Tutzing:Tutzing entdeckt das Energiesparen

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Geplant sind in der Gemeinde Fotovoltaikanlagen auf dem Rathaus-Neubau und dem Wirtshaus Buttlerhof

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Ein umfassendes Energiekonzept für ganz Tutzing oder erst einmal mit kleinen Schritten starten und Solaranlagen auf Gebäuden der Gemeinde installieren? Beides ist sinnvoll, so das Resultat einer längeren Debatte am Dienstag im Umwelt- und Energieausschuss.

Derzeit lässt Tutzing im Rahmen der Dorferneuerung in Traubing ein Energiekonzept von Steinbacher-Consult erstellen. Bürgermeister Rudolf Krug hofft, dass sich möglichst viele Traubinger an den Erhebungen beteiligen, im geplanten Arbeitskreis nächstes Frühjahr mitmachen und später zahlreiche Vorschläge zum Energiesparen umsetzen. Dazu will der Rathauschef persönlich die Werbetrommel rühren. Unter anderem wird eine eigene Ortsversammlung in Traubing zu dem Thema erwogen. Die Projektkosten übernimmt zu 75 Prozent das Amt für ländliche Entwicklung. Läuft das Energiekonzept für Traubing gut, soll es auf die gesamte Gemeinde ausgedehnt werden.

Auf Wunsch der Grünen gab Steinbacher-Consulting Auskunft über den Stand der Dinge. Umweltingenieurin Martina Hügl berichtete, dass gegenwärtig jedes der 360 Gebäude im Dorf detailliert erfasst werde. Dazu würden Daten der Kaminkehrer und der Energieversorger herangezogen. Doch sei man vor allem auf die Mitarbeit der Eigentümer angewiesen. Sie werden in einem Fragebogen gebeten, unter anderem Auskunft zu geben über Baujahr der Immobilie, Art der Heizung, Fenster, Dach, Fassade und bereits vollzogene Sanierungsmaßnahmen. Wenn der gegenwärtige Zustand festgestellt sei, werde untersucht, ob erneuerbare Energien einsetzbar sind. Dass Eigentümer mit relativ kleinen, preiswerten Maßnahmen Energie und damit bares Geld sparen, soll als Anreiz dienen. Die Ingenieurin rechnete vor, dass eine leistungsfähigere Heizungspumpe für etwa 450 Euro die Energiekosten jährlich um rund 130 Euro reduziere. "In 3,5 Jahren hat sich die Anschaffung amortisiert." Wichtig ist der Beratungsfirma, in einem Energiekonzept eine Art Flächennutzungsplan zu sehen, also einen Rahmenplan, der der Gemeinde als Leitlinie dienen soll. Konkret umsetzen sollen ihn die Bürger.

Bernd Pfitzner (Grüne) sieht Tutzing damit auf einem guten Weg, um die Selbstverpflichtung des Landkreises zu schaffen: energieautark zu sein bis 2035. Der Weg müsse strukturiert werden. "Da genügt es nicht, hier und da rumzupfriemeln." CSU-Gemeinderat Thomas Parstorfer will allerdings nicht immer nur die Bürger in der Pflicht sehen. "Die machen was, wenn sie Geld haben", gab er zu bedenken. Vielmehr solle die Gemeinde mit gutem Bespiel vorangehen, etwa Straßenlampe auf LED umrüsten. Ist nicht so einfach, erklärte Rathauschef Krug. Denn noch bis 2020 ist Tutzing an Verträge mit einem Großversorger gebunden, dem zum Beispiel die Peitschenlampen gehörten. Die müsste die Gemeinde ablösen oder in den nächsten ein, zwei Jahren bessere Verträge aushandeln.

Was rasch kommen soll, sind Fotovoltaikanlagen auf Dächern von geeigneten Gemeindegebäuden. Als erste aus einer Auswahl von acht sind der Rathaus-Neubau im Visier sowie der Buttlerhof. Die Auswahl fußt auf einer Aufstellung, die Mitglieder der Energiegenossenschaft Fünfseenland zusammengetragen haben. Dafür gab's großes Lob. 52 Liegenschaften der Gemeinde samt Wochenmarkt waren auf ihren Energieverbrauch im Jahr 2014 hin abgeklopft worden. 71 000 Euro Stromkosten gab die Gemeinde dafür aus. Als größte Energieverbraucher stellten sich die Grund- und Mittelschule mit 108 000 Kilowattstunden heraus, für die an ein eigenes Blockheizkraftwerk im Zuge der Sanierung gedacht ist, und das Rathaus, wo 89 772 Kilowattstunden aufliefen. Im Buttlerhof sind es mit 27 000 Kilowattstunden vergleichsweise wenig. Aber dort soll über Energieeinsparung auch die Pacht attraktiver werden. Fotovoltaik ginge nach Meinung der Fachleute auch beim Feuerwehrhaus, dem Kindergarten Arche Noah, Würmseehalle und Waldorf-Kindergarten, der aber demnächst abgerissen wird.

Kritisch sieht einzig Wolfgang Marchner (Bürger für Tutzing) die Pläne: "Der Preis ist hoch. Wir zerstören damit unsere heimischen Dachlandschaften", gab er zu bedenken. Thomas Parstorfer setzte sich für eine schnelle Umsetzung ein. Man könne nicht zu allem "Nein" sagen, zu Winderädern, Geothermie, Solardächern. Der Gemeinde gehörten große Flächen, die Genossenschaft setze die Anlagen drauf, nach acht Jahren gehörten sie Tutzing. Gegen die Stimme von Marchner wurden Anlagen für Rathaus-Neubau und Buttlerhof beschlossen.

© SZ vom 29.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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