Süddeutsche Zeitung

Tutzing:Vom Jugendwart zum Kommandanten

Christoph Knobloch wird mit 28 Jahren der jüngste Chef der Freiwilligen Feuerwehr

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Jetzt übernimmt ein ganz Junger die Führung bei der Freiwilligen Feuerwehr Tutzing: Christoph Knobloch ist neuer Kommandant der mehr als 100 Feuerwehrleute in der Seegemeinde. Mit seinen erst 28 Jahren gilt Knobloch als jüngster Kommandant in Tutzing, soweit man die Historie zurückverfolgen kann. Als erste von 44 Feuerwehren im Landkreis veranstalteten die Tutzinger unter strengen Corona-Hygieneauflagen am Sonntag eine Präsenzwahl, um einen neuen Kommandanten zu bestimmen. Andere lassen per Briefwahl abstimmen oder verlängern kommissarisch die Wahlperiode.

An der Wahl beteiligten sich auf der Rathaustenne 59 von 111 aktiven Feuerwehrleuten. Knobloch, der als einziger Kandidat angetreten war, erhielt mit 56 Ja-Stimmen klar das Vertrauen. Der Umweltingenieur, angestellt beim Abwasserzweckverband, löst Markus Kuisl ab. Dieser gab nach 24 Jahren das Amt des Kommandanten ab. "Er steht aber weiter als Gerätewart zur Verfügung und als Zugführer. Sicher wird er mich auch bei der Einarbeitung in den nächsten Wochen unterstützen und bei Einsätzen mit seiner Erfahrung", wie Knobloch nach der Wahl sagt. Hilfreich dürften auch die Stellvertreter sein: Michael Lanio, 54, der erneut zum Vize-Kommandanten gewählt wurde, sowie der 34-jährige Dominik Sperk, neu in dieser Funktion.

Bisher hatte sich Knobloch als Jugendwart bei der Feuerwehr engagiert. Ein brandheißer Posten, seitdem 2019 bekannt wurde, dass ein ehemaliger Tutzinger Polizist und Vorstand der Feuerwehr mehrfach Kinder und Jugendliche missbraucht hat. Im Juni vergangenen Jahres war der 60-Jährige deshalb zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Als die Vorwürfe bekannt wurden, reagierten Feuerwehr und Rathaus schnell und umsichtig, unter anderem mit neuen klaren Umgangsregeln. Offenbar mit Erfolg: "Mir ist kein einziger Fall bekannt, dass Eltern wegen der Sache ihr Kind bei der Feuerwehr abgemeldet haben", sagt Knobloch.

Dennoch hat die Wehr Nachwuchssorgen. Zu den besten Zeiten engagierten sich mehr als 50 junge Leute bei der FFW Tutzing. Derzeit interessieren sich nur 17 Kinder und Jugendliche für die Jugendfeuerwehr. In der geht es nicht nur um Gefahrenabwehr und Erste Hilfe, sondern auch um Gemeinschaft und praktischen Einsatz, etwa für besseren Nahverkehr in Tutzing. Wegen Corona können Gruppenstunden aber momentan nur online stattfinden. Der neue Kommandant möchte gern um Ostern herum eine Mitgliederkampagne starten. Auch der Bau eines neuen Feuerwehrhauses an der Oskar-Schüler-Straße steht auf seiner Agenda. Rund um die Uhr einsatzbereit für ein Ehrenamt - da muss auch die Familie mitspielen. "Vor der Wahl", so Knobloch, "hab' ich das schon mit meiner Frau Stefanie abgesprochen

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SZ vom 24.02.2021
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