensibilität für das historische Erbe zu entwickeln und über die zukünftige bauliche Entwicklung des Ortes nachzudenken. Und sie weiß von vielen Beispielen, bei denen die privaten Eigentümer achtsam mit der Ortsgeschichte umgegangen seien und ihre Häuser "extrem gut und authentisch" renoviert hätten. Zwei Beispiele für gelungenen Denkmalschutz sind die Villa Schnell und die Villa Knittl. "Ihre Besitzer haben das kulturelle Erbe vorbildlich bewahrt", lobte Grande. Der Spagat zwischen dem Bewahren von Altem und den Erfordernissen moderner Arztpraxen und Geschäftsbüros sei gelungen.

Auch die Öffentlichkeit kann sich davon überzeugen. Stefanie Knittl, Besitzerin der Villa Knittl, hat das Haus vor vier Jahren saniert. Neben den Fotos in der Ausstellung empfängt sie Interessierte am Samstag, 13. Mai, um 15 Uhr zu einer Hausführung. Architekt Siegfried Wendt wird über die Umbaumaßnahmen dieses Schmuckstücks in der Hauptstraße 93 berichten. Das Haus im Stil des Späthistorismus wurde 1870 vom Maurermeister Joseph Knittel errichtet, dem Gründer des ältesten Baugeschäfts der Gemeinde Tutzing und von seinem Sohn Xaver Knittl 1901 erweitert. Das malerische Zierfachwerk unter dem Dach, die Balkone, die reich verzierten Holzschnitzereien und das Walmdach wurden streng nach den Vorgaben des Denkmalsschutzes renoviert.

Architekt Wendt hat vor rund zehn Jahren auch die Villa Schnell in der Bahnhofsstraße 12 saniert. Das Haus wurde 1895 vom Architekten Engelbert Schnell gebaut. Die zweigeschossige Villa mit dem Satteldach besticht ebenfalls durch das aufwendig renovierte Zierfachwerk und die vielen Details wie Originalfensterläden, Fassadenfarbe und Dachlandschaft. Die Besitzer Anna und Harald Kuhn sowie der Architekt laden am Samstag, 8. April von 15 bis 18 Uhr zur Besichtigung.

In der Ausstellung im Rathaus werden alle denkmalgeschützten Häuser der Gemeinde vorgestellt. Neben alten und neuen Fotos gibt es Informationen zur jeweiligen Hausgeschichte und den Bewohnern. Die Kuratorinnen werden am Eröffnungsabend zu ihren Erfahrungen mit dem Denkmalschutz in der Gemeinde berichten. Der Tutzinger Ortsplaner Architekt Florian Burgstaller beantwortet in seiner Eröffnungsrede die Frage, ob der Denkmalschutz Einschränkung oder Chance für die Stadt- und Ortsentwicklung bedeutet. Anschließend können die Besucher auf Entdeckungsreise durch die Geschichte Tutzings gehen. Sie erfahren wer die Häuser errichtet und früher in ihnen gelebt hat. Alten Fotos werden neuere Aufnahmen gegenübergestellt. Oft spiegelt sich darin die wechselnden Moden in der Architektur. Trotzdem gibt es immer wieder Rückschläge. Wichtige Denkmale verschwinden allmählich aus dem Ortsbild.

Die Fotoausstellung "Denkmäler in Tutzing" ist von Freitag, 27. Januar bis 16. Juni im Tutzinger Rathaus zu besichtigen. Öffnungszeiten sind montags, dienstags, donnerstags und freitags von 8 bis 12 Uhr, am Dienstag auch von 14 bis 18 Uhr. Es können Führungen vereinbart werden.

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