Tutzing:Was junge Leute wollen

Kommune startet neuen Anlauf für gemeindliche Jugendarbeit

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Viele Vereine, Schulen, Kirchen, die beiden Akademien am Ort und die Volkshochschule - sie alle bieten Jugendlichen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung in Tutzing. Der Verein Junge Menschen (JM) zeigt sich hier besonders engagiert. Woran es aber hapert, sind Angebote für Jugendliche, die nicht in einen Verein, eine feste Organisationsstruktur eingebunden sein wollen. Was sie sich wünschen und wie sich ihre Anliegen - am besten gemeinsam mit ihnen und einem Netzwerk - umsetzen lassen, will die Gemeinde herausfinden. Im nächsten Haushalt sind 20 000 Euro vorgesehen, mit denen Tutzing eine halbe Jugendpflegestelle finanzieren könnte, möglichst angedockt an einen Träger, der die andere Hälfte der Stelle übernimmt. Die Fachperson könnte auch eine Fragestunde koordinieren, die man Jugendlichen regelmäßig - etwa alle drei Monate - vor dem Gemeinderat anbieten will.

Über Angebote einer offenen Jugendarbeit wird in Tutzing seit Jahren immer wieder mal diskutiert. Unter dem gestorbenen Bürgermeister Rudi Krug waren sogar schon 100 000 Euro im Haushalt dafür vorgesehen und der Umbau des Tutzinger Kellers als Jugendtreff im Gespräch. "Im Grunde haben wir nichts zustande gebracht", kritisierte Wolfgang Behrens-Ramberg (Tutzinger Liste) am Dienstag im Hauptausschuss, wo Bürgermeisterin Marlene Greinwald (FW) das Thema auf die Tagesordnung hatte setzen lassen, um ein Meinungsbild zu bekommen. Behrens-Ramberg plädierte für ein systematisches Vorgehen: Erst alle Angebote erfassen, "dann sehen, wer fällt durch das Raster". Ein Jugendparlament, in dem allerdings nicht nur organisierte Jugendliche sein dürften, schlug Bernd Pfitzner (Grüne) vor. Das sei aber vor ein paar Jahren nicht gelaufen, erinnerte Greinwald an einen Versuch. Sinnvoller findet Brigitte Grande (CSU) Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten. "Ein Forum bieten, zuhören, Struktur geben für das, was sie wollen, und das Schritt für Schritt entwickeln", ist die Devise der Kulturreferentin.

Jetzt ein Jugendtreff wäre für ihren CSU-Kollegen Thomas von Mitschke-Collande "eine Alibi-Investition". Man könne nicht von "der Jugend" sprechen, sondern müsse differenzieren. Für Vizebürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg sind die Betroffenen die, "die nicht wissen, wo sie hingehören, eventuell auch wegen Sprachbarrieren, die Stillen und die, die Blödsinn machen". Stichwort für Greinwald, sofort darauf hinzuweisen, dass man "keine Auffälligkeiten" in Tutzing habe - außer mal Lagerfeuer im Kustermannpark. Um dort Treffpunkte zu schaffen, sollen nächstes Jahr öffentliche Feuerstellen wie in Ambach eingerichtet werden. Gemeinderat Georg Schuster (ÖDP) versprach, den ersten Ster Holz bereit zu stellen.

Claus Piesch, Vorsitzender des Kreisjugendrings Starnberg, setzt sich als Tutzinger seit Jahren für einen Jugendtreff oder ein Schülercafé ein. Er gehe "von einem starken Bedarf" aus für einen Raum, in dem Jugendliche chillen, auch mal kochen oder Spieleabende machen könnten, sagte Piesch auf SZ-Nachfrage. Für vorstellbar hält er den ehemaligen Jugendraum mit Teeküche im Roncallihaus. Für eine Anmietung von Jugendräumen gäbe es Geld aus dem kommunalen Jugendhilfeplan des Landkreises.

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