Tutzing:Mutter des Volkes

Enthuellung des Bildes 'Koenigin Therese', Veranstaltung der 'Stiftung Schloss Tutzing' mit der Evangelischen Akademie Tutzing; Herzog Franz von Bayern enthüllt Porträt der Königin Therese . Foto: Oryk Haist/oh, Pressestelle Ev. Akademie Tutzing

Enthüllter Blickfang (v.l.): Akademiedirektor Udo Hahn, Franz von Bayern, Annette Findeiß, Stiftung Schloss Tutzing, und Peter Gauweiler.

(Foto: Oryk Haist/oh)

Ein Gemälde von Therese, Königin von Bayern, ziert die Evangelische Akademie Tutzing

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Tutzing

Sie hat der Bavaria-Statue vor der Ruhmeshalle in München ein Gesicht gegeben und der Oktoberfestwiese ihren Namen: Therese, Königin von Bayern. Nun ist sie auch in der evangelischen Akademie Tutzing zu bewundern. Im Rahmen des Jubiläums 100 Jahre Freistaat Bayern und 200 Jahre Verfassungsstaat Bayern hat Franz, Herzog von Bayern, am Mittwoch vor geladenen Gästen ihr Portrait enthüllt. Akademiedirektor Udo Hahn: "Mit dem Portrait von Königin Therese ist unser Haus um eine Attraktion reicher."

Der Rahmen ist alt, das Bild ist neu. Es wurde dem Gemälde von Joseph Karl Stieler nachempfunden, das die Königin im Krönungsornat darstellt. Weder der Name des Künstlers, noch die Kosten wurden genannt. Laut Hahn ist das Gemälde von privaten Spendern finanziert und über den Münchener Galeristen Daniel Cid Gómez in Auftrag gegeben worden. Wie Gómez am Rande des Abends verriet, ist es 70 Jahre nach dem Tod eines Künstlers erlaubt Kopien von Gemälden anzufertigen. Nach seinen Angaben ist die Kopie das Werk eines Künstlers aus Osteuropa, dessen Name anonym bleiben soll. Der Rahmen aus dem 19. Jahrhundert wurde vom Restaurator Christian Götz in Stand gesetzt.

Wie Hahn berichtete, hing bislang auf der Stirnseite des Musiksaals das Portrait von Gräfin Granville. Es stellte sich die Frage, warum an dieser prominenten Stelle ausgerechnet das Bild einer englischen Gräfin hängt. Der Stiftungsrat entschied sich für eine alternative Gestaltungsmöglichkeit und hatte die Idee, ein Gemälde von der bayerischen Königin Therese in Auftrag zu geben, weil sie "das evangelische Gesicht Bayerns" sei, so Hahn.

Wie Peter Gauweiler in seinem Festvortrag betonte, war die Gemahlin von König Ludwig I. die wohl beliebteste Königin Bayers, die vom Volk "Diana-mäßig" verehrt worden sei. Die hochgebildete Prinzessin von Sachsen-Hildburghausen stand sogar auf der Liste der Ehekandidatinnen von Napoleon. Laut Gauweiler, der das Buch "Evangelisch in Bayern" geschrieben hat, war es keine Fürstenehe, die von Staatsmännern ausgehandelt wurde. Sie hätten sich wirklich geliebt und sich unzählige Briefe geschrieben. Seit ihrer "Traumhochzeit" 1810 gibt es mit dem Oktoberfest auf der Theresienwiese das größte Volksfest der Welt. Therese sah sich nicht nur als liebende Mutter ihrer neun Kinder, sondern auch als Mutter des Volkes. Sie hat die ersten Kitas gegründet und die Hauner'sche Kinderklinik. Auch wenn Ludwigs "Mätressenwirtschaft", darunter die Affäre Lola Montez, die Ehe überschattete, war sie Staatsfrau und blieb stets die wichtigste Ratgeberin ihres Ehemannes. Die Schauspielerin Romy Scheider habe die österreichische Kaiserin Sisi dargestellt, für Therese, Königin von Bayern, könne er sich die Schauspielerin Helen Mirren vorstellen, so Gauweiler.

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