Aufregung in Tutzing:Plötzlich ein Mobilfunkmast

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Tutzing:Kirchenstrasse Mobilfunkmast

Nach ein paar Metern ist Schluss mit dem Aufbau: Die Telekom will mit dem Funkmast in der Kirchenstraße die auf dem früheren Roche-Gelände abgebaute Antenne ersetzen.

(Foto: Nila Thiel)

Arbeiten für eine 34 Meter hohe Antenne der Telekom schrecken Bürger im Zentrum auf. Das Landratsamt verhängt einen Baustopp. Die Anlage in der Kirchenstraße gilt "als nicht genehmigungsfähig".

Von Manuela Warkocz

Großer Aufreger in Tutzing: Der überraschende Bau eines Mobilfunkmastes mitten im Ortszentrum rief am Dienstag besorgte Bürger und die Gemeinde auf den Plan. Die Deutsche Funkturm GmbH, eine Tochter der Deutschen Telekom, hatte auf einem Telekom-Grundstück an der Kirchenstraße die Errichtung eines 34 Meter hohen Mobilfunkmastes vorbereitet. Im Rathaus schrillten die Telefone. Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler) nahm sich sofort des Anliegens an und schritt ein. Sie informierte das Landratsamt. Das Kreisbauamt schickte noch am Dienstag einen Baukontrolleur nach Tutzing. Der ließ den Bau umgehend einstellen. Für den Mast liegt keine Genehmigung vor. "Er ist an dieser Stelle auch nicht genehmigungsfähig", teilte Landratsamtssprecherin Barbara Beck am Mittwoch nach Prüfung mit. Lediglich ein Funkmast bis zehn Meter Höhe dürfe ohne Genehmigung errichtet werden.

Sigrid Horn vom Hotel Garni Möwe war erst überrascht, dann erbost, als sie Dienstagvormittag feststellte, was sich da direkt neben dem Beherbergungsbetrieb der Familie anbahnte. "Wir haben Baulärm gehört. Arbeiter haben Gestelle für einen Mobilmast angefahren." Eine Nachbarin habe dann überschlagen, dass die Aufbauten über 30 Meter hoch würden - "ein Riesenteil". Gemeinsam schlugen ein halbes Dutzend Anlieger Alarm, darunter auch Robert Harthauser, der das Kino Kurtheater schräg gegenüber betreibt. Die Hoteliersfrau befürchtet mit einem hohen Mobilfunkmast in direkter Nachbarschaft nicht nur Nachteile für Betrieb und Gäste. "Ich wohne hier mit Familie und Kindern, viele andere Familien auch. So nah und hoch wollen wir das nicht", sagt sie.

Bürgermeisterin Greinwald sprach am Dienstagabend im Gemeinderat von weiterem Klärungsbedarf. Der Mast soll, so Greinwald in der Gemeinderatssitzung, wohl den bislang bestehenden großen Mobilfunkmast auf dem ehemaligen Roche-Gelände ersetzen. Den habe die Telekom "netterweise" schon abbauen lassen. "Ich habe das Gefühl, das soll uns in eine gewisse Entscheidung drängen", äußerte die Bürgermeisterin in der Sitzung. Der Mast war auf einem alten Gebäude installiert, das abgerissen wird. Dort sollen in den nächsten Jahren neue Büro- und Gewerbebauten entstehen. Der Funkmast-Standort auf dem früheren Roche-Gelände gilt als einer der wichtigsten in Tutzing. Vereinzelt ist offenbar schon ein Engpass im Netz spürbar, wie Georg Schuster (ÖDP) und Bernd Pfitzner (Grüne) feststellten.

Die Gesellschaft Deutsche Funkturm teilte mit, sie habe nach dem Abbau "die Versorgung durch einen provisorischen Mobilfunkmast nach geringer Ausfallzeit am gleichen Tag" wiederherstellen wollen. Über dieses Vorhaben habe sie die Gemeinde im April informiert. "Für einen provisorischen Mobilfunkstandort ist keine Baugenehmigung notwendig", heißt es weiter. Den Baustopp werde man jedoch befolgen. Man bemühe sich um eine rasche Klärung mit Landratsamt und Gemeinde.

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