Wahlkampf:Seehofers Schmonzetten

Lesezeit: 2 min

Der Ministerpräsident zeigt sich bei seinem Auftritt im Tutzinger Festzelt in aufgeräumter Stimmung

Von Otto Fritscher, Tutzing

Bildung, Sicherheit, Obergrenze, die Wiedereinführung des neunstufigen Gymnasiums, das "kein Billigabitur, sondern anspruchsvoll sein wird", das waren die programmatischen Schwerpunkte der Rede, die Ministerpräsident Horst Seehofer am Mittwoch vor etwa 800 Besuchern im Tutzinger Festzelt hielt. Diese spendeten braven Applaus für die unaufgeregte Rede, der sich immer dann steigerte, wenn Seehofer spüren ließ, wie sehr er mit sich selbst im Reinen und überzeugt ist, dass niemand an ihm vorbeikommt, und dass er es im Wahlkampf eigentlich allen recht machen will: Natürlich sei "die Ehe zwischen Mann und Frau das Leitbild der CSU", er hätte im Bundestag wie Kanzlerin Angela Merkel gegen die Ehe für alle gestimmt, aber man dürfe auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht diskriminieren. Müder Applaus.

Lebhaft wurde das Publikum bei den zahlreichen Schmonzetten, die Ministerpräsident Seehofer in seine gut 45 Minuten dauernde Rede einflocht. So witzelte er über den CSU-Bundestagskandidaten Michael Kießling, der ihm an Körpergröße annähernd gleich ist: "Als ich Franz Josef Strauß, der ja viel kleiner war als ich, zum ersten Mal getroffen habe, sagte der zu mir: Seehofer, Sie mögen der Längere sein, aber ich bin der Größere."

Oder der Exkurs über die Frage, ob auch der Landkreis Starnberg "die Vorstufe zum Paradies" sei, wie er es einmal von Altötting behauptet habe. "Da ist dann der Bischof zu mir gekommen und gesagt: Herr Ministerpräsident, die Vorstufe zum Paradies, das ist doch das Fegefeuer." Er habe dies in der Katholischen Universität Eichstätt überprüfen lassen, mit dem Ergebnis: "Es gibt auch einen direkten Weg zum Himmel. Aber ich sage jetzt einfach: "Ihr seid hier im Paradies." Großer Applaus.

"Prächtig" ist offenbar ein Lieblingswort Seehofers. Und der wiederholte Hinweis, dass es "Deutschland gut, aber Bayern besser geht". Überhaupt Bayern mit seiner 1000-jährigen Geschichte. "Bayern war immer auf Seiten der Sieger. Und wenn nicht, dann haben wir schnell die Seiten gewechselt", sagte Seehofer und brachte historische Beispiele mit Napoleon, den Österreichern und Preußen. Nach jedem Seitenwechsel sei Bayern ein Stück größer geworden. "Nur eins verstehe ich nicht", so Seehofer. "Mir sagt man ja auch nach, dass ich schon mal schnell meine Meinung und die Seiten wechsle. Warum werde ich dafür gescholten und nicht auch gelobt?" Sicherlicher werde man auch ihm mal für seine Entscheidungen "historische Weitsicht" attestieren. Doch: "Warum muss man dafür immer erst gestorben sein?"

Den Besuch in Tutzing hatte die ehemalige Landtagsabgeordnete Ursula Männle eingefädelt. "Ich habe vor einem Dreivierteljahr angefragt und bin immer dran geblieben", erklärte sie. Seehofer hatte selbst zu den Gerüchten Stellung genommen, die seit Tagen in Tutzing kursierten, er werde nicht kommen. "Fake news", sagte Seehofer abschätzig, "Sie sehen ja, dass ich da bin." Und aufgeräumter Stimmung dazu.

Als die CSU-Kreisvorsitzende Stefanie von Winning ihm als Geschenk ein Modell des Feldafinger Bahnhofs für seine Modelleisenbahn überreichte, antwortete Seehofer: "Glauben Sie ja nicht, dass die nur im Kreis rumfährt. Voll digital, alles zum Programmieren und ich kann's." Zum Abschluss witzelte der Ministerpräsident über das kleine Geschenk, das ihm der Ortsvorsitzende Thomas Parstorfer mit auf den Weg gab. "A bissl größer hätt's schon sein dürfen!"

© SZ vom 07.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: