Tutzing:Zelte im Angebot

Tutzing Schreinerei Schäfer Flüchtlinge Sozialbau

Flüchtlinge erstellen ein Baumodul in der Tutzinger Schreinerei Schäfer.

(Foto: oh)

Unterkunft geht an karitative Einrichtung. Abbau verschiebt sich. Verein verfolgt Sozialraumprojekt weiter

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Die Zeltunterkunft am alten Volksfestplatz in Tutzing soll "in Kürze" abgebaut werden. Die Regierung von Oberbayern sehe keine Notwendigkeit, die Großzelte samt Aufenthaltszelt und Heizungsanlage weiter für Flüchtlinge vorzuhalten, heißt es vom Landratsamt Starnberg. Die lokale Behörde hatte seit dem Auszug der Flüchtlinge Ende Juni auf Direktiven "von oben" gewartet. Die gereinigten, stabilen Zelte, die knapp ein Jahr lang bis zu 144 Flüchtlingen Schutz geboten hatten, sollen karitativen Einrichtungen wie dem Bayrischen Roten Kreuz oder den Maltesern überlassen werden.

Weil die Konditionen noch verhandelt werden müssten, könnte sich aber der Abbau noch ein wenig über diesen Mittwoch hinaus verzögern. Bis zum 31. August war die Genehmigung der Gemeinde befristet. "Wir bitten Tutzing noch um eine kleine unbürokratische Verlängerung", so Landratsamts-Sprecherin Barbara Beck. Das Zeltdorf samt Bierbänken und Müllcontainer werde regelmäßig kontrolliert.

Mit dem Umzug der Flüchtlinge nach Krailling hat sich in Tutzing das beispielhafte Projekt eines Sozialraumes zerschlagen. Das wollten der Tutzinger Architekt Dieter Mruck und Mediator Matthias Kraemer mit dem Verein big (building integration in Germany) Tutzing zusammen mit Flüchtlingen realisieren. Die Gemeinde war bereit gewesen, für das mobile Gebäude in Holzverbundbauweise 50 000 Euro beizusteuern. In der Tutzinger Schreinerei Schäfer konnten acht interessierte junge Männer aus Syrien und Afghanistan an mehreren Samstagen nicht nur diverse Arbeitstechniken lernen, sondern immerhin auch ein Modell verwirklichen. Im Maßstab 1:1 fertigten sie auch einen Knotenpunkt des Gebäudes an, das als vielfältiger Lernort, Treffpunkt und Versammlungsraum dienen sollte - eine Ecke mit einem Stück Boden, Wand, Dübel der besonderen Art und einer Stegblechversteifung. Diese Werke stellten sie im Tutzinger Rathaus bei der Vernissage von Bildern aus, die Flüchtlingskinder gemalt hatten. Bei diesem Anlass fühlte Architekt Mruck bei Landrat Karl Roth vor, ob die Vorarbeiten zum Sozialraum eventuell im Landratsamt ausgestellt werden könnten. Auch bei der Bayerischen Architektenkammer will er anfragen. Zwar seien die beteiligten jungen Männer "nach wie vor interessiert", so Mruck. Die Arbeit gewährleistete ja auch eine sinnvolle Beschäftigung. Im Helferkreis Krailling wurde das Projekt ebenfalls vorgestellt, wie Matthias Kraemer berichtet. Die Reaktion sei "positiv" gewesen.

Einen konkreten Ort, wo der Sozialraum gebaut werden könnte, gibt es aber derzeit nicht. Der Schwerpunkt liegt Mruck zufolge jetzt auf der Öffentlichkeitsarbeit für das Pilotprojekt. Ein Flyer unterstützt dieses Ansinnen. Nach der Sommerpause werde der Verein big überlegen, wie es weitergehe.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: